Women@Liebherr: Im Gespräch mit Anna-Lena Belm und Martina Waldmann, Projektingenieurinnen, Industrial Engineering
Anna-Lena und Martina sind engagierte Projektingenieurinnen und beide seit ihrer Ausbildung treue Liebherr-Mitarbeiterinnen. Während Anna-Lena sich nach ihrer Ausbildung mit einem Bachelor und Masterstudium im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau weiterentwickelte, entschied sich Martina für einen Abschluss zur Maschinenbautechnikerin und arbeitet als Produktionstechnikerin im Bereich Automationssysteme. Inzwischen sind sie beide im Industrial Engineering tätig.
In unserem Interview sprechen Anna-Lena und Martina über ihren Arbeitsalltag als Projektingenieurinnen bei Liebherr und wie sie Ideen und Projekte vorantreiben. Zudem gewähren sie Einblicke in ihre spannendsten Projekte und ihre persönliche Weiterentwicklung.
Martina Waldmann, Produktionstechnikerin, Industrial Engineering
Wie kann man sich die Aufgaben und den Arbeitsalltag als Projektingenieurin vorstellen?
Martina: Als Projektingenieurinnen bei Liebherr sind wir vielseitig und flexibel einsetzbar. Am Anfang eines Projekts steht eine Idee, meist zur Optimierung von Betriebsabläufen. Der Impuls kann von uns selbst kommen, oder aber auch direkt aus den Abteilungen. Dann überlegen wir, ob die Aufgabe umsetzbar ist, wie sie angegangen werden kann und wie wir helfen können. Daraus erstellen wir einen Projektsteckbrief, um die Anforderungen und Ziele klar zu definieren.
Im nächsten Schritt schauen wir uns die Situation vor Ort an. Wir arbeiten entweder ein paar Tage direkt mit oder begleiten die Prozesse, um einen genauen Einblick in die Abläufe zu bekommen und die Mitarbeiter kennenzulernen. Das hilft uns dabei, das Problem besser zu verstehen und die richtige Herangehensweise zur Lösung zu finden.
Anna-Lena Belm, Projektingenieurin, Industrial Engineering
Anna-Lena: Richtig, bei der Umsetzung eines Projekts haben wir oft den Blick von außen und können betriebsbedingte Blindheiten aufdecken. Dadurch können wir Optimierungen einführen und Verbesserungen erreichen, die den Mitarbeitern möglicherweise entgangen sind.
Auf Basis unserer Beobachtungen und Analysen erstellen wir dann einen Zeitplan und planen Meilensteine für das Projekt. Diese Pläne besprechen wir mit unserem Abteilungschef, den Mitarbeitern und den Meistern, um sicherzustellen, dass alle involvierten Parteien informiert sind und mitziehen.
Wieso habt Ihr Euch für einen Job als Projektingenieurin entschieden? Wie kam es zu dem Interesse an Technik?
Anna-Lena: Technische Projekte in den Schulen zum Beispiel, können als Wegweiser dienen, aber die Leidenschaft für Technik steckt in einem selbst oder eben nicht. Ich persönlich habe schon immer gerne Dinge gebastelt und ausprobiert. Das Interesse für technische Themen und innovative Lösungen sowie der Gedanke, an der Entwicklung von Prozessen und der Optimierung von Betriebsabläufen mitzuwirken, hat mich letztendlich dazu bewogen, den Weg als Projektingenieurin einzuschlagen.
Wie kam es, dass Ihr Liebherr als Arbeitgeber gewählt habt?
Martina: Der erste Berührungspunkt mit Liebherr war das Projekt „MuT – Mädchen und Technik“. Unsere Mädchenrealschule hatte mit Liebherr kooperiert und wir hatten verschiedene technische Module mit einem Betreuer von Liebherr nachmittags in der Schule, aber auch vor Ort in der Lehrwerkstatt. Das war echt ein spannender Einblick – wir haben mechanische Baugruppen zusammengebaut, elektrische Schaltkreise entworfen und angesteuert sowie Programmierübungen durchgeführt.
Anna-Lena: Von da an galt Liebherr immer als „coole“ Firma und es haben sich viele damals dort beworben. Auch ich habe Liebherr näher kennenlernen können und dann war schnell klar, dass ich zu Liebherr wollte. Auch während der Ausbildung und unseren weiteren Schritten wie Studium und Technikerschule bewahrheitete sich der positive Eindruck und daher sind wir geblieben.
