Aus welchen Gründen entwickelte Liebherr eine eigene Kransteuerung?
Erwin Morath: Als ich 1985 zu Liebherr kam, gab es verschiedene hydraulische, elektrische und elektronische Steuerungen, je nach Krantyp. Wir hatten nur ein einfaches eigenes System zur Lastmomentbegrenzung (LMB). Daher haben wir dann die LMB des damals bekannten Herstellers PAT eingeführt. Es gab allerdings nur Elektronik mit Analogsystemen ohne variable Programmiermöglichkeiten. Bei jedem Kran mussten neue Steckkarten entwickelt werden.
Max Leicht: Mit dieser Steckkartentechnologie konnte man nur einen bestimmten Teil der Kransteuerung lösen. Durch die laufende Weiterentwicklung unserer Kranpalette stiegen die Anforderungen an die Kransteuerung. Das hatte zur Folge, dass jeweils neue integrierte Schaltungen auf den Steckkarten entwickelt werden mussten. Mit der Zeit hatten wir rund 100 funktional verschiedene Steckkarten. Das war nicht mehr handhabbar, was sowohl die Produktion als auch die Ersatzteilversorgung betraf. Ein Raupenkran hatte teilweise bis zu 24 verschiedene Steckkarten.
Wann war das und wie lief die Entwicklung ab?
Erwin Morath: 1985 begannen wir mit den ersten Schritten. Wir reduzierten und überarbeiteten die vorhandenen analogen Steckkarten und entwickelten programmierbare, digitale.
Max Leicht: Das war für die Sicherstellung der laufenden Kranfertigung enorm wichtig. Wir konnten die Anzahl an Steckkarten auf 20 reduzieren – eine große Erleichterung.
Klaus-Peter Brück: Bei der Entwicklung einer neuen Kransteuerung war daher ein wichtiges Ziel, das Know-how im eigenen Haus aufzubauen und zu behalten. Wir brauchten eine flexible Steuerung mit der Möglichkeit, diese selbst im eigenen Haus erweitern zu können.
Erwin Morath: Ein wichtiger Schritt war auch die Standardisierung der hydraulischen und elektrischen Steuerungen. Ab 1986 haben wir weitere Mitarbeiter eingestellt, die auch das Know-how mitbrachten, um unser Konzept einer modernen Mikroprozessorsteuerung entsprechend umzusetzen.
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