Firmengruppe
LH_Rostock_Defreeze neu 3

Fachkräfte werden gemacht

Fachkräfte und Mangel – zwei Begriffe, die für viele unweigerlich zusammengehören. Bei Liebherr denken Lars Pröhl und seine Kollegen der Liebherr-Akademie heute schon an morgen.

LH_Rostock_Bild Absatz 1

Alltag mal anders

Donnerstagvormittag in Rostock: Drei aufmerksame Schüler blicken auf verschiedene Anschlagmittel, die ausgebreitet auf einem Unterrichtstisch liegen und folgen gespannt den Ausführungen ihres Ausbilders. „Diese Kranteile werden wir heute kennen lernen“, erklärt Lars Pröhl mit kräftiger, ruhiger Stimme. Für den Teamkoordinator ist diese Unterrichtseinheit mit seinen Lehrlingen Routine. 514 davon hat er in den letzten 10 Jahren unterrichtet. Sie reichen vom gebürtigen Rostocker über Auszubildende aus Rumänien, Spanien oder Afghanistan. „Jeder Tag ist anders, denn jeder meiner Auszubildenden ist verschieden. So kann ein- und derselbe Unterricht immer anders verlaufen“, erzählt der 56-jährige Ausbilder. Seit 2008 ist er an der Liebherr-Akademie, wo gerade 140 Liebherr-Auszubildende und knapp 30 Lehrlinge aus Fremdfirmen den technisch-gewerblichen Bereich des Maschinenbaus entdecken. „Jeder kann irgendetwas gut. Meine Aufgabe ist es, mit jedem Azubi herauszufinden, was das ist - mit Fachwissen und Menschenkenntnis“, so Pröhl.

Infobox Fachkräftemangel

Zufall oder Schicksal?

Pröhls eigener Weg an die Liebherr-Akademie war eigentlich eher Zufall. Durch einen ehemaligen Kollegen in einer Raffinerie in Süddeutschland landete er beim Liebherr-Werk Nenzing (Österreich) in der Hafenmobilkranproduktion, nachdem er seine Tätigkeit als Storekeeper in der Hochseefischerei nicht länger ausüben konnte. In seine Verantwortlichkeit fiel damals die Betreuung aller technischen Einrichtungen an Bord. Während seiner bis zu 120-tägigen Seereisen lernte er vor allem, sich unerwarteten Herausforderungen zu stellen und mit der ganzen Schiffscrew Hand in Hand zu arbeiten. Das kam ihm später auch bei Liebherr zu Gute. „Ich war erst skeptisch, ob das etwas für mich ist, immer am selben Ort zu sein – so ganz ohne Bewegung. Aber ich habe dann bald gemerkt, dass man hier so einiges bewegen kann“, lacht der 56-Jährige. Schnell erkannte er, dass Fachkräfte die wichtigste, aber auch die knappste Ressource für Unternehmen der Zukunft und damit auch für Liebherr sein werden. Damit behielt er Recht. Heute übernimmt Pröhl nicht nur die Koordination von drei der insgesamt elf Ausbildungsrichtungen, sondern bildet auch selbst in den Fachgebieten Hydraulik und Kran- und Flurfördertechnik aus.

LH_Rostock_Trenner
LH_Rostock_Bild Absatz 3

Übung macht den Meister

„Hier jetzt vorsichtig…“, sagt der Ausbilder während er Malte Hansen über die Schulter blickt. Der zukünftige Mechatroniker befindet sich im zweiten Lehrjahr und schätzt an seiner Ausbildung besonders die Abwechslung. Heute trainiert er einen Parcours mit verschiedenen Hindernissen, um das Transportieren von Lasten in der Produktionshalle zu üben. Mit konzentriertem Blick steuert Malte Hansen den Kranhaken geschickt an den Hindernissen vorbei – stets an seiner Seite: Lars Pröhl. „Herr Pröhl begleitet uns vom ersten Tag an. Er kennt hier jeden Hallenkran wie seine Westentasche und uns auch“, lacht Hansen. Anschließend zeigt Pröhl ihm, wie man eine Last am Kranhaken anbringt und sie mit der Fernbedienung gleichmäßig anhebt, ohne dass die Transportplatte in Schieflage gerät. Bereits seit seinem ersten Lehrjahr übernimmt der 26-jährige Auszubildende kleinere Projekte in verschiedenen Disziplinen, wie der Elektrotechnik oder der Metallverarbeitung, komplett selbst. Dabei entstehen kleinere Kranmodelle sowie Vorrichtungen und Hilfsmittel für die Produktionshalle.

Fachkräfte machen sich nicht, Fachkräfte werden gemacht. Wer Fachkräfte sucht, der muss sie auch ausbilden.

Lars Pröhl

Vom Container zur Akademie

„Fachkräfte machen sich nicht, Fachkräfte werden gemacht. Wer Fachkräfte sucht, der muss sie auch ausbilden“, davon ist Pröhl überzeugt. Deshalb schlug er bereits 2005 die Gründung einer unternehmensinternen Ausbildungsstätte vor, die in genau den Berufen ausbildet, die dringend benötigt werden. Es begann mit einem kleinen Stahlcontainer und sieben Auszubildenden – heute umfasst die Liebherr-Akademie mehr als 10.500 Quadratmeter Ausbildungsfläche und bildet in elf Berufen aus - vom Industrieelektriker bis hin zur Fachkraft für Metalltechnik.

Die Akademie verfügt über spezielle Übungsräume für die Schweißtechnik und ist eins von zwölf anerkannten Kompetenzzentren für Steuerungs- und Automatisierungstechnik sowie für CNC-Zerspanung deutschlandweit. Verliehen wird diese Zertifizierung von Festo Didactic, ein weltweit führender Dienstleister im Bereich der technischen Bildung und Kompetenzentwicklung, an Unternehmen mit einer besonders umfangreichen technischen Ausstattung und erfahrenen Ausbildern. Ergänzt wird dies durch einen 4.500 Quadratmeter großen Trainingsbereich, der in die Produktion der Liebherr-MCCtec Rostock integriert ist. Hier arbeiten die Auszubildenden ab ihrem zweiten Lehrjahr schon direkt an Kundenprojekten mit und rotieren durch sämtliche Produktionsbereiche der Maritimen Krane.

Die Liebherr-Akademie auf einen Blick

5 Fakten zur Liebherr-Akademie
Die Fachkräfte von morgen müssen flexibel, kreativ und lösungsorientiert sein. Denn das wird uns keine Maschine abnehmen können.

Ralf Harder

Der Blick nach vorn

Die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung bringt künftig neue Anforderungen an Mechatroniker, Konstruktionsmechaniker, Elektroniker und weitere Berufsgruppen mit sich. Die Berufsbilder werden von diesen Entwicklungen ebenso geprägt wie die jeweilige Ausbildung. „Vorausdenken ist deshalb das A und O. Unsere Auszubildenden sollen hier genau die Fähigkeiten erlernen, die sie später im Unternehmen brauchen.“, erklärt Ralf Harder, Leiter der Liebherr-Akademie. Für ihn bedeutet das insbesondere, dass Auszubildende bei Liebherr noch intensiver mit Maschinen arbeiten müssen. Diese würden, so Harder, Fließbandarbeiten irgendwann weitestgehend übernehmen, während