4 Minuten | Magazin 01/2022
Wie erfüllen moderne feste Spitzen bei Raupenkranen die aktuellen Anforderungen des Markts?
Spitzenleistung
Gittermast-Raupenkrane kommen dann zum Einsatz, wenn andere Krane an ihre Grenzen kommen. Sie sind für besonders schwere Lasten zuständig. Und sie werden benötigt, wenn besonders große Hubhöhen oder Ausladungen gefragt sind. Die Anforderungen an die Leistung von Raupenkranen sind hoch und wachsen weiter. Alle ihre Komponenten müssen daher immer wieder analysiert und optimiert werden. Roland Bohnacker, Konstruktionsleiter Raupenkrane, erklärt, wie die festen Spitzen unserer neusten Raupenkranmodelle im wahrsten Sinne des Wortes Spitzenleistungen bringen.
Roland Bohnacker - Konstruktionsleiter Raupenkrane
Bei Schwerlast- oder Industrieanwendungen sind Hauptmast- oder Wippspitzen-Konfiguration die Regel. Feste Spitzen sind hier eher selten zu sehen. Aber sie haben durchaus ihre Anwendungen und sind beliebt, wenn eine Störkante eine abgewinkelte Gitterspitze erfordert, man sich aber den Aufwand der anspruchsvolleren Montage einer Wippspitze ersparen möchte. Allerdings war früher die Optimierung der festen Spitze nicht oberste Priorität. Aber mit den Entwicklungen in der Windkraft – immer höher und schwerer – ist auch die Bedeutung der festen Spitzen bei Gittermastkranen gewachsen. In diesem Einsatzfeld sind sie heute unverzichtbar, denn sie generieren nicht nur den nötigen Freiraum zum Hauptausleger hin, sondern auch mehr Hubhöhe und Tragkraft.
Heute können wir beim LR 11000 eine Spitze anbieten, die 253 Tonnen heben kann – ein Wert, der noch vor wenigen Jahren undenkbar war. Es ist das positive Ergebnis der engen Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Dabei konnten wir die hohen Anforderungen sogar noch toppen. Und wir haben viel gelernt. So haben wir das Konzept der festen Spitze F2 des LR 11000 folglich auch auf die neuen Raupenkrane LR 1800-1.0 und LR 1700-1.0 übertragen.
Der intensive Austausch mit unseren Kunden ermöglicht uns, Krankomponenten so zu optimieren, dass sie die steigenden Anforderungen aus der Praxis erfüllen.
Gemeinsame Merkmale
Ganz entscheidend ist die Auslegung auf maximale Tragkraft. Die feste Spitze des LR 1700-1.0 leistet 170 Tonnen, die des LR 1800-1.0 kommt auf 185 Tonnen. Gemeinsam ist auch die 3-Meter-Stückelung der festen Gitterspitzen – außer den 12- und 6-Meter-Zwischenstücken gibt es auch 3-Meter-Stücke. Das optimiert die Tragkräfte über den gesamten Hubhöhenbereich.
Um einen breiten Einsatzbereich abdecken zu können, sind die festen Spitzen unter drei Betriebswinkeln montierbar. Der kleinste Winkel schafft bereits ausreichend Freiraum für Windkraft-Montagen. Die größeren Winkel kommen bei Industrieanwendungen zum Einsatz, dann häufig mit längeren Spitzen, um Störkanten zu überwinden.
Integrierte Mastnase und breite Hakenflasche für Parallelbetrieb
Ganz wichtig: Leicht müssen die Spitzen sein, um möglichst große Systemlängen aufrichten zu können. Deshalb sind die Abspannstangen als stehende Aramid-Faserabspannseile inzwischen bei Liebherr der Standard bei den festen Spitzen. Voraussetzung zum Erreichen der gewünschten Kundenanforderungen sind Feinkornbaustähle mit hoher Streckgrenze und natürlich die Gewichtsoptimierung der Krafteinleitungsbereiche mittels FEM-Berechnung.
Die neuen festen Spitzen sind sowohl für Einfach- als auch Parallelbetrieb ausgelegt. Begrenzte Seillänge ist damit kein Thema mehr, denn nun können zwei Winden gleichzeitig über die Spitze arbeiten. Im Parallelbetrieb verhindert eine besonders breit ausgeführte Hakenflasche das Verdrehen der Flasche. Ein Neigungsgeber sorgt für den automatischen Gleichlauf beider Winden.
Last but not least: Zur Gewichteinsparung ist die Mastnase am Kopfstück der festen Spitzen bereits integriert. Sie hat eine eigene Lastmessung, die die Sicherheit bei 2-Hakenbetrieb erhöht.
Die festen Spitzen an unseren neuen Gittermastkranen haben einen Standard geschaffen, der den steigenden Marktanforderungen Rechnung trägt. Spitzenleistung eben.
Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2022.