15 Minuten | Magazin 01/2021
Der Vorhang fällt...
Anfang des Jahres 2020 planten Vertrieb, Marketing und Produktmanagement in Ehingen noch, den neuen Mobilkran LTM 1150-5.3 im zweiten Halbjahr auf den Herbstmessen vorzustellen – wie immer also. Danach sollte es weitergehen zur Intermat nach Paris.
Tobias Ilg, Marketingleiter bei Liebherr in Ehingen
Virtuelle Premiere eines neuen Glanzstücks
Doch daraus wurde nichts. Wie so vieles in 2020 verlief auch die Vorstellung des neuen 150-Tonners eben nicht nach dem ursprünglichen Plan.
Während im Sommer 2020 die Konstruktion des LTM 1150-5.3 voranschritt und bereits erste Prototypen gebaut wurden, stellten sich Tobias Ilg, Marketingleiter in Ehingen, und Jan Keppler, Leiter des Produktmanagements, deshalb die Frage: Wie präsentieren wir denn nun das neue Glanzstück, wenn die Herbstmessen bedingt durch Corona nicht stattfinden werden? Beim gemeinsamen Brainstorming, natürlich mit mindestens 1,5 Metern Abstand, wird schnell klar: Es geht nur virtuell. „Was für große Konsumgüterhersteller schon lange Standard ist, war für uns zu diesem Zeitpunkt noch absolutes Neuland“, erläutert Tobias Ilg.
Jan Keppler, Leiter des Produktmanagements bei Liebherr in Ehingen
Stärken auch virtuell ausspielen
Ein Mobilkran ist allein durch seine Größe bereits beeindruckend. Der neue LTM 1150-5.3 hat aber noch andere Vorzüge: 150 Tonnen Traglast. 66 Meter, der längste Ausleger in dieser Tragkraft-Klasse. Und neun Tonnen Ballast bei 12 Tonnen Achslast. Der Neue ist damit komplett auf Wirtschaftlichkeit getrimmt: Viele Jobs kann er ohne zusätzlichen Ballasttransport erledigen. Mit seinen Tragkräften wildert der LTM 1150-5.3 in der 200-Tonnen-Klasse. Kurzum: Er ist ein Juwel für jeden Kranbetreiber.
Aber können diese Vorzüge bei einem virtuellen Launch ähnlich eindrucksvoll demonstriert werden wie live auf einem Messegelände? Ein neues Smartphone ist virtuell schnell erklärt. Aber ein neuer Kran? Wie lange sieht ein Zuschauer einer virtuellen Vorstellung zu? Wie viel Action muss rein? Wie viele Fakten verkraftet der (Fach-)Zuschauer? Und was bedeutet eigentlich virtuell – welche technischen Herausforderungen gilt es zu meistern?
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Vom Finden der Antworten und neuer Vorteile
Von der Idee über die Beantwortung dieser Fragen hin zur Umsetzung war es ein langer Weg: Zuerst mussten Tobias Ilg und Jan Keppler ein Skript erarbeiten und daraus technische Notwendigkeiten ableiten. Langjährige Film- und Medienpartner wurden an Bord geholt, um die Ideen der beiden zu realisieren. Je näher die erste virtuelle Vorstellung eines Mobilkrans rückte, desto spannender wurde es. Als der 5-Achser fertig lackiert in seiner imposanten Größe bereitstand, wurde das Konzept nochmal auf Herz und Nieren geprüft. „Da wurde es richtig spannend. Wir haben nochmal alles hinterfragt: Schaffen wir es, die Vorteile des Krans wirklich in nur zehn Minuten zu erklären? Reicht das aus? Oder erzählen wir schon beinahe zu viel?“, fasst Jan Keppler das letzte Schleifen am Live-Stream zusammen.
In Vorbereitungen für das Live-Event: Die Fahraufnahmen.
Letztendlich warf der virtuelle Launch zwar viele neue Fragen auf, bot aber auch einen entscheidenden Vorteil. Neben Kunden aus der ganzen Welt, die vom Vertrieb direkt eingeladen wurden und auch auf den Herbstmessen vertreten gewesen wären, kann virtuell ein noch breiteres Publikum erreicht werden. „Wir wollten bewusst auch die Fahrer, Techniker und alle Kraninteressierten auf dieses Event hinweisen. Und da wir live unterwegs sind, wollten wir bewusst auch die Möglichkeit geben, Fragen per Chat zu stellen – die wir auch während des Live-Streams beantworten“, berichtet Ilg. Das geschah über eine umfangreiche Kommunikationskampagne in den sozialen Netzwerken. Das neue Juwel für jede Flotte und seine Vorstellung wurden auf Facebook, LinkedIn, Instagram und YouTube angekündigt.
Werkshalle wird Filmstudio
Einen Tag vor Ausstrahlung des Live-Streams wurde die Übergabehalle im Liebherr-Werk Ehingen zum Filmstudio umgebaut. Die umfangreichen Proben standen an. Klar ist: Mit einer einfachen Handyaufnahme wurde dieses neue 5-Achs-Glanzstück nicht präsentiert. Jeder Laufweg musste abgesprochen sein. Deshalb ging Moderator Martin Kloss, den Sie vielleicht aus unserem Videomagazin kennen, mit dem Regisseur, den Beleuchtern und den Kameramännern alle Einstellungen mehrfach in Ruhe durch.
Im Rampenlicht: Der neue 5-Achser filmbereit am Set.
Am 20. Oktober war es dann schließlich soweit: Erst auf Englisch, dann auf Deutsch wurde der neue LTM 1150-5.3 vorgestellt. Martin Kloss hieß mehrere tausend Zuschauer zu Hause, bei der Arbeit oder unterwegs herzlich willkommen. „Das war für uns schon ein spannender Moment – keiner konnte wissen, wie viele Zuschauer letztendlich den neuen 150-Tonner live sehen wollen und können. Und, ob die Übertragungstechnik so funktioniert, wie geplant“, so Ilg. Kurz und knackig wurden die Fakten des Krans präsentiert: Lang. Kräftig. Stark. Mobil. Die Vorstellung von Kloss wechselte sich mit beeindruckenden Fahrszenen ab, die vorab produziert wurden. Live wäre das technisch zu komplex gewesen. Nach knapp 12 Minuten verabschiedete sich Martin Kloss von den Zuschauern.
Ein Blick zurück
„Wir haben mit unserer digitalen Weltpremiere über 750.000 Aufrufe auf den verschiedenen Plattformen erreicht – mit wirklich positivem Feedback auf diese Art der Präsentation“, berichtet Ilg. Kraninteressierte von Australien bis Kanada, von Südafrika bis Norwegen waren Zeugen, als die ersten Bilder des neuen LTM 1150-5.3 gezeigt wurden. „Es ist ein absolut wirtschaftlich durchdachter Kran, den wir hier auf den Markt bringen und zum ersten Mal auf digitale Weise vorstellen. Das ist für mich ein doppeltes Highlight“, resümiert Keppler.
Am Ende des ersten Live-Streams stand der LTM 1150-5.3 glänzend im Rampenlicht und Martin Kloss endete mit den Worten, die wir auch mit unseren Lesern teilen möchten: „Wir freuen uns, dieses Glanzstück auch bald in ihrer Flotte und ihren Farben zu sehen!“
Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2021.