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Women@Liebherr: Im Gespräch mit Stefanie Böhm, Business Analyst

Nach ihrem Abschluss in Informatik an der Universität Ulm begann Stefanie ihre Karriere bei Liebherr mit der Weiterentwicklung einer Terminplanungssoftware in der Produktion. Im Laufe der Jahre hat sie dann als Teil der IT-Abteilung an zahlreichen Einführungen und Umstellungen von Programmen mitgewirkt und sich kontinuierlich weiterentwickelt. Heute arbeitet sie als Business Analyst im Team der IT und Organisation.

In unserem Interview gibt sie Einblicke in ihre berufliche Laufbahn, ihre Erfahrungen als Frau in einer männerdominierten Branche und präsentiert Vorschläge, wie Diversität in Unternehmen noch weiter vorangetrieben werden kann.

Was hat dich dazu bewogen, dich für ein Informatik-Studium zu entscheiden?

Mein Weg zum Informatik-Studium war recht unkonventionell. Im Abitur hatte ich Englisch und Kunst als Leistungskurse - eine ganz andere Richtung, wie man sieht. Nach dem Abschluss habe ich mir ein Jahr Zeit genommen, um verschiedene Praktika zu absolvieren und herauszufinden, wo meine Leidenschaft liegt. Von einem Tierarztpraktikum bis hin zum Einblick beim Fernsehsender RTL war alles dabei, aber irgendwie passte nichts so recht.

Als ich darüber nachdachte, welchen beruflichen Weg ich weiterverfolgen sollte, kam mir der Gedanke, dass sich mit Informatik weitreichende Optionen ergeben – ein Feld, das durch seine immense Vielfältigkeit besticht. Also habe ich mich spontan dafür entschieden. Das erste Semester an der Uni war ein regelrechter Realitätsschock, besonders aufgrund des intensiven mathematischen Schwerpunkts, aber nach anfänglichen Herausforderungen habe ich mich eingelebt. Trotz des männerdominierten Umfelds sowohl während meines Studiums als auch hier in der Firma habe ich mich wohlgefühlt und eine tolle Zeit erlebt. Ich kann es nur jedem weiterempfehlen.

In den ersten Jahren bei Liebherr lag dein Schwerpunkt auf klassischen IT-Aufgaben wie der Weiterentwicklung einer Terminplanungssoftware oder der Umstellung eines ERP-Systems. Wie kam es zum Fokus auf die Organisationsprojekte?

Der Fokus auf Organisationsprojekte begann im Jahr 2021 mit dem räumlichen Umzug der Abteilung Service. Ich erhielt den Auftrag, mich mit dem Konzept von "New Work" auseinanderzusetzen – was versteht man darunter, und wie kann es für uns genutzt werden? Ein wichtiger Aspekt davon war Desk Sharing, welches nicht nur räumliche Flexibilität ermöglicht, sondern auch die Flexibilität im Denken fördern soll.

Bei der Umsetzung dieser Veränderung spielte Change Management eine entscheidende Rolle. Es war eine neue Herausforderung für mich, mich in das Gebiet des Change Managements einzuarbeiten. Während die Informatik für ihre Systematik, „0 und 1“, bekannt ist, brachte dieser Schritt einen stärkeren psychologischen Aspekt mit sich.

Nach einer Fortbildung zum Change Practitioner fokussierte ich mich weiter auf Change Management für interne Projekte. Die größte Herausforderung besteht darin, die Mitarbeiter mitzunehmen und sicherzustellen, dass sie die Veränderungen akzeptieren. Hierbei spielt Kommunikation eine entscheidende Rolle.

Der Leitspruch "One passion. Many opportunities" trifft hier wirklich zu. Man kann sich in seine gewünschte Richtung weiterentwickeln und Ideen umsetzen.

Was gefällt dir an Liebherr als Arbeitgeber besonders?

Im Laufe der Zeit habe ich vor allem den Aspekt des familiengeführten Unternehmens und die damit verbundenen Werte schätzen gelernt. Die familiäre Atmosphäre, das Vertrauen und die Nachhaltigkeit sind mir persönlich sehr wichtig. Die Qualität unserer Produkte und die Beständigkeit des Unternehmens unterstreichen diese Werte.

Ich schätze den großen Handlungsspielraum und das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird. Der Leitspruch "One passion. Many opportunities" trifft hier wirklich zu. Man kann sich in seine gewünschte Richtung weiterentwickeln und Ideen umsetzen. Das motiviert mich enorm.

Was war bisher dein größtes Highlight bei Liebherr?

Für mich gibt es kein einzelnes Projekt, das als Highlight heraussticht, sondern vielmehr sind es die vielen kleine Erfolge, die sich im Laufe der Zeit summiert haben, und die stetige Möglichkeit, Neues zu entdecken und sich weiterzuentwickeln. Selbst in herausfordernden Situationen gibt es immer AHA-Momente, die mir Freude bereiten. Mich begeistert die stetige Verbesserung, sowohl für die Firma als auch für mich persönlich. Man steht nicht still und lernt auch immer neue Blickwinkel und Ansichten von Kolleg:innen kennen, die einen selbst wiederum dazu bringen neu zu denken.

Wie gestaltet sich dein Arbeitsalltag als Frau bei Liebherr? Erkennst du Unterschiede oder spezifische Herausforderungen im Vergleich zu deinen männlichen Kollegen?

Grundsätzlich gibt es natürlich Unterschiede. Männer kommunizieren anders und haben andere Dynamiken in Besprechungen. Es ist nicht unbedingt schwieriger, aber definitiv anders, und man muss lernen, damit umzugehen. Die 5 Jahre im Informatik-Studium haben mich auch schon gut darauf vorbereitet.

Dieses Phänomen ist jedoch nicht auf die Kommunikation zwischen Geschlechtern oder das Berufsleben beschränkt, sondern erstreckt sich auf viele Bereiche des Lebens. Sowohl im persönlichen Umgang mit Kindern, Freunden, Verwandten und Bekannten als auch im Arbeitsumfeld ist es eine entscheidende Fähigkeit, ein Feingefühl dafür zu entwickeln, wie man mit Menschen umgeht und wie man mit ihnen kommuniziert.

Um auf Liebherr zurückzukommen, habe ich mich auf jeden Fall nie benachteiligt gefühlt. Liebherr bietet eine offene Kultur, in der ich mich wohl fühle.

Was können deiner Ansicht nach Unternehmen tun, um eine vielfältige Arbeitsumgebung und Chancengleichheit zu schaffen?

Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten sind wichtige Bausteine. Als dreifache Mutter weiß ich aus eigener Erfahrung, wie wichtig diese Flexibilität ist. Bei Liebherr konnte ich nach jeder Elternzeit problemlos zurückkehren und weiterarbeiten, ohne dass mir Steine in den Weg gelegt wurden. Bei vielen Bekannten war das nicht so einfach.

Zusätzlich können Teilzeit-Führungspositionen oder Job-Sharing-Modelle große Vorteile bringen. Durch solche Maßnahmen können Unternehmen das Feld für Frauen in Führungspositionen erweitern und damit die Diversität im Unternehmen stärken.

Trau dich! Es ist entscheidend, keine Ängste oder Bedenken die Oberhand gewinnen zu lassen. Gehe den Schritt und lass dich von nichts abhalten.

Welchen Rat würdest du Frauen geben, die eine Karriere in von Männern dominierten Bereichen anstreben oder bereits darin tätig sind?

Trau dich! Es ist entscheidend, keine Ängste oder Bedenken die Oberhand gewinnen zu lassen. Gehe den Schritt und lass dich von nichts abhalten.

Mein zweiter Rat wäre, baue dir ein starkes Netzwerk auf. Indem man viel mit Menschen spricht und Erfahrungen austauscht, kann man wertvolle Kontakte knüpfen und Wissen erlangen. Nutze zum Beispiel sozialen Medien, um dich mit Branchenexperten und Gleichgesinnten zu vernetzen, und werde aktiv, indem Du regelmäßig deine Einsichten und Erfahrungen teilst.

Zum Schluss plädiere ich noch für lebenslanges Lernen, das ist für mich ein Schlüssel zum Erfolg. Es geht darum, fachlich auf dem Laufenden zu bleiben und gleichzeitig soziale, kommunikative Fähigkeiten zu schärfen. Durch diese kontinuierliche persönliche und berufliche Entwicklung wird das Selbstbewusstsein gestärkt und man wird flexibler im Umgang mit Veränderungen.