Pressemitteilungen | 12.10.2018
Liebherr führt intelligentes Assistenzsystem für Komponenten-Identifikation ein
- Der Schlaue Klaus - neue Technologie zur Komponenten-Identifikation bei Liebherr
- Effizienzsteigerung bei der Aufarbeitung von Komponenten: Verkürzte Durchlaufzeiten von über 50 Prozent in der Befundung, erhöhte Produktivität und sichere Identifizierung der Einzelteile
Mit dem "Schlauen Klaus" sorgt ein Befundungs-Mitarbeiter bei der Komponentensparte von Liebherr in Ettlingen (Deutschland) für mächtig Furore: Die optische Erkennungslösung ordnet Einzelteile innerhalb von Sekunden richtig zu und sorgt dadurch für eine deutliche Effizienzsteigerung.
Bei der Liebherr-Ettlingen GmbH, dem Reman-Kompetenzzentrum der Firmengruppe Liebherr, ist die genaue Identifikation gebrauchter Einzelteile ein wichtiger Baustein der Geschäftstätigkeit. Das Werk ist darauf spezialisiert, gebrauchte Antriebskomponenten wie Motoren, Getriebe und Hydraulikkomponenten aufzuarbeiten. Diese werden generalüberholt, repariert oder Tauschkomponenten bzw. Baugruppen aus eingelagerten Teilen montiert.
Täglich werden neben anderen Komponenten bis zu sieben ausgediente Dieselmotoren von Baggern, Radladern, Mobilkranen oder anderen Baufahrzeugen auf dem Hof in Ettlingen angeliefert. Diese nehmen die Monteure auseinander – die wiederverwertbaren Einzelteile werden gewaschen, entlackt, entrostet, anschließend befundet mit der richtigen Identifikationsnummer versehen und schließlich konserviert in einem Hochregallager systematisch eingelagert.
Bisher mussten die Einzelteile der zurückgelieferten und demontierten Komponenten zeitaufwändig anhand von Zeichnungen und durch manuelle Messungen identifiziert werden. „Pro Motor sind das bis zu 100 Teile und mehr, die identifiziert werden müssenˮ, erläutert der Befunder Andreas Just. Bei über 600 Motorvarianten im Portfolio ergibt sich so eine riesige Anzahl unterschiedlicher Einzelteile. Einige erkennen die Mitarbeiter zwar schon auf den ersten Blick – bei vielen müssen sie sich aber die Konstruktionszeichnungen anschauen und bis ins Detail vergleichen. „Das dauert manchmal vier bis fünf Minutenˮ, so Just „insbesondere bei Rohren mit unterschiedlichen Biegungen und Längen oder bei komplexen Teilen mit unterschiedlichen Bohrungen.ˮ Da heißt es, ganz genau hinzuschauen und nachzumessen, um nichts zu verwechseln, weil sonst das Teil beim Zusammenbau eines Austauschmotors nicht passt. Das ist anstrengend und treibt den Schweiß auf die Stirn, denn jede Fehleinlagerung mit einer falschen Identifikationsnummer kann beim Zusammenbau zu Verzögerungen führen und die sportlichen Auslieferungsziele gefährden.
Dies war Andreas Just schon länger ein Dorn im Auge. Er sah sich daraufhin gezielt nach einer optischen Erkennungslösung um. Diese fand er im Schlauen Klaus der Firma Optimum datamangement solutions GmbH aus Karlsruhe (Deutschland). Der Schlaue Klaus, war ihm sofort klar, verkürzt die Durchlaufzeiten drastisch - um mehr als 50 Prozent -, erhöht die Produktivität, gibt Sicherheit bei der Identifizierung und schafft Freiräume für hochqualifizierte Arbeiten.
Wenige Parameter genügen zur optischen Identifikation
Seit Januar dieses Jahres ist der Schlaue Klaus in den Arbeitsprozess in Ettlingen integriert. Nach und nach wird der intelligente Arbeitskollege von den hochqualifizierten Fachkräften geschult. Anfang Februar waren schon über 1.500 Teile eingegeben, bis zum Sommer dieses Jahres waren es schon mehr als 5.000. „Gewicht und Kontur sind die Hauptmerkmale, die wir dem Schlauen Klaus beibringen. Reicht dies noch nicht aus, um ein Teil mit über 90-prozentiger Sicherheit zu erkennen, können wir bis zu 100 spezielle Merkmale zusätzlich eingeben – von der Anzahl und dem Durchmesser von Bohrungen über Zahnräder bis hin zu Spiegelungen, Schriftbildern oder der Oberflächenbeschaffenheitˮ, erklärt Andreas Just. Jedes zusätzliche Merkmal verlangsamt die Erkennung – deshalb werden so wenig Parameter wie möglich eingegeben – aber selbst bei vielen Parametern ist der Schlaue Klaus noch unheimlich schnell. Eine Erkennung mit 90-prozentiger Sicherheit reicht völlig aus, um die richtige Identifikationsnummer zu vergeben. „Meist erkennt er ein Teil in 10 bis 20 Sekundenˮ, sagt der Teamleiter der Dieselabteilung in Ettlingen, Sebastian Kurpiers. Die Schnelligkeit des Schlauen Klaus erhöht gleichzeitig die Produktivität. Denn mit der wesentlich schnelleren Durchlaufzeit steigt die Anzahl der eingelagerten Teile und bietet damit Kapazitäten, den Zusammenbau von Austauschmotoren zu beschleunigen und mehr Reman-Aufträge zu bewältigen.
Dabei ist nicht die schnellere Durchlaufzeit das Entscheidende, sondern die dadurch freiwerdende Zeit für die qualifizierten Fachkräfte. Diese können nun ihre hohe Qualifikation konzentriert dazu einsetzen, die Qualitätsstandards noch weiter zu steigern, Teile gezielter zu messen und Fehlerquellen zu beseitigen.
Breites Feld möglicher Einsatzgebiete
Der Schlaue Klaus beschleunigt den Arbeitsprozess ungemein und schafft Kapazitäten für künftige Herausforderungen. Die Teilevielfalt wird sich in den kommenden Jahren noch deutlich steigern. Denn bei jeder neuen Motorengeneration kommen zwischen 2.000 und 2.500 neue Teile hinzu, die von der Software erfasst werden müssen. Diese zu identifizieren und zu dokumentieren ist ohne technische Unterstützung wie sie der Schlaue Klaus bietet mit dem vorhandenen Personal nicht mehr zu bewältigen. Die Ettlinger denken deshalb darüber nach, das Erkennungssystem auch in anderen Abteilungen einzusetzen. Nach den ersten Erfahrungen besteht hohes Vertrauen in die Technologie des Schlauen Klaus und es ergeben sich Möglichkeiten für andere Einsatzgebiete.
Mehr erfahren zum Reman-Programm von Liebherr unter www.liebherr.com/reman