Pioniere der Zahnradbearbeitung
Zu den Pionierleistungen der Verzahntechnologie gehören die erste Stoßmaschine mit hydrostatischer Führung aus dem Jahr 1967 und die erste Schleifmaschine mit CBN-Schleifscheiben aus dem Jahr 1989. Beide Technologien setzten Standards in ihrer Branche. Drei Jahre später übernahm Liebherr die Maschinenfabrik Lorenz, einen renommierten Hersteller von Wälzstoßmaschinen und Verzahnwerkzeugen am Standort Ettlingen. Dort unterhält die Verzahntechnik auch heute noch ein Werk für Verzahnwerkzeuge. Das Angebot des Traditionsunternehmens passte perfekt zum Produktportfolio der Liebherr-Verzahntechnik.
In den späten 90er und 2000er Jahren hieß der Trend in der Verzahntechnik Größe: Durch den Boom der Windkrafträder wuchs die Nachfrage nach großen Zahnrädern und damit nach Maschinen, um solche herzustellen. Räder mit Durchmessern von sechs Metern erforderten besondere Technologien, die Liebherr erfolgreich entwickelte.
Am Puls des technischen Fortschritts
In den letzten zehn Jahren rückte schließlich die erhöhte Qualität und Genauigkeit der Zahnräder stärker in den Fokus, getrieben von der Luftfahrttechnik und dem Wunsch nach immer leiser werdenden Getrieben. Verzahn-Technologien wie ChamferCut konnten hier punkten. Mit dem Wälzschälen, auch bekannt unter dem englischen Begriff Skiving, setzte sich schließlich ein früh entwickeltes Verfahren in moderner Auslegung durch, das sich erheblich auf die Produktivität auswirkt: Skiving3 komplettiert das Angebot der Zahnradbearbeitung.
Vernetzen heißt Brücken bauen
„Die moderne Technik entkoppelt den Menschen und die Maschine zunehmend“, erläutert Dr. Hans Gronbach eine Facette des Themas. „Früher wurden Räder gesetzt, heute läuft alles über die digitale NC-Steuerung. Vielleicht werden unsere Maschinen in Zukunft aus dem Büro heraus gesteuert.“ Ein unmittelbares Feedback der Maschine auf menschliche Eingriffe entfällt zunehmend. Der Bediener kann weniger unmittelbar beobachten und muss diese Lücke durch Rückschlüsse füllen – eine anspruchsvolle Aufgabe.
Für Liebherr führt das zu einem anderen Umgang mit den Mitarbeitern und den Mitarbeiterinnen. Michael Messer: „Wir müssen unsere Leute begleiten und entsprechend qualifizieren. Wir verstehen uns daher auch als Brückenbauer für unsere Mitarbeiter in die Globalisierung und die Hochtechnologie.“
Michael Schuster zeigt auf, dass dieser Weg bereits in der Ausbildung beginnt. „Alle Auszubildenden gehen ins Ausland. Jeder Industriemechaniker lernt Englisch und setzt sich mit Steuerungstechnik auseinander. Das ist ein Investment in die Zukunft. Interdisziplinäres Arbeiten wird von Anfang an trainiert, um ein gemeinsames Verständnis in der Teamarbeit zu fördern.“
Intensives Kundenverständnis
Intakte und vertrauensvolle Kundenbeziehungen stehen für Dr. Christian Lang an erster Stelle. „Wir punkten durch ein tiefes Anwendungsverständnis. Die Verzahntechnologie ist heute etabliert, daher ist die Konkurrenz härter geworden. In diesem Umfeld wird Vertrauen in die Lösungskompetenz immer wichtiger, denn die technischen Herausforderungen der Kunden werden anspruchsvoller.“
Qualität ist dementsprechend die Konstante, die zum Selbstverständnis von Liebherr dazugehört. „Dies gilt sowohl für die mechanischen als auch für die digitalen Produkte“, betont Dr. Hans Gronbach. „Unser Alltag und unsere Entwicklung wird immer software-lastiger. Daher bauen wir in diesem Feld zunehmend Kompetenz auf und entscheiden, wo wir selbst aktiv sind und wo wir zukaufen.“
Bedarfsorientierte und lokale Produktion
Bei aller Globalisierung und Digitalisierung sieht Dr. Christian Lang allerdings auch einen Trend zurück in die lokale Produktion. „Wir werden eine Rückbesinnung erleben. Auf der einen Seite werden Transporte teurer, auf der anderen Seite braucht die moderne Fabrik weniger Menschen – und diejenigen die gebraucht werden, müssen gut ausgebildet sein. Dadurch werden viele Produktionen aus Billiglohnländern zurückkommen. Die Themen der Zukunft sind eine steigende Konnektivität sowie die bedarfsgerechte und lokale Produktion mit möglichst geringer Verschwendung, weil die Ressourcen begrenzt sind. Auf diese Trends stellen wir uns ein.“
Damit auch die nächsten 50 Jahre der Liebherr-Verzahntechnik und Automationssysteme zukunftsorientiert, innovativ und erfolgreich sind.