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Unterwegs im Reich der Mitte

Menschentrauben drängen von den Wartehallen auf die Bahnsteige. Unzählige Chinesen stehen Schlange an den Sicherheitskontrollen der Flughäfen. Zigtausende Autos schieben sich über die Ausfallstraßen der Metropolen oder warten an den Mautstationen.

Lihai Zhao, Bauingenieur und Familienvater, ist einer von ihnen. Mindestens einmal pro Woche ist er geschäftlich unterwegs und muss den Schnellzug nehmen, um Geschäftspartner oder andere Firmenstandorte zu besuchen. „Das hätte ich mir als kleiner Junge nicht träumen lassen“, sagt Zhao.

Der 36-Jährige ist immer wieder aufs Neue erstaunt, dass er heute mehrere hundert Stundenkilometer schnell unterwegs ist. Das war in seiner Kindheit unvorstellbar. Heute, vor dem chinesischen Neujahrsfest, geht es für ihn aber nicht zu einem Geschäftstermin. Er tritt stattdessen den langen Weg von Shanghai nach Hause zu seiner Familie an – über 2.500 Kilometer mit dem Zug. Diese Strecke bewältigt er so oft wie es sein Beruf und seine Finanzen zu lassen. Denn sein Sohn Bo und seine Frau Jiayue Li leben, wie es in so vielen chinesischen Familien der Fall ist, gemeinsam mit den Großeltern noch auf dem Land. „Als Bauingenieur verdiene ich ganz gut, aber ich arbeite natürlich auch, um etwas für die Familie zu sparen“, sagt Zhao.

Die Zeichen im Schwellenland China stehen auf Wachstum und auch die Urbanisierung schreitet voran. Deshalb sind immer mehr Menschen im viertgrößten Land der Erde unterwegs, vor allem für Geschäftsreisen. Von 2007 bis 2017 verdoppelte sich die jährliche Zahl der Bahnreisen auf drei Milliarden. Für 2022 rechnet die Großbank HSBC in einer Studie sogar mit einem Passagieraufkommen von 5,5 Milliarden.

Tagesrekord: 13,17 Millionen Zugreisen

Besuche bei ihren Familien zum chinesischen Neujahrsfest sind für viele Chinesen nach wie vor ein Höhepunkt, für den sie lange Zugfahrten quer durchs Land auf sich nehmen. „Das Zugticket fürs Neujahrsfest besorge ich mir immer schon sehr früh“, erzählt auch Zhao.

Der Tagesrekord für Zugfahrten wurde nach Angaben der China Railway Corporation (CR), dem staatlichen Eisenbahnunternehmen der Volksrepublik, im Jahr 2019 an einem der Rückreisetage des Neujahrsfestes erreicht: Am 23. Februar fuhren 13,17 Millionen Menschen mit der Eisenbahn. Um das hohe Aufkommen zu bewältigen, setzt die CRC jedes Jahr Sonderzüge über die Feiertage ein.

Die Regierung antwortet auf die steigenden Fahrgast- und Flugzahlen mit einem fast atemlos scheinenden Ausbau der Infrastruktur: Autobahnen, Flughäfen, Bahnstrecken. Angesichts von Staus und Luftverschmutzung verschiebt sich der Fokus zunehmend auf umweltfreundliche Verkehrsmittel wie Elektroautos und Schnellzüge.

Die nächste Generation der Hochgeschwindigkeitszüge mit bis zu 600 km/h ist bereits in der Testphase.

Prof. Dr. Gang Shen, Rail Expert, Tongji-University Shanghai (China)

Revolution des Reisens

„Seit den 1990er-Jahren hat sich die chinesische Wirtschaft rasant entwickelt. Das führt zu einem großen Bedarf an Transport von Personen und Waren“, sagt Professor Gang Shen von der Tongji-Universität in Shanghai. Noch 1993 zuckelten Chinas Züge im Schnitt mit 48 Stundenkilometern durchs Land. Für lange Strecken packten die Reisenden Instant-Nudelsuppen, Dauerwürste und Kleidung zum Wechseln ein. Jeder Waggon hatte einen Boiler mit aufgekochtem Trinkwasser für Tee und Nudeln.

Seither hat China das Tempo auf der Schiene erhöht, Strecken elektrifiziert, mehrgleisig ausgebaut und durch Tunnels oder Brücken begradigt. Boiler gibt es in den Waggons der neuen Hochgeschwindigkeitszüge auch heute noch – auf den Komfort legen die Chinesen auf ihren Reisen großen Wert.

Im Schnellzug zeigt sich zudem die Modernität der chinesischen Gesellschaft auf einen Blick: Hier hat jeder Reisende, wie Zhao natürlich auch, mindestens ein Smartphone in der Hand. Und alle stehen in ständigem Kontakt mit ihrer Familie oder den Arbeitskollegen. Die Lieblingsapp der Chinesen, WeChat, hat täglich fast eine Milliarde Nutzer, die sich hier informieren, mit Familie, Freunden und Kollegen in Kontakt bleiben oder sogar einkaufen.

