Kiran Marolia

Warum macht sie das? Das ist doch nichts für Frauen. All diese Maschinen und Baustellen… Kiran Marolia kennt diese Vorbehalte nur zu gut. Die alleinerziehende Mutter aus Bihar lebt jetzt in Maharashtra (Indien) und ist bei der Liebherr India Private Limited zuständig für den Vertrieb von Mobil- und Raupenkranen. „Ich war schon als Kind von Technik und großen Maschinen fasziniert “, sagt sie. Ihr Vater hat für eine Öl- und Gasgesellschaft auf einer Bohrinsel gearbeitet und seiner kleinen Tochter immer wieder Einblicke in diese Welt gegeben. „Das hat mich seither nicht mehr losgelassen.“ Und damit war sie im Grunde auch schon raus aus dem klassischen Rollenbild als indische Hausfrau und Mutter.

Kiran Marolia studierte Chemie (Hons.) und Umweltwissenschaften und machte mit 24 ihren MBA an der Nagpur University in Maharashtra. Nach Abschluss ihres Postgraduiertenstudiums gründete sie eine Familie. Ein geregeltes Leben schien damit vorgezeichnet. Wäre da nicht die Trennung gewesen. Als alleinerziehende Mutter eines Sohnes musste sie auf einmal ihr ganzes Dasein auf komplett neue Füße stellen. „Ich war damals noch eine eher schüchterne Person und traute mich kaum einmal, in größerer Runde den Mund aufzumachen“, erinnert sie sich. „Aber ich konnte meinen Kopf nicht in den Sand stecken und musste das Leben für mich und meinen Sohn selbst in die Hand nehmen. Das habe ich dann auch gemacht.“

Sie habe auf diesem Weg viel Unterstützung erfahren: von ihrer Familie, den Freunden und von Liebherr. Über verschiedene Stationen im HR-Bereich war Kiran Marolia 2010 zu Liebherr gekommen. Die 2006 gegründete Liebherr India Private Limited hatte damals erst wenige Mitarbeitende. Recruitment, Erarbeitungen von Richtlinien und Personalarbeit standen deswegen hoch im Kurs und boten der HR-Spezialistin viele Ansatzpunkte. 2015 wechselte sie ins Marketing- und Kommunikationsteam, wo sie bis 2017 unter anderem große Industriekunden und Messen wie den Bauma-Ableger BC India betreute.

Moment mal. Kommunikation und Marketing als Feld für eine schüchterne Person? „Meine Schüchternheit hatte ich nach meiner Trennung schnell abgelegt, denn die Zeit verlangte viel mehr von mir. Es ging schließlich um die Existenz für mich und meinen Sohn“, sagt sie. Da sei ihr das Liebherr-Mindset sehr entgegen gekommen: „Du kannst alles lernen, wenn du nur willst.“ Das gelinge aber nur mit einem starken Willen, dem Vertrauen in die eigene Person und in die eigenen Fähigkeiten. Und genau das habe sie im Unternehmen erfahren. „Unsere Maschinen sind richtig stark. So möchte ich auch sein“, sei ihr Mantra gewesen. Diesen Spirit wolle sie auch heute gerne weitergeben: „Traut euch was zu. Wenn man will, dass es passiert, liegt es an einem selbst.“

2017 wechselte Kiran Marolia ins Geschäftsfeld der Mobil- und Raupenkrane, wo sie sich seither um den Vertrieb in Indien und auf dem indischen Subkontinent kümmert. „Ich fühlte mich zuhause angekommen. Die großen Maschinen und die große Technik hautnah zu erleben, war seit Kindestagen ein Traum für mich“, freut sich die 46-jährige Powerfrau.

Anfangs sei sie noch mit männlichen Kollegen zu Kundenterminen gegangen, habe dann aber schnell gemerkt, dass sie das auch alleine kann. Ein bisschen freut sie sich auch heute noch, wenn sie die verwunderten Blicke bei neuen Ansprechpartnern sieht, da die meisten keine Frau in diesem Bereich erwarten. „Kunden erwarten oft, dass mich ein Ingenieur begleitet. Wann kommt denn der Ingenieur?“, heißt es dann. „Wenn ich ihnen sage, dass der bereits da ist, fällt schon mal die Kinnlade runter. Sobald wir aber in die technischen Details eintauchen, vergessen sie schnell, dass sie es mit einer Frau zu tun haben, und zeigen sich anerkennend.“ Sie kennt sich nicht nur genau mit der Technik aus, sondern spricht neben Hindi und Englisch auch noch fünf weitere Landessprachen des Subkontinents.

„Kommunikation und Vertrauen in die Marke sind alles“, weiß die Vertriebsspezialistin aus Erfahrung. Erst recht auf einem so aufstrebenden, aber auch sehr anspruchsvollen Markt wie Indien, auf dem die Regierung über regulatorische Maßnahmen wie Steuern und Zölle die heimische Produktion anschieben möchte. „Gelegentlich muss ich deswegen auch bei den einschlägigen Ministerien vorsprechen und erklären, warum Teile für Premiumprodukte wie Mobilkrane, die für die hiesige Wirtschaft von Bedeutung sind, am besten direkt aus der Liebherr-Welt kommen sollten.“ Mit Schüchternheit wäre da kein Blumentopf zu gewinnen. „Mir macht das Spaß, für Liebherr Überzeugungsarbeit zu leisten. Weil wir überragende Produkte haben.“ Und wie sie dies mit einem gewinnenden Lächeln sagt, kauft man ihr dies auch ab.

Nur ihre Mutter fremdelt noch immer ein wenig mit dem umtriebigen Leben ihrer Tochter. „Kind, diese viele Rumreiserei und das Geschäftsleben: Das ist doch nichts für eine Frau. Kannst du nicht etwas anderes machen?“ Da muss Kiran Marolia schmunzeln. „Es stimmt ja. Das Reisen auf Straße und Schiene in diesem großen Land ist mitunter wirklich anstrengend und das Essen unterwegs schmeckt auch nicht immer“, bekennt sie. „Aber das Rausgehen zu den Leuten, um sie auf unsere Produkte und dessen effiziente Nutzbarkeit aufmerksam zu machen, ist genau das, was ich wirklich will. Jeder einzelne Geschäftsabschluss, jeder zufriedene Kunde ist für mich immer wieder eine Bestätigung und eine Extra-Motivation auf meinem eingeschlagenen Weg. Als Frau und als zutiefst überzeugte Liebherr-Mobilkran-Vertrieblerin. Das ist das Leben, das ich liebe und für das ich brenne.“ Um die Zukunft ist ihr nicht bange. „Es gibt so viele technische Innovationen und faszinierende neue Möglichkeiten, unsere Produkte und Services weiter voranzubringen“, schwärmt sie. „Wir leben gerade in richtig spannenden Zeiten des Aufbruchs und Umbruchs. Liebherr hat mir geholfen, meine Fähigkeiten zu erkunden. Daher bin ich sehr stolz, Teil des Teams zu sein.“