Verzahntechnik und Automationssysteme

Modernes Palettenhandling in historischen Hallen

Für die Fertigung von Ventilen und Ventilkits investierte die Linde Hydraulics GmbH & Co. KG am Standort Ballenstedt in eine Fertigungsanlage mit fünf 5-Achs-Bearbeitungszentren von Grob, die über das Palettenhandhabungssystem PHS 1500 Allround der Liebherr-Verzahntechnik GmbH verkettet sind. Damit konnte das Unternehmen den Ausstoß dieser Fertigungslinie um 30 % steigern. Die Planung hatte es in sich: Aufgrund der starken Nachfrage mussten nicht nur zusätzliche Maschinen integriert, sondern im laufenden Projekt auch ein alternativer Standort für die Anlage in den historischen Produktionshallen gefunden werden.

Im Rahmen ihrer Strategie der Standortsicherheit und Wettbewerbsfähigkeit investierte die Linde Hydraulics GmbH & Co. KG unter anderem in die Modernisierung und Erweiterung des Standortes in Ballenstedt. Dort werden Ventile und Ventilkits für mobile Hydraulikanwendungen hergestellt; die Produktion befindet sich in ehemaligen Wirtschaftsgebäuden rund um das Residenzschloss. Um das Produktionsvolumen von Steuerventilen für Mobilbagger zu erhöhen, sollten ursprünglich zwei neue 5-Achs-Bearbeitungszentren der Firma Grob angeschafft und mit einem Linearspeicher verkettet werden. Dass die Wahl dabei auf die Liebherr-Verzahntechnik GmbH fiel, war naheliegend: Am Standort Aschaffenburg von Linde Hydraulics sind bereits zwei PHS Pro-Palettenhandlingssysteme in Kombination mit Grob-Maschinen erfolgreich im Einsatz.

Planänderungen während des Projekts

Aufgrund der rasant gestiegenen Nachfrage wurde die Planung in Ballenstedt allerdings „noch während der Projektlaufzeit komplett umgeworfen“, erzählt Heiko Reckziegel, Leiter Industrial Engineering bei Linde Hydraulics im Werk Ballenstedt. Weitere 5-Achs-Bearbeitungszentren mussten angeschafft und entsprechend verkettet werden. Damit reichte auch der ursprünglich geplante Standort nicht aus: Um das System mit Linearspeicher-Automation mit einer Gesamtlänge von 30 Metern errichten zu können, begann die Suche nach einem geeigneten Platz von vorne. „Das Thema Fläche war aufgrund der individuellen Strukturen unseres Standorts sehr anspruchsvoll“, erläutert Reckziegel. Schließlich wurde, als einzige geeignet, eine Fläche in der Nachbarhalle identifiziert – allerdings musste dafür eine Bestandsanlage weichen. Die Anpassung an die neuen Gegebenheiten war Maßarbeit.

Linde Hydraulics GmbH & Co. KG

Branche:

Hydrauliktechnik

Unternehmenszentrale:

Aschaffenburg (D)

Mitarbeitende:

ca. 1.400 Beschäftigte

Gegründet:

1904

Website:

lhy.com

5-Achs-Bearbeitung von Steuerventilen

Gefertigt werden auf der Anlage unterschiedliche Teilefamilien, vor allem aber ein stark nachgefragter Steuerblock für Mobilbagger, „ein hochkomplexes Bauteil mit fünf Funktionsachsen für die Steuerung des Baggers“, erklärt Reckziegel. Ebenso vielschichtig ist die Bearbeitung: Das Rohgewicht der Teile beträgt 115 Kilogramm, nach der Bearbeitung auf den 5-Achs-Bearbeitungszentren G552 von Grob nur noch etwa 90 Kilogramm. Neben diesen „großen“ Steuerblöcken werden Gehäuse für Mitteldrucksteuerventile gefertigt, die in Gabelstaplern die Funktion des Hubmastes steuern.

