Ein großer Riss, der durch nahezu die gesamte Fläche der alten Staumauer „Spitallamm“ geht und das Bauwerk quasi vertikal großflächig in zwei Segmente spaltet, hatte zum Neubauvorhaben der Sperrmauer geführt. Im Jahre 1932 fertiggestellt, war die Spitallamm mit 114 Metern vom Fuß bis zur Mauerkrone einst die höchste Staumauer in der Schweiz. Die Sorge, dass bei einem stärkeren Erdbeben die alte Mauer dem Wasserdruck des Stausees am Grimselpass nicht standhalten könnte, bewog die Bauherrin, die Kraftwerke Oberhasli AG, zu einem ehrgeizigen Vorhaben: Bis zum Jahr 2025 soll ein neues Stauwerk fertig gestellt sein.
Der schweizerische Baukonzern Frutiger AG mit Sitz in Thun ist innerhalb der Arbeitsgemeinschaft aus mehreren Firmen federführend für das Projekt verantwortlich. Dabei kommen immer wieder die Liebherr-Mobilkrane und auch der MK-Mobilbaukran aus dem Fuhrpark des Unternehmens auf der alpinen Baustelle zum Einsatz. Für den Aufbau eines Containerdorfes auf einem Felsplateau zwischen den beiden Sperrwerken des Gletscher-Stausees arbeitete sich ein LTM 1130-5.1 aus dem Aaretal bei Meiringen die engen Serpentinen bis zum Stausee hinauf. Der moderne Mobilkran wurde von Frutiger Anfang des Jahres in Dienst genommen und hat einen neun Jahre alten LTM 1100-5.1 abgelöst. Das beim neuen Kran verfügbare variable Abstützsystem Vario-Base® war entscheidend für UpLoad 31 Bei Steinbock, Gams & Murmeltier den Einsatz bei diesem Job im Hochgebirge, denn die für das Fahrzeug verfügbare, sehr kleine Stellfläche ließ ein vollständiges Ausfahren aller Stützholme nicht zu.
Insgesamt 60 Wohncontainer wurden binnen dreier Tage von Kranfahrer Heinz Wittwer mit seinem Mobilkran passgenau platziert. Ausladungen von bis zu 47 Metern waren dafür erforderlich. Nach der Winterpause – die Arbeiten auf der Baustelle werden während der schneereichen Monate eingestellt – werden im nächsten Frühjahr 40 Arbeiter ihre provisorischen Unterkünfte beziehen.
Die geplant sechsjährige Bauzeit wird um ein Jahr kürzer sein als beim Errichten der ursprünglichen mächtigen Staumauer am Grimselpass. Anstelle von rund 600 Arbeitern, die damals im Einsatz waren, wird man dieses Mal mit knapp 100 Spezialisten auskommen. Übrigens: Ein Vorteil des Neubaus gegenüber einer Sanierung liegt unter anderem darin, dass während der gesamten Bauzeit der See nicht abgelassen und dadurch die Stromgewinnung nicht unterbrochen werden muss. Der Grimsel-Stausee wird von Gletschern gespeist und fasst ein Volumen von rund 100 Millionen Kubikmetern Wasser.
Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2019.