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In einer Linie
In der technischen Konstruktion nehmen Fahrmischer Gestalt an. Die Arbeitsweisen haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert, die Begeisterung der Konstrukteure für Innovationen ist bis heute gleichgeblieben.
Der Blick zurück
Es war gar nicht so einfach, ein Zeichenbrett aufzutreiben. „Die wurden irgendwann einfach weggeworfen“, weiß Klaus Günther. Umso überraschter und erfreuter ist der 79-Jährige, dass nun im Schulungsraum des Werks in Bad Schussenried eigens für ihn eines aufgestellt wurde. An dem Ort, wo 1954 eine der ersten Produktionsgesellschaften der Firmengruppe Liebherr gegründet worden war und er im Jahr darauf als erster Lehrling zum Unternehmen stieß.
Der ehemalige Leiter des Konstruktionsbüros stattet seiner früheren Wirkungsstätte einen Besuch ab, um sich mit der nachfolgenden Generation auszutauschen. Er hat viel zu erzählen, schließlich koordinierte er zu seiner aktiven Zeit bis zu 30 Konstrukteure.
Im Prinzip hat sich beim Fahrmischer nicht viel geändert. Denn die Physik beim Mischen bleibt immer gleich.
Der Tuschefleck als Markenzeichen
Damals war das „Reißbrett“ das Maß der Dinge. Die Lineale waren am Zeichenkopf am Ende eines beweglichen Scheren-Parallelogrammgestells befestigt. Wie hier im Schulungsraum. Liebevoll legt Günther selbst Hand an das Zeichengerät. „Damit ließ sich ein exaktes, winkelgenaues Konstruieren auf A0-Papier realisieren“, sagt Klaus Günther. Gearbeitet hätte man damals vor allem im Stehen. „Zum Markenzeichen der Konstrukteure gehörten die Krawatte, der weiße Kittel und die Stifte in der Brusttasche, die deswegen gerne von einem schwarzen Tuschefleck geziert war“, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.
Den Wechsel ins digitale Zeitalter hatte er bis zu seinem Abschied in den Ruhestand im Jahr 2001 noch mitbekommen. In den 90er-Jahren wurde das Zeichenbrett nach und nach durch digitale Konstruktionswerkzeuge ersetzt. Computer Aided Design (CAD) erlaubt heute komplexeste Planungen im 3D-Format. Und das – im Gegensatz zum Reißbrett – auf kleinstem Raum am PC.
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Die Konstruktion am Zeichenbrett, erinnert sich Klaus Günther, setzte immer voraus, dass die Konstrukteure schon das fertige Ergebnis vor dem inneren Auge gehabt haben mussten. „Die Stunde der Wahrheit schlug dann immer beim Test in der Werkstatt.“
Ein wesentlicher Ideengeber war in den Anfangsjahren der Firmengründer höchstpersönlich. „Hans Liebherr kam gerne selbst bei uns im Konstruktionsbüro vorbei und sagte: Ich habe da eine Idee. Dann ließ er sich Blatt und Bleistift geben und begann zu zeichnen“, erzählt Günther.
„Man konnte leidenschaftlich mit ihm diskutieren, viele seiner Ideen waren bahnbrechend, manche führten in die Sackgasse, für andere war die Zeit noch nicht reif“, so Günther. „Die ersten hydraulischen Fahrmischer, die wir 1968 auf der Hannover Messe ausgestellt haben, kamen sozusagen von ganz oben.“
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„Tradition ist sehr wichtig“, sagt Berthold Ruf. Der Entwicklungsingenieur kam 2002 – also ein Jahr nach dem Abschied von Klaus Günther – zur Liebherr-Mischtechnik GmbH. Das Zeichenbrett hatte da längst ausgedient und war von digitalen CAD-Konstruktionsprogrammen abgelöst worden. Auch der weiße Kittel und die obligatorische Krawatte der Konstrukteure war da bereits Geschichte.
Mit Klaus Günther, dem Konstrukteur der ersten Stunde, zu fachsimpeln, gefällt Berthold Ruf. „Auch bei den heutigen Fahrmischern der fünften Generation sind die Themen von früher noch immer aktuell. Es geht um Details bei der Optimierung der Nutzlast und der Achslastverteilung sowie um größtmögliche Effizienz und ein Maximum an Sicherheit“, weiß Ruf.
„Wir haben es heute allerdings ein bisschen einfacher als die Konstrukteure in den Anfangszeiten“, sagt Ruf. „Das dreidimensionale Konstruieren am Rechner erlaubt es uns, immer mehr Parameter in die Konstruktion einzubeziehen, bestimmte Lastverteilungen und Dimensionierungen unterschiedlich zu simulieren und zu modellieren. So kommen wir schneller voran und können uns mehr mit dem Produkt selbst und dem Entwicklungsprozess als mit dem technischen Drumherum beschäftigen.“
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Mit freundlichem Gruß vom Gründer
Elektrische Antriebe, Telemetrie, Fahrerassistenzsysteme, Vernetzung und Digitalisierung: „Die Welt der Fahrmischer bleibt in Bewegung. Und wir drehen das Rad maßgeblich mit“, berichtet Berthold Ruf seinem Vorgänger. Dazu seien aber nicht allein IT-Spezialisten gefragt. „Im Gegenteil. Es kommt noch immer auf klassische Ingenieurskunst an, etwa wenn es darum geht, Stahlbauteile so zu konstruieren, dass sie mit weniger Gewicht bei gleicher Belastbarkeit und gleicher Lebensdauer auskommen.“
Das sei schon immer so gewesen, pflichtet Klaus Günther bei: „Jedes Kilo, das der Lkw weniger auf die Waage bringt, kann der Kunde auf der Straße mehr transportieren. Das ist für ihn bares Geld wert.“
Die Zeiten und Berufsbilder mögen sich ändern, die Ziele der Konstrukteure bleiben immer gleich. Klaus Günther hat dazu eine Werbepostkarte aus den Gründertagen mitgebracht. Damit sollte damals den Kunden der HTM6-Fahrmischer schmackhaft gemacht werden – von ganz oben: „Überzeugen Sie sich von den vielen Vorzügen. Es können auch Ihre Vorteile sein. Mit freundlichem Gruß! Hans Liebherr.“