Martina: Es war tatsächlich eine interessante Reise von der Mädchenschule zu einem "Männerberuf" (lacht).
Die Kollegen sind immer dazu bereit, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, und das ist in einem Unternehmen von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht, Projekte voranzutreiben.
Und was gefällt Euch an Liebherr besonders?
Martina: Wir haben uns erst letztens darüber unterhalten, was uns besonders an Liebherr gefällt, und waren uns einig, dass es die Vielfältigkeit ist. Mit 15 Jahren, wenn ich an Liebherr dachte, habe ich an Baukräne und Bagger gedacht, aber nicht an Verzahnmaschinen und Automationssysteme.
Anna-Lena: Genau, die Produkte im Bereich Verzahnungstechnik und Automation sind äußerst faszinierend. In der Automation arbeiten wir mit neuen Technologien wie Robotern, während in der Verzahnungstechnik hochpräzise Arbeiten im Mikrometerbereich stattfinden. Diese Kombination und der Kontrast aus verschiedenen Bereichen machen die Arbeit bei Liebherr besonders spannend.
Neben den Produkten ist auch der Zusammenhalt hervorzuheben. Ich sage oft, dass wir eine kleine Liebherr-Familie sind. Durch unsere Ausbildung haben wir die Möglichkeit gehabt, fast jede Abteilung zu durchlaufen und kennenzulernen und wir haben uns ein kleines Netzwerk aufgebaut. Kempten ist nicht besonders groß – man trifft sich auch oft im Privaten, ob geplant oder zufällig.
Martina: Ja, dieses enge Miteinander ist wirklich schön. Wenn wir ein Problem haben, wissen wir immer, wen wir anrufen können, denn in jeder Abteilung kennen wir jemanden, der uns weiterhelfen kann. Die Kollegen sind immer dazu bereit, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, und das ist in einem Unternehmen von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht, Projekte voranzutreiben.
Wir müssen das Team begeistern und die Motivation hochhalten, damit jeder sich mit dem Projekt identifiziert und sich verantwortlich fühlt.
Welche Eigenschaften sollte ein:e Projektingenieur:in mitbringen?
Anna-Lena: Durchhaltevermögen. Man muss für sein Projekt brennen und auch bei Hürden und Gegenwind dahinterstehen. Natürlich ist fachliches Know-how wichtig, aber man muss nicht in jedem Bereich Experte sein. Dafür haben wir unsere Spezialisten aus den Fachbereichen, auf die wir uns verlassen können. Dennoch sollte man einen abteilungsübergreifenden Blick haben und die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Abteilungen verstehen.
Martina: Teamfähigkeit ist ebenfalls von großer Bedeutung. Als Projektingenieur:in müssen wir die Teammitglieder mitnehmen und motivieren, indem wir ein Gefühl der Zusammenarbeit und des gemeinsamen Ziels vermitteln. Wenn die Menschen im Team motiviert sind, läuft das Projekt fast wie von selbst.
Anna-Lena: Genau, das Projektteam ist das A und O. Wir müssen das Team begeistern und die Motivation hochhalten, damit jeder sich mit dem Projekt identifiziert und sich verantwortlich fühlt. Wir definieren die Verantwortlichkeiten von Anfang an klar und machen so das Projekt zum gemeinsamen „Baby“.
Martina: Erst vor kurzem war ich für 2 Wochen auf einer Schulung. Ich hatte mir schon den Kopf zerbrochen, wo ich bei meinem laufenden Projekt nach meiner Rückkehr weitermachen kann und was alles liegen geblieben ist. Als ich dann wieder da war, präsentierte mir das Team, was sie alles während meiner Abwesenheit geschafft haben. Es war cool zu sehen, wie das Team das Projekt mit so viel Motivation und Verständnis vorangetrieben hat.
Was war bisher Euer größtes Highlight bei Liebherr?
