Mobil- und Raupenkrane

6 Minuten - Magazin 02 | 2024

Helfer, Retter und Brückenbauer

Das Technische Hilfswerk (THW) ist die ehrenamtliche Einsatzorganisation des Bundes und ein unverzichtbarer Bestandteil des Bevölkerungsschutzes. Rund 88.000 engagierte Freiwillige in ganz Deutschland bilden das Herzstück des THW und tragen maßgeblich zu dessen Erfolg bei.

Zwölf neue Mobilkrane für das Technische Hilfswerk

Mit ihrer Expertise, modernster Technik und umfangreicher Erfahrung steht das THW im Auftrag der Bundesregierung weltweit bereit, um in Krisensituationen schnelle und effektive Hilfe zu leisten. Das THW rettet Menschenleben, begrenzt Schäden und stellt Infrastruktur wieder her. Zuverlässige Fahrzeuge und technische Ausstattung sind unabdingbar, um die vielfältigen Aufgaben zu erfüllen.

Andreas Schneider ist beim THW zuständig für die Fahrzeugbeschaffung.

Insbesondere für den Bau von Behelfsbrücken hat das THW bei Liebherr zwölf Mobilkrane des Typs LTC 1050-3.1 in Auftrag gegeben. Sie werden im Laufe dieses Jahres deutschlandweit an die Fachgruppen Brückenbau ausgeliefert. THW-Präsidentin Sabine Lackner erklärt: „Die Krane sind ein unverzichtbares Hilfsmittel in den Fachgruppen. Hiermit können die THW-Einsatzkräfte die schweren Brückenelemente anheben und zu Konstruktionen zusammenfügen, die Spannweiten von über 80 Metern erreichen können. Mehr als drei Dutzend provisorische Brücken, die das THW allein in den vergangenen drei Jahren errichtet hat, zeigen wie wichtig diese Fahrzeuge sind.“

Andreas Schneider ist beim THW zuständig für die Fahrzeugbeschaffung: „Nach 25 Jahren Einsatzzeit unserer Mobilkrane war es notwendig, diese durch neue Geräte zu ersetzen. Liebherr hat bei der Ausschreibung den Zuschlag für den LTC 1050-3.1 erhalten. Wir wollten einen kompakten, wendigen Mobilkran mit hoher Leistung. Der Liebherr-50-Tonner erfüllt alle unsere Anforderungen. Die neuen Krane sind nun auch wieder für 25 Jahre Einsatzdauer geplant.“ Der LTC 1050-3.1 ist das schwerste und auch teuerste Einsatzfahrzeug des THW, das bisher in Serie beschafft wurde.

Abholbereit: Insgesamt zwölf LTC 1050-3.1 beschaffte das THW für seine Fachgruppen Brückenbau bundesweit.

Der Brückenbau ist eine Kernkompetenz des THW. Vor allem nach Naturkatastrophen ist die Errichtung von temporären Brücken von entscheidender Bedeutung, denn sie sind ein wichtiger Teil der Infrastruktur. National und international hat das THW seine Fähigkeiten im provisorischen Brückenbau an zahlreichen Einsatzorten unter Beweis gestellt. THW-Einsatzkräfte haben nach dem Starkregen „Bernd“ im Sommer 2021 im Ahrtal 30 Behelfsbrücken errichtet. Im vergangenen Sommer haben sie mehrere Brücken in Slowenien installiert. Außer für den Brückenbau setzt das THW seine Mobilkrane für allgemeine Umschlagund Hebearbeiten sowie bei Unfällen mit schweren Fahrzeugen ein.

Ersteinsatz: Der kompakte Mobilkran kam direkt vom Liebherr-Herstellerwerk in Ehingen zum Einsatzort in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Praxiseinsatz mit Schulungscharakter

Nach intensiver Schulung im Liebherr-Herstellerwerk in Ehingen konnten einige Fachgruppen bereits erste Erfahrungen mit den neuen Kranen sammeln. So hat die Gemeinde Halbergmoos in Ostbayern das THW angefragt, eine Behelfsbrücke zu bauen, weil die Bestandsbrücke marode ist und erneuert werden muss. „Diesem Wunsch kamen wir gerne nach, da wir immer wieder Übungsmöglichkeiten suchen“, erklärt Florian Wigger, Gruppenführer Brückenbau THW Freising. „Hier fanden wir ein realistisches Übungsszenario für die zwei neuen LTC 1050-3.1, die wir in Bayern zur Verfügung haben – nämlich in den Fachgruppen Fürth und Freising.“

Zufrieden: Gruppenführer Florian Wigger ist voll des Lobes für die neuen Liebherr-Krane.

Auf einer Montagebahn wurde die Brücke vormontiert. Sie besteht aus mehreren Elementen, die mit Bolzen verbunden werden. Dann hoben die beiden Krane die Brücke im Tandem ein – einer auf der linken, der andere auf der rechten Uferseite. „Wir konnten hier Abläufe üben, die wir auch bei größeren Behelfsbrücken brauchen. Wie wird eine Brücke vormontiert, wie wird sie eingehoben, welche Gefahren sind zu beachten und wie können wir das später im realen Einsatz sinnvoll umsetzen? Die Vormontage der zehn Tonnen schweren Brücke dauerte hier zwei Stunden, der Hub selbst nur zehn Minuten“, erklärt Wigger.

Der Gruppenführer und sein Team sind mit den neuen Kranen rundum zufrieden: „Wir haben den LTC 1050-3.1 seit rund zwei Monaten im Einsatz und sind total begeistert. Es ist ein kompakter Kran, der auf kurzen Entfernungen viel heben kann. Gleichzeitig ist er leicht genug, um unterschiedliche Einsatzstellen zu erreichen. Der LTC hat seinen kompletten Ballast und Ausstattung an Bord, so dass wir am Einsatzort keine großen Rüstzeiten haben, sondern sofort mit dem Einsatz beginnen können. Besondere Highlights sind die teleskopierbare Krankabine, die es dem Kranfahrer ermöglicht von oben auf die Baustelle zu schauen. Durch seine bessere Sicht wird die Sicherheit der Einsatzkräfte erhöht.“

Jahrhundert-Hochwasser: Der LTC 1050-3.1 des THW Ortsverbands Witten unterstützt den Rückbau einer Behelfsbrücke im Ahrtal.

Brückendemontage im Ahrtal

Im Juli 2021 hinterließ das Jahrhundert-Hochwasser im Ahrtal eine Spur der Verwüstung. Dutzende Brücken wurden zerstört. Behelfsbrücken mussten gebaut werden, um die Wiederherstellung der Infrastruktur zu unterstützen. Inzwischen werden einige nicht mehr benötigt und werden daher zurückgebaut. Auch hier kam bereits ein neuer LTC 1050-3.1 des THW zum Einsatz, um die Brückendemontage zu unterstützen. Er gehört zum Ortsverband Witten und kam direkt vom Liebherr-Werk zum Einsatzort in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Benjamin Albrecht ist Gruppenführer der Fachgruppe Brückenbau des Ortsverbands Witten und berichtet: „Wir haben im Liebherr-Werk eine einwöchige Schulung erhalten und uns mit diesem neuen Kran vertraut gemacht. Wir konnte alle Funktionen testen und unsere Ansprechpartner haben uns mit Rat und Tat unterstützt. Das Gelernte konnten wir auf unserem Rückweg nach Witten mit einem Abstecher ins Ahrtal in die Praxis umsetzen. Wir unterstützen hier die Fachgruppe Brückenbau Bad- Kreuznach.“

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2024.

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