News | 27.11.2024
Liebherr-Turmdrehkran arbeitet am Ränggloch auf Schienen
Im Schweizer Kanton Luzern ist ein Liebherr-Turmdrehkran bei Strassenbauarbeiten in herausforderndem Gelände im Einsatz. Da die Umgebung rund um die neu gebaute Fahrbahn nicht für die ortsfeste Montage eines Turmdrehkrans geeignet ist, wurde der 172 EC-B auf Schienen montiert. Das Gefälle des Geländes wurde ausgeglichen, sodass der Kran in einer errechneten Schiefstellung verfährt.
Aussergewöhnliche Baustellen erfordern besondere Massnahmen: Da das Gelände der Grossbaustelle Kantonsstrasse K4 rund um die Schlucht Ränggloch, Zentralschweiz, durch Felsstürze und Sandablagerungen nicht für eine grossflächig angelegte Baulogistik geeignet ist, wurde die Logistik auf derselben Linie wie die neu gebaute Strasse angesiedelt und nicht parallel daneben.
Um die Bauteile zu bewegen, wurde ein Kran in der 200-Metertonnenklasse benötigt. Im Rahmen des Liebherr-Crane Care 360° standen die Engineering-Experten der Liebherr-Baumaschinen AG im schweizerischen Reiden der ausführenden Baufirma Anliker AG Bauunternehmung aus Emmenbrücke mit Rat und Tat zur Seite. Die Wahl fiel auf einen 172 EC-B 8 Litronic mit einer Hakenhöhe von 14 Metern und einer Ausladung von 40 Metern. Um die logistischen Herausforderungen zu meistern, wurde der Kran auf Schienen montiert. Voll aufgebaut kann der Turmdrehkran Lasten bis zu 8‘000 Kilogramm bewegen, bei maximaler Ausladung (62,5 Meter) sind an der Spitze bis zu 1‘800 Kilogramm Last möglich. Seine maximale Hakenhöhe liegt bei 62,4 Meter.
Turmdrehkran verfährt auf ansteigendem Untergrund
Der Liebherr 172 EC-B 8 Litronic steht auf der Lehnenbrücke im Abschnitt Ränggloch. Dort wird eine Lehnenbrücke errichtet, das Herzstück der Strassenführung in diesem Bauabschnitt. Sie ist zwölf Meter breit und 161 Meter lang. Sechs Brückenpfeiler mit einer Höhe von je sieben bis zehn Metern stützen das Bauwerk. Bei der Planung im Vorfeld der Baustelle lag das Augenmerk besonders darauf, die Statik des Bauwerks nicht zu überlasten und die vorhandene Steigung von 6,5 Prozent zu bewältigen. Um den Kran auf dieser Steigung verfahren zu können, müssen alle Fahrwerke angetrieben werden, was einen grossen Steuerungsbau voraussetzte. Da die Antriebe der Fahrwerke allein nicht ausreichen, wurde eine Seilumlenkung am Unterwagen montiert, mit der sich der Kran selbst unterstützen kann. Dazu sind zusätzliche Hubbewegungen und ein Zugseil erforderlich. Am Unterwagen des Krans wurde in Fahrtrichtung für einen Höhenausgleich von fünf Prozent gesorgt. Die verbleibenden 1,5 Prozent Steigung konnten nicht ausgeglichen werden, somit befindet sich der Kran in einer errechneten Schiefstellung. Durch einen Unterbau an den Schienen wird das seitliche Gefälle am Lehnenbauwerk ausgeglichen. Der Unterwagen wurde in der hauseigenen Werkstatt der Liebherr-Baumaschinen AG gefertigt.
Sanierung und Verbreiterung der wichtigen Verkehrsachse
Die Kantonsstrasse K4 verbindet die Stadt Kriens mit den Orten Malters und Littau/Luzern. Sie stellt als wichtige Verkehrsachse den Anschluss an das Nationalstrassennetz sicher und dient als Umfahrungsmöglichkeit zur Entlastung der umgebenden Stadtzentren von Kriens und Luzern. Die Umgehungsstrasse führt durch den westlichen Teil der Schlucht Ränggloch. Dieser Abschnitt ist sehr schmal gebaut, ohne Radweg und stark durch Erdrutsche sowie Steinschläge von teils über 100 m³ gefährdet. Die Fahrbahn und Brücken sind sanierungsbedürftig. Die Sanierung der Strasse wurde vom Kanton Luzern in Auftrag gegeben. Die Arbeiten starteten im Mai 2023 und dauern voraussichtlich bis Herbst 2025. Im Zuge der Sanierung wird die Strasse verbreitert und durch einen Fussgänger- und Radweg ergänzt. Auch die Knotenpunkte sollen ausgebaut werden. Die Strasse durch die Schlucht ist seit März 2024 für rund 15 Monate voll gesperrt.