Milliarden für die Mobilität: Bahnreisen mit Tempo 350

800 Milliarden Yuan (umgerechnet rund 103 Milliarden Euro) sollen nach Angaben des chinesischen Transportministeriums 2019 in neue Infrastruktur für die Bahn fließen – unter anderem in rund 6.800 Kilometer neue Gleise. Damit ist der Schienenverkehr das zweitgrößte Investitionsziel hinter dem Straßenbau. Die chinesische Regierung setzt vor allem auf Hochgeschwindigkeitszüge. „Auf vielen Strecken fahren Züge bis zu 350 Stundenkilometer schnell. Diese Tempo-Erhöhung war die wichtigste Entwicklung für den chinesischen Schienenverkehr“, sagt Professor Shen.

Der schnellste Zug von Peking nach Shanghai benötigt für die gut 1.300 Kilometer heute nur noch vier Stunden und ist damit eine der schnellsten Zugverbindungen weltweit. Inzwischen betreibt China das größte Netz an Hochgeschwindigkeits-Zugverbindungen der Welt und stellt bereits heute zwei Drittel aller Hochgeschwindigkeitstrassen weltweit. „Liebherr verfügt über wichtige Technologien, die in großem Umfang die Sicherheit und Geschwindigkeit in diesen Hochgeschwindigkeitszügen verbessern und gleichzeitig Kosten reduzieren“, ergänzt der Professor.

Wenn Sie von Shanghai nach Peking fahren, hoffen wir, dass Sie durch Liebherr-Technologie nicht nur sicherer, sondern auch schneller und bequemer ans Ziel kommen.

Dirk Junghans, Managing Director and Head of Sales Marketing & Customer Service at Liebherr-Transportation Systems GmbH & Co KG.

„Die Chinesen haben in Sachen Geschwindigkeit einen Vorsprung vor Europa und Nordamerika. Sie sind deutlich schneller eine Idee am Reißbrett bis zu einer fertigen Lösung zu realisieren“, weiß Dirk Junghans, Geschäftsführer und Leiter Vertrieb, Marketing & Kundendienst der Liebherr-Transportation Systems GmbH & Co KG. Liebherr ist bereits seit 40 Jahren im Reich der Mitte aktiv und hat die ambitionierte Entwicklung im Schienenverkehr-Sektor bereits vor 20 Jahren wahrgenommen.

„Um diese Entwicklung noch besser begleiten zu können, haben wir im Jahr 2019 ein eigenes Unternehmen in der Nähe von Shanghai gegründet“, gibt Junghans an. Das Unternehmen liefert etwa Klimaanlagen für Schienenfahrzeuge, elektrohydraulische Aktuatoren und Neigetechnik, die schnellere Geschwindigkeiten möglich macht. Außerdem arbeiten die Ingenieure bereits an Projekten für die nächste Generation der chinesischen Hochgeschwindigkeitszüge. „Auch, wenn Fahrgäste in Zukunft mit dem Zug von Shanghai nach Peking fahren, hoffen wir, dass sie von Liebherr-Technologien profitieren, die ihren Komfort und ihre Sicherheit erhöhen und dafür sorgen, dass sie noch schneller von A nach B kommen“, so Junghans.

Mehr Zeit mit der Familie durch Ingenieurskunst

Lihai Zhao braucht jetzt mit dem Schnellzug nur noch rund 11 Stunden von Shanghai bis er seinen Sohn auf dem Bahnsteig seiner Heimatstadt in die Arme schließen kann. „Vor einigen Jahren hätte es noch doppelt so lang gedauert“, erinnert er sich.

„Wir haben viel Glück“, sagt der 36-Jährige, wenn er mit seiner kleinen Familie und seinen Eltern auf der Terrasse des geräumigen Anwesens auf dem Land sitzt und in die Berge schaut. „Es gibt noch sehr viele Chinesen, die vielleicht nur zwei- bis dreimal pro Jahr eine solche Bahnfahrt antreten können.“ Beim weiteren Ausbau des Schienenverkehrs wird Geschwindigkeit eine noch wichtigere Rolle spielen, gibt der staatliche Eisenbahnhersteller CRRC Corp. an. Die nächste Generation chinesischer Züge, die dann mit bis zu 400 Stundenkilometer durch das Land rasen werden, befinden sich bereits in der Entwicklung. Und auch Magnetschwebezüge, die sogar zu Geschwindigkeiten von bis zu 600 Stundenkilometer fähig sein werden, könnte es in nicht allzu ferner Zukunft geben. Sind diese Züge erst einmal in China unterwegs, haben Menschen wie Zhao und seine Familie am Neujahrsfest noch mehr Zeit füreinander.

* Aufgrund besserer Lesbarkeit verwenden wir ausschließlich die männliche Form. Diese steht hier repräsentativ für eine geschlechtsneutrale Bezeichnung. Gemeint sind grundsätzlich alle Geschlechtsidentitäten (m/w/d).