Pressemitteilungen | 26.04.2021
Mehr Traglast bei höherer Windtoleranz
- Liebherr LG 1750 mit SX3-Gittermast-System errichtet 170 Meter hohe Windkraftanlagen
- Partielle Mastverbreiterung toleriert höhere Windgeschwindigkeiten
- Beträchtliche Traglaststeigerung von rund 20 Prozent
Stärker und stabiler im Wind – so in etwa könnte man die wertvollsten Vorteile zusammenfassen, die Liebherr seinen Kunden mit den innovativen SX2- und SX3-Auslegersystemen für Raupen- und Gittermastkrane beschert. Vor allem bei Kranarbeiten in der Windkraft machen sich die verstärkten Ausleger bezahlt. Ein kräftiges Traglast-Plus von 20 Prozent und deutlich höhere Windtoleranzen liefert die SX3-Variante gegenüber der herkömmlichen SX-Version. Von diesen Vorzügen profitierte ein neuer Liebherr-Kran vom Typ LG 1750, der im Februar mit der SX3-Version gerüstet in einem Windpark im Einsatz war. Der Gittermast-Mobilkran der niederländischen Kranfirma M. Verschoor B.V. hat im Nordosten Deutschlands zwei Anlagen des Herstellers Vestas mit Nabenhöhen von 170 Metern errichtet.
Das niederländische Kranunternehmen von Inhaber Maarten Verschoor hat mit dem Kauf eines Liebherr LG 1750 seinen Kranpark deutlich nach oben ausgebaut. Der mobile Gittermastkran wurde mit dem SX3-Auslegersystem geliefert, das beim ersten Einsatz im Windpark für den Bau eines neuen Anlagentyps mit extrem schweren Turmkomponenten erforderlich war. „Die ersten vier Turmstücke wiegen jeweils 120 Tonnen, was zusammen mit der Hakenflasche einen Lastfall von rund 123 Tonnen bedeutet. Bei einer Ausladung von 35 Metern nutzen wir die Tragkraft des Krans hier also vollständig aus“, erklärt Johan Bezemer, Kranfahrer und Teil des vierköpfigen niederländischen Teams auf der Baustelle nahe der deutsch-polnischen Grenze. „Mit diesem Kran und seinem SX3-Ausleger erhöhen wir unsere Kapazitäten, um eben auch diese hohen Windräder bauen zu können“, begründet Bezemer stolz den Neuzugang. „Mit 165 Meter langem Hauptausleger und der 12 Meter langen Spitze haben wir eine Tragkraft von 127 Tonnen. Das ist wirklich enorm.“
Mastverstärkung macht Arbeiten bei höheren Windgeschwindigkeiten möglich
Liebherr trägt mit diesem Auslegersystem, bei dem sich der untere Bereich des Gittermasts auf eine Breite von sechs Metern ausdehnt, jedoch nicht nur den fortlaufend steigenden Gewichten der Komponenten und Hubhöhen beim Bau von Windenergieanlagen Rechnung. Die 28 beziehungsweise 42 Meter lange Mastverstärkung – übrigens voll kompatibel zum Liebherr-Raupenkran LR 1750/2 – liefert eine markant größere Steifigkeit der Auslegerkonstruktion und sorgt damit für weniger Stillstand der Krane bei Wind. „Die früheren Systeme beim LG 1750 haben wir noch mit neun Metern pro Sekunde zulässiger Windgeschwindigkeit gerechnet“, erklärt Jens Könneker, Produktmanager für Raupenkrane bei Liebherr in Ehingen. „Das SX-System gestattet nun Arbeiten bei Geschwindigkeiten von bis zu zehn, teilweise sogar bis zu 11,2 Metern pro Sekunde.“ Nicht nur, aber hauptsächlich ein deutlicher Vorteil für die Krane in den Windparks.
Höhere Windtoleranz spart drei Arbeitstage
Auch auf dem verschneiten Baufeld des neuen Verschoor-Krans, knapp 100 Kilometer nordöstlich von Berlin, lieferte oft der Windmesser an der Auslegerspitze die Antwort auf die Frage, ob gearbeitet werden kann. Bezemer rechnet die Male zusammen, bei denen allein die größere Windtoleranz des SX-3-Auslegersystems den Niederländern Hubarbeiten mit ihrem Kran erlaubte: „Ich denke, wir haben damit etwa drei Tage an Wartezeiten gespart.“
Nach erfolgter Montage sämtlicher Turmsegmente musste die Gitterspitze um ein Zwischenstück auf 15 Meter verlängert werden, damit der Kran die erforderliche Hubhöhe für die restlichen Komponenten, darunter das 100 Tonnen schwere Maschinenhaus, bereitstellen konnte. Kaum zwei Stunden benötigte das Team von Verschoor für den Umbau der Spitze. Der Zeitaufwand für das Ablegen des riesigen Gittermasts hielt sich ohnehin stark in Grenzen, denn der LG 1750 war mit der teilbaren Ballastpalette „VarioTray“ ausgestattet. Die 415 Tonnen Schwebeballast wurden schließlich nur zum Aufrichten oder Ablegen des gigantischen Auslegers benötigt. Für die Hubarbeiten selbst genügte das Mittelteil des Gegengewichts, das über Bolzen einfach vom Rest abgedockt werden kann und am Derrick-Ausleger verbleibt. „Das spart uns unheimlich viel Zeit und Arbeitskraft“, erklärt Bezemer. „Wir können gleich weitermachen, ohne den ganzen Ballast erst ab- oder aufzustapeln.“
Stärkster Kran im Fuhrpark
Nach dem mehrwöchigen Gastspiel in Deutschland sind die Männer von Verschoor mit ihrem LG 1750 zurück in die Niederlande gefahren. Im Norden des Königreiches ist der Kran seither ununterbrochen mit SX2-Ausleger beim Bau von Windkraftanlagen beschäftigt.
Der neue Kran ist nun das stärkste Gerät im Fuhrpark von Verschoor. „Wir werden den LG 1750 voraussichtlich nur in der Windkraft einsetzen“, erklärt Erik Hans van de Kop, Geschäftsführer des Unternehmens. Insgesamt 70 Krane und 115 Mitarbeitende verteilen sich auf den Firmensitz in Sassenheim (zwischen Amsterdam und Den Haag) sowie die Niederlassung in Almere. Neben Kranarbeiten bietet Verschoor auch Schwertransporte an und ist im Handel mit Gebrauchtkranen und Krankomponenten aktiv.