PHS 1500 Allround mit Palettenwechsler und variablen Spanndrücken

Das Handling der Teile übernimmt das PHS 1500 Allround der Liebherr-Verzahntechnik GmbH. Das modulare System besteht im Wesentlichen aus einem Linearspei-cher, einem verfahrbaren Liftmodul mit Einfachlader, das die Werkstücke in die Maschinen transportiert, sowie zwei Rüstplätzen. Drei Regalebenen bieten Platz für 70 Werkstückpaletten. Für noch mehr Effizienz sorgt ein Palettenwechsler, mit dem die Werkstücke schneller aus dem Arbeitsraum der Maschinen geholt werden können. Ein Leitrechner von Procam steuert nicht nur die Verteilung und Beladung der Maschinen, sondern stellt über Proportionalventiltechnik auch die Parameter für die automatische Werkstückaufspannung mit variablen Spanndrücken ein. „Das ist nicht unerheblich, da sich das Gewicht der Werkstücke während der Bearbeitung stark verändert“, erklärt Knut Jendrok, Vertriebsleiter für Palettenhandhabungs-systeme bei der Liebherr-Verzahntechnik GmbH.

„Die Zusammenarbeit war mehr als eine Kunden-Lieferanten-Beziehung – es war eine Partnerschaft auf Augenhöhe.“

Heiko Reckziegel, Leiter Industrial Engineering bei Linde Hydraulics

Höhere Stückzahlen, geringere Durchlaufzeiten

Heiko Reckziegel ist mit der Performance der Anlage hochzufrieden: „Die Durchlaufzeit für den großen Steuerblock ist um 40 % gesunken, dadurch erhöht sich die Stückzahl für diese Teilefamilie deutlich. Mit der neuen Anlage sind wir nun in der Lage, die gestiegenen Kundenbedarfe von 200 auf 300 MD-Steuerventile pro Tag zu erfüllen.“ Neben der 30-prozentigen Produktivitätssteigerung sorgt der teilweise mannlose Betrieb für eine höhere Anlagenverfügbarkeit. Mit dem Linearspei-cher kann eine komplette Schicht mannlos gefahren werden. Durch die zukünftig voll bestückten Regalplätze im Linearspeicher können die Maschinen dann auch am Wochenende mannlos durchlaufen. Ziel ist es, die Anlage 24/7 zu betreiben.

Ein weiterer Pluspunkt der Anlage ist ihre Sauberkeit. Schon in den Bearbeitungszentren sorgen Schwenkrundtische für eine saubere Späne- und Kühlschmiermittelabfuhr. Diese setzt sich in der im Liftmodul des PHS 1500 Allround integrierten Ölauffangwanne fort. Dies war ein nicht unwichtiger Aspekt, da der Standort unmittelbar an ein Naturschutzgebiet grenzt.

Synergieeffekte sorgen für reibungslosen Ablauf

Dass das Projekt trotz der Planungsänderungen so reibungslos verlief, führt man bei Linde Hydraulics auf das eingespielte und erfahrene Lieferantenteam zurück. „Die Zeit saß uns im Nacken, daher konnten wir uns Verzögerungen und ‚Kinderkrankheiten‘ nicht leisten. Aufgrund der Erfahrungen im Werk Aschaffenburg hatten wir aber volles Vertrauen in die Projektpartner“, erzählt Reckziegel. Auch bei Liebherr profitierte man von den Synergieeffekten der vorangegangenen Projekte: „Die Vorabnahme und Inbetriebnahme der Anlage verlief äußerst effizient, weil wir die Anforderungen und Erwartungen einfach schon genau kannten“, berichtet Christopher Nigg, Projektleiter bei der Liebherr-Verzahntechnik GmbH.

Zwei Rüstplätze sind bereits in der Anlage installiert, ein dritter ist vorgesehen.

Echte Partnerschaft auf Augenhöhe

Heiko Reckziegel ist beeindruckt von der guten Zusammenarbeit und der Unternehmenskultur der beteiligten Firmen. „Liebherr ist für mich ein verlässlicher und äußerst engagierter Partner, auch im After Sales Service. Die Zusammenarbeit war mehr als eine Kunden-Lieferanten-Beziehung – es war eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Dieses Projekt darf gerne Schule machen“, lobt er.

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