Anna-Lena: Mein bisher größtes Highlight bei Liebherr ist ganz klar meine Arbeit an der papierlosen Produktion. Ich habe meine Bachelorarbeit darüber geschrieben und das Ziel war, alle Auftragspapiere und Zeichnungen, die bisher ausgedruckt und händisch weitergegeben wurden, zu digitalisieren. Das ermöglicht eine Echtzeitverfolgung der Abläufe und gibt den Mitarbeitern Zugriff auf alle benötigten Daten, wie CAD-Modelle und Zeichnungen, direkt an ihren Arbeitsplätzen. Die Umstellung ist ein langfristiges Projekt, aber es liegt mir sehr am Herzen, da es die Effizienz enorm verbessert.
Die Akzeptanz der Mitarbeiter ist für mich entscheidend. Sie bringen wertvolle Ideen und Änderungsvorschläge ein. Das System zur papierlosen Produktion ist am Ende nicht ganz so geworden, wie ich es zu Anfang wollte, sondern ist durch konstantes Feedback der Mitarbeiter gewachsen – und so muss es auch sein. Am Ende sind sie es, die täglich damit arbeiten.
Martina: Ich arbeite derzeit an einem Projekt zur Integration von Lean Management in der Firma. Wir haben bereits einige Ansätze getestet und die Fließlinie optimiert. Es macht Spaß zu sehen, wie man mit einfachen Mitteln schnell Verbesserungen erzielen kann. Wir haben acht Verschwendungsarten eingeführt, mit Hilfe derer die Mitarbeiter ihre Arbeitsschritte kritisch hinterfragen können und es ist erstaunlich, wie die Mitarbeiter schon jetzt die Lean-Prinzipien verinnerlicht haben.
Wir wollen die Lean-Philosophie in allen Ebenen der Fertigung und Montage durchsetzen und es ist spannend zu sehen, wie sich die Effekte schon jetzt zeigen. Wir gehen Schritt für Schritt vor, um die Akzeptanz sicherzustellen. Wenn die Motivation nicht da ist, bringt das ganze Vorhaben nichts. Die Unterstützung und das Vorleben des Lean-Prinzips durch die Vorgesetzten sind dabei essenziell, um die Mitarbeiter mit ins Boot zu holen und das Projekt erfolgreich umzusetzen.
Wohin möchtet Ihr Euch in näherer Zukunft noch hin entwickeln?
Anna-Lena: Wir haben bereits an verschiedenen Schulungen wie Projektmanagement und laterale Führung teilgenommen. Führungsqualitäten werden einem nicht in die Wiege gelegt. Dennoch verlangen unsere Aufgaben wie etwa die Betreuung unserer Studenten und die Arbeit im Projektteam, dass wir Verantwortung tragen und ein Team leiten und motivieren können.
Martina: Wir möchten auf dem neuesten Stand bleiben und nicht stillstehen. Feedback ist dabei eine wichtige Quelle für persönliches Wachstum. Wenn uns gesagt wird, was wir gut machen und wo wir uns noch verbessern können, können wir unsere Verhaltensweisen reflektieren und verbessern. Besonders aus schwierigen Situationen lernen wir viel dazu und wissen mittlerweile, wie wir damit umgehen und gegebenenfalls Unterstützung suchen können.
Unser Chef bringt viel Führungserfahrung mit und steht uns immer zur Seite, wenn wir einen guten Rat benötigen. Er ist ein „Liebherr-Eigengewächs“ und kennt das Unternehmen sehr gut und begegnet gleichzeitig jedem auf Augenhöhe.
Anna-Lena: Von Vorgesetzten und Kollegen in der gesamten Firma können wir unglaublich viel lernen. Es gibt einige sehr junge Führungskräfte, deren Weg wir verfolgen und die uns inspirieren. Aber auch die "alten Hasen" haben immer ein offenes Ohr für uns. Fortbildungen und Schulungen sind natürlich wichtig, aber die Erfahrungen und das Praxiswissen, die unsere Kollegen mit uns teilen, sind unbezahlbar.
Welchen Rat möchtet Ihr Frauen mitgeben, die eine Karriere in der technischen Branche anstreben oder bereits darin tätig sind?
Martina: Mein Rat ist, mit Freude und Hingabe an ihre Arbeit heranzugehen. So kommt man am weitesten. Seid offen und dann kommt der Rest von allein.
Anna-Lena: Absolut, ich stimme dir vollkommen zu. Spaß an der täglichen Arbeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Nur wenn man mit Begeisterung an seine Aufgaben herangeht, kann man auch die Ausdauer aufbringen, ein Projekt erfolgreich abzuschließen.