Von historischen Turbinen bis zu den Weiten des Alls – im Einsatz für außergewöhnliche Hübe

Jeder unserer Mobilkrane wird nach den Anforderungen unserer Kunden und Märkte konstruiert. Je nach Krangröße und Zielsetzung bei der Kranentwicklung unterscheidet sich die Technik in den jeweiligen Geräten. In den vergangenen Jahren war so mancher unserer Krane auch bei außergewöhnlichen Hüben im Einsatz. Da kann es schonmal um die Versetzung einer Turbine, den Abbau eines Fernrohrs oder die Errichtung eines Radioteleskops mitten in der Wüste gehen.

Seit Oktober 2015 aktualisiert und gestaltet das Deutsche Museum in München seine Ausstellungen neu. Dabei wird auch das historische Gebäude selbst auf den neuesten technischen Stand gebracht. Damit im Innenhof vor dem ursprünglichen Haupteingang ein kleines Container-Dorf entstehen konnte, musste das Museum vergangenes Jahr Platz schaffen: Verschiedene Groß-Exponate hatten zu weichen – darunter ein historisches Laufrad einer Francis-Turbine.

Über 80 Jahre alt, 44 Tonnen schwer und im Durchmesser 4,6 Meter groß – das sind die Eckdaten der Turbine. Doch nicht das historische Objekt, sondern die beengten Platzverhältnisse an der neuen Position des Ausstellungsobjektes forderten die Kranfahrer heraus: „Neben dem teils abschüssigen Museumsgarten sind die Verkehrsverhältnisse in München nicht einfach – enge Brücken und schmale, zugeparkte Straßen erforderten besonderes Geschick. Dank der Kompaktheit und der aktiven Hinterachslenkung des LTM 1250-5.1 war das aber kein Problem“, berichtet Susanne Maier, Geschäftsführerin des beauftragten Kranspezialisten Kran-Maier aus Landshut. Im Konvoi mit Begleitfahrzeugen und Polizei-Eskorte kam das historische Laufrad dann auch innerhalb kürzester Zeit an seinem Ziel an.

Ein Liebherr-Mobilkran LTM 1250-5.1 der Firma Kran-Maier hebt das 44 Tonnen schwere Laufrad aus dem Innenhof des Deutschen Museums in München.
Ein Liebherr-Mobilkran LTM 1250-5.1 der Firma Kran-Maier hebt das 44 Tonnen schwere Laufrad aus dem Innenhof des Deutschen Museums in München.

Das Laufrad im Deutschen Museum wurde 1939 vom Heidenheimer Unternehmen J. M. Voith GmbH produziert und gehörte zu einer Turbine für ein Flusskraftwerk am Sungari in der chinesischen Region Mandschurei. Wegen Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde das Laufrad jedoch nicht mehr ausgeliefert – es hätte bei einer Fallhöhe von 69 Metern und einer Frequenz von 125 Umdrehungen pro Minute 8.820 Kubikmeter Wasser durchgesetzt und damit eine Leistung von 85 MW erreicht.

Eine künstlerische Bildkomposition der künftigen SKA-Teleskope kombiniert die bereits vor Ort vorhandenen Elemente. Von links fügen sich die künftigen SKA-Mid-Schüsseln in die bestehenden Schüsseln des Vorläuferteleskops MeerKAT in Südafrika ein. Von rechts fügen sich die Antennen der bestehenden SKA-Low-Prototypstationen AAVS2 in die künftigen SKA-Low-Stationen in Australien ein. Foto: SKAO.
Eine künstlerische Bildkomposition der künftigen SKA-Teleskope kombiniert die bereits vor Ort vorhandenen Elemente. Von links fügen sich die künftigen SKA-Mid-Schüsseln in die bestehenden Schüsseln des Vorläuferteleskops MeerKAT in Südafrika ein. Von rechts fügen sich die Antennen der bestehenden SKA-Low-Prototypstationen AAVS2 in die künftigen SKA-Low-Stationen in Australien ein. Foto: SKAO.

Die SKA-Teleskope sollen zwei der größten und empfindlichsten Radioteleskope der nächsten 50 Jahre werden. Das SKA-Projekt steht seit 2006 auf der Roadmap des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen und wurde als wesentliche Einrichtung für die europäische Forschung in der Astronomie anerkannt.

Der LTM 1220-5.2 beim Aufbau der SKA MPG Prototyp-Antenne in der südafrikanischen Karoo-Halbwüste. Foto: Nasief Manie / SARAO.
Der LTM 1220-5.2 beim Aufbau der SKA MPG Prototyp-Antenne in der südafrikanischen Karoo-Halbwüste. Foto: Nasief Manie / SARAO.

Zurück in die Zukunft: Kartierung des Universums

Es ist ein wissenschaftliches Großprojekt gigantischen Ausmaßes, an dem Regierungen und Institutionen aus fünf Kontinenten beteiligt sind und gemeinsam am Bau der zwei SKA-Radioteleskope arbeiten. SKA steht dabei für Square Kilometre Array, und diese beiden einander ergänzenden Instrumente werden unser Verständnis des Universums revolutionieren. Bis zum Ende der 2020er Jahre wird das SKA-Observatorium (SKAO) 197 Parabolschüsseln in Südafrika sowie 131.072 kleinere Antennen in Westaustralien errichten. Diese werden über raffinierte Computernetzwerke zusammengeschaltet werden. Die Teleskope werden Radiowellen aus dem Weltraum sammeln, um damit neben einer Vielzahl anderer wissenschaftlicher Ziele den bisher größten kosmischen Atlas zu erstellen und Einblicke in die Entstehung und Entwicklung der ersten Sterne und Galaxien nach dem Urknall zu gewinnen.

