Liebherr verbindet
Was versteckt sich hinter dem Titel LHOpenConnect? Wie kann eine offene Datenstruktur den Anwender unterstützen? Welche Services bietet die Liebherr-Verzahntechnik GmbH softwareseitig an? In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen sukzessive eine Anwendungsarchitektur aufgebaut, die nicht nur die Maschine, sondern den gesamten Prozess in den Fokus nimmt und dadurch die Produktion vielseitig unterstützen kann. Durch ihren modularen Aufbau kann jeder Kunde speziell die Tools auswählen, die seine Produktionsumgebung ideal ergänzen.
„Im Grunde verstehen wir unter LHOpenConnect ein ganzes Bündel von Anwendungsmodulen, die sich die Anwender individuell zusammenstellen können“, erklärt Florian Schuon, Leiter Vorausentwicklung / Industrie 4.0. Dazu gehören etwa die Datenprofile, die Liebherr entweder standardisiert oder kundenspezifisch bereitstellt. Über eine Auswahl gängiger Schnittstellen, wie u. a. OPC UA, MT Connect oder umati, können die Verzahnmaschinen in das Kundennetzwerk integriert werden und sich so z. B. mit übergeordneten Systemen austauschen. „Für die Visualisierung des gesamten Maschinenparks steht das Tool LHWebPlatform zur Verfügung“, stellt Florian Schuon eine brandneue Anwendung vor. „Hier kann der Kunde alle Werkzeugmaschinen – egal welchen Herstellers – auf einen Blick sehen.“
Für die Visualisierung kann der Anwender die LHSignalInfo nutzen. Diese Webapplikation kann alle Signale aus dem erworbenen Datenprofil grafisch darstellen und zur weiteren Analyse auch exportieren.
Visualisierung der Datenprofile mit LHSignalInfo
Die Signale der Maschinen werden über die jeweiligen Datenprofile an die LHWebPlatform gesendet und dort gespeichert. „Für die Visualisierung kann der Anwender die LHSignalInfo nutzen. Diese Webapplikation kann alle Signale aus dem erworbenen Datenprofil grafisch darstellen und zur weiteren Analyse auch exportieren.“ Die Datenprofile sind in drei Stufen aufgebaut: Basic, Production, Process.
Insgesamt enthalten sie über 1.000 Merkmale, die erfasst und ausgewertet werden können. Außerdem können sich die Anwender im Logik-Editor ihre eigenen Signale durch logische Verknüpfungen der Standard-Signale kreieren und in einem für den Kunden reservierten Bereich abspeichern. Diese frei definierten Signale zeigt dann auch die LHSignalInfo an. „So können die Kunden z. B. ohne Eingriff in die Maschinenprogrammierung das Verhalten der Signalleuchten an ihren Werkstandard anpassen“, berichtet Florian Schuon. Damit und mit der Einführung der offenen Datenprofile habe man den Nerv der Zeit voll getroffen.
Das Werkstück im Blick
Auch für das Werkstück bietet die Software einen durchgängigen Workflow: Geometrie- und Fertigungsdaten können komfortabel am PC parametriert werden, was die Arbeitsvorbereitung deutlich erleichtert. Anschließend können die vorbereiteten Daten per GDE-Schnittstelle zur Steuerung transferiert bzw. dort im- und exportiert werden. Auch auf das Stichwort „Closed Loop“ hat LHOpenConnect eine Antwort. Steht eine Messmaschine zur Verfügung, kann diese in einen direkten Austausch mit der Verzahnmaschine treten: Die Messergebnisse nehmen so unmittelbar Einfluss auf die Einstellungen und verbessern das Ergebnis. Für die Identifikation von Werkstücken stehen unterschiedliche Kennungen bereit, wie QR-, RFID- oder Data-Matrix-Codes.
Drei Fragen an Florian Schuon
Was ist das Ziel von LHOpenConnect?
Wir möchten unseren Kunden keinen „geschlossenen“ Loop anbieten, in dem sie keinerlei Freiheitsgrade – etwa zur Übertragung zusätzlicher Daten – mehr haben. Vielmehr sollen sich unsere Kunden an einem umfangreichen Standard von Datenprofi len, Schnittstellen und Webapplikationen bedienen können. Diese können zusätzlich auf ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten und angepasst werden. Unser Ziel ist es, eine maximale Offenheit und Transparenz der Maschine gegenüber anderen Bearbeitungs- und Messmaschinen, Leitständen und Systemen zur Datenanalyse zu schaffen.
Dann gehen die Angebote weit über das eigentliche Verzahnen hinaus?
Unter dem Schlagwort LHOpenConnect ermöglichen wir unter anderem die Anbindung von Werkzeug voreinstellgeräten direkt an die Verzahnmaschine, um Werkzeugdaten, z. B. nach DIN 4000, auszutauschen. Aber auch die Verbindung zum Messraum per GDE (GearDataExchange) sowie die Verbindung von Programmierplätzen in der Arbeitsvorbereitung mit Leitständen, ERP-Systemen und den Zielmaschinen machen wir mit LHOpenConnect möglich. Damit bleibt unsere Kernkompetenz weiterhin beim Verzahnprozess. Mit den Applikationen der LHWebPlatform und den Verbindungsmöglichkeiten der LHOpenConnect-Strategie öffnen wir uns aber übergeordneten Systemen sowie anderen Maschinen auf dem Shopfloor. Wir können so unsere Dienste fl exibel integrieren und als Systemanbieter auftreten.
Welchen Stellenwert hat LHOpenConnect für die Verzahntechnik?
Mit LHOpenConnect etablieren wir neben dem Kerngeschäft der Herstellung von Verzahnmaschinen ein zweites Geschäftsfeld im Bereich Dienstleistungen. Niemand kann unsere Maschinen so gut in Produktionsprozesse einbinden wie wir. Dabei haben wir uns auch im Rahmen unserer eigenen Fertigung umfassend mit Maschinen anderer Hersteller und deren Steuerungen befasst. Hinzu kommt unsere Expertise im Bereich der Herstellung von Automationszellen und -linien. Wir wollen unseren Kunden dieses Know-how zur durchgängigen Vernetzung von Fertigungssystemen systematisch und bedarfsgerecht anbieten – nicht nur im Kontext des Maschinenverkaufs, sondern auch als darauf aufbauendes Dienstleistungsangebot.