26 Maschinen nach Totalschaden wieder in Betrieb genommen
Nach der Hochwasserkatastrophe in Slowenien im August 2023 leistete die Liebherr-Verzahntechnik GmbH tatkräftige Unterstützung für den Automobilzulieferer KLS Ljubno d.o.o. Engagiert, kompetent und unbürokratisch machte das Monteur-Team in rund 1.200 Arbeitsstunden das scheinbar Unmögliche möglich: Alle Fräsmaschinen des slowenischen Betriebs – zunächst ein vermeintlicher Totalschaden – liefen bereits vor Weihnachten wieder.
„Das Wasser kam über Nacht“, sagt KLS-Unternehmensgründer und Geschäftsführer Bogomir Strašek. „Alles ging sehr schnell; die Mitarbeiter der Nachtschicht konnten sich gerade noch in Sicherheit bringen.“ Die Werkshallen der KLS Ljubno d.o.o. im Savinja-Tal nordöstlich von Ljubljana waren vermeintlich hochwassersicher gebaut, doch mit Überflutungen diesen Ausmaßes konnte niemand rechnen. In der Nacht zum 4. August 2023 traf die Unwetterkatastrophe den Betrieb.
Am Tag nach der Flut wurde das dramatische Ausmaß der Zerstörung bei KLS sichtbar.
Gefahr für die Automobilindustrie
KLS beschäftigt 250 Mitarbeitenden und stellt Zahnkränze für den Antriebsstrang von Verbrennungsmotoren her. Als Marktführer beliefert das Unternehmen rund 80 % der europäischen Automobilindustrie; vor der Flut liefen hier wöchentlich rund 300.000 Zahnkränze vom Band. Die Folgeschäden, die durch die unterbrochenen Produktions- und Lieferketten für die Automobilindustrie entstehen würden, waren unabsehbar. Als die Liebherr-Verzahntechnik GmbH von dem Hochwasserschaden erfuhr, startete eine einzigartige Hilfsaktion. „Die Produktion bei KLS erfolgt seit rund 25 Jahren ausschließlich auf Fräsmaschinen der Liebherr-Verzahntechnik GmbH“, berichtet Thomas Breith, Leiter des Produktmanagements für Verzahnmaschinen. „Vor der Flut waren dort 26 Maschinen vom Typ LC 380 im Einsatz.“ Richard Höbel, Inbetriebnehmer für Verzahnmaschinen, reiste mit Kollegen in das überschwemmte Werk und war schockiert von dem Bild, das sich ihm bot: „Alle Maschinen standen 1,70 Meter hoch im Wasser. Schaltschränke, Computer, Server – alles war betroffen.“ Ob Reparatur und Wiederaufbau möglich sein würden, war völlig unklar.
Ausnahmesituationen erfordern außergewöhnliche Methoden
Neben den Liebherr-Experten waren auch Teams aus der Automobilindustrie angereist. Sofort begann der gemeinsame Versuch des Wiederaufbaus. Das Liebherr-Team leitete dabei die essenziell wichtige Reparatur der Fräsmaschinen. „Das ganze Werk hatte meine Telefonnummer“, lacht Richard Höbel. „Wir haben an alle Liebherr-Maschinen Zettel mit unseren Namen und Telefonnummern geklebt, und daneben eine Prioritätenliste mit den wichtigsten Maßnahmen.“ Um eine Maschine zum Laufen zu bringen, wurden Komponenten aus anderen ausgebaut, ergänzt durch nur schwer zu besorgende Ersatzteile. Eine enorme planerische Leistung, die das Liebherr-Team aus verschiedenen Abteilungen, bestehend aus Alexander Martin, Manuel Kauschka, Freddy Bastian, Ismail Keskin, Jürgen Schairer, Volker Dominick und Richard Höbel in Zusammenarbeit und mit Unterstützung aller Mitarbeitenden der Firma KLS ohne computergestützte Logistik bewältigen musste. Nach einer Woche kam der entscheidende Moment: Die am wenigsten beschädigte Maschine wurde wieder in Gang gesetzt. „Das war der Punkt, an dem alle neuen Mut geschöpft haben“, so Richard Höbel. „Damit war klar: Es ist machbar. Und da haben wir gesagt: An Weihnachten laufen hier wieder alle Maschinen.“
Ein technisches „Weihnachtswunder“
„Laut meinem Schrittzähler sind wir jeden Tag 15 Kilometer zwischen den Maschinen hin- und hergelaufen“, sagt Richard Höbel. Eine Maschine nach der anderen wurde unter der Leitung der Liebherr-Experten instand gesetzt. Und dank Improvisation, Engagement und ständigem Austausch zwischen den Teams wurde die gewagte Prognose tatsächlich wahr. „Als das Liebherr-Team vor Weihnachten 2023 abgereist ist, war unser Werk bei 50 % Fertigungskapazität“, berichtet KLS-Geschäftsführer Bogomir Strašek. „Rein auf die Liebherr-Maschinen bezogen lagen wir bei 100 %. Das hätte ich niemals für möglich gehalten – die Kollegen von Liebherr haben Großartiges geleistet.“Im Februar 2024 lag das Produktionsniveau bei KLS wieder bei 70 %, und von den Spuren der Überschwemmung ist heute im Unternehmen nichts mehr zu sehen. Bis die Folgen der Flutkatastrophe in ganz Slowenien überwunden sind, wird es allerdings wohl noch mehr zupackende Hände brauchen.
KLS Ljubno d.o.o.
Branche:
Maschinenbau / Antriebstechnik
Unternehmenszentrale:
Ljubno (SI)
Mitarbeitende:
ca. 250 Beschäftigte
Gegründet:
1972
Website:
kls.si