Für die Teleskope wurden zwei abgelegene Standorte ausgewählt: die südafrikanische Karoo-Region und das Murchison Shire in Westaustralien. Diese Locations sind so abgelegen, dass an ihnen Funkstille herrscht, die für die Radioastronomie unerlässlich ist. Im Frühjahr 2019 errichtete das South African Radio Astro- nomy Observatory (SARAO) zusammen mit der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) – beides Partner des SKAO – den ersten Prototyp des Teleskops vor Ort in Südafrika. Die Parabolantenne trägt die offizielle Bezeichnung SKA-MPG-Teleskop und hat einen Durchmesser von 15 Metern. Für den Hub auf 22 Meter Höhe wurde das südafrikanische Unternehmen CC Crane Hire beauftragt, das dafür einen LTM 1220-5.2 einsetzte. Der 5-Achser verfügt über einen 60 Meter langen Hauptausleger und eine maximale Tragkraft von 220 Tonnen – ausreichend Leistung für die Errichtung eines hochmodernen Teleskops.

Maßarbeit: Museumsmitarbeiter richten das Teleskop zentimetergenau aus, damit es durch den Spaltschieber der Oststernwarte nach draußen gehoben werden kann.
Maßarbeit: Museumsmitarbeiter richten das Teleskop zentimetergenau aus, damit es durch den Spaltschieber der Oststernwarte nach draußen gehoben werden kann.

Von der Sternwarte ins Depot

Zurück zum Deutschen Museum in München: Im Herbst vor zwei Jahren schwebte der Goerz-Reflektor, ein zwei Tonnen schweres Teleskop aus dem Jahr 1913, am Haken eines MK 88 von Treffler durch die Lüfte. Wie alle Mobilbaukran-Modelle vom Liebherr-Werk in Biberach verbindet dieser MK die funktionalen Vorteile eines Turmdrehkans mit der Mobilität eines klassischen Fahrzeugkrans: Mit dem wendigen Unterwagen, der bei uns in Ehingen gefertigt wird, benötigt der Taxikran nur wenig Platz – sei es bei der Montage oder im Betrieb.

Der MK 88 ist kompakt und wendig konstruiert und dadurch prädestiniert für kurzfristige Einsätze in dicht bebauten Innenstädten wie München. „Bei einer Hakenhöhe von 41 Metern und gerüstet mit 1,5 Tonnen Ballast galt es für den MK 88 aus 39 Metern Entfernung das Teleskop aus der Kuppel zu heben“, erinnert sich Matthias Bulisch, Niederlassungsleiter von Treffler in München. Neben viel Fingerspitzengefühl beim Hub war auch die Positionierung des Krans nicht ohne: Aufgrund des unterkellerten Bodens galt es nämlich einen geeignet tragfähigen Stellplatz im Museumshof zu finden.

Anlass für den Hub des Spiegelteleskops war ebenfalls die umfangreiche Sanierung des Museums. Im Oktober 2022 wurde der zweite Teil des Ausstellungsgebäudes ausgeräumt, zu dem auch die östliche Sternwarte gehört. Um es vor Baustellenstaub sowie potenziellen Erschütterungen zu schützen, die die empfindliche Optik stören würden, wurde das Fernrohr ins Depot gebracht. Während seiner Auslagerung nutzen die Mitarbeiter des Museums die Zeit, um die Beschichtung der Spiegel zu erneuern – eine Wartung, die regelmäßig notwendig ist.

Bevor die Besucher der Sternwarte wieder Gelegenheit haben, einen Blick durch das Teleskop in die Weiten des Weltalls zu werfen, wird es bis 2028 dauern. Dann wird das Museum sein 125. Gründungsjubiläum feiern und die Sanierung abgeschlossen haben. Vielleicht kommt bis dahin ja auch wieder ein Liebherr-Kran zum Einsatz.

Vorsichtig hebt der MK 88 der Firma Treffler das Goerz-Teleskop von der Sternwarte des Deutschen Museums in das Transportfahrzeug. Foto: Bernhard Thaler
Vorsichtig hebt der MK 88 der Firma Treffler das Goerz-Teleskop von der Sternwarte des Deutschen Museums in das Transportfahrzeug. Foto: Bernhard Thaler

Das Teleskop der Berliner Firma Goerz wurde ursprünglich für eine Expedition der Sternwarte der Königlich Technischen Hochschule Berlin und der Firma Goerz konzipiert. Der Anlass: die Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis am 21. August 1914 in Sandnessøen auf der norwegischen Insel Alsten. Wegen Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Expedition jedoch abgebrochen. Seit Eröffnung des Deutschen Museums auf der Museuminsel im Jahr 1925 ist das Goerz-Teleskop das Hauptintstrument in der Ost-Sternwarte des Deutschen Museums.

Foto: Marco Sproviero
Foto: Marco Sproviero

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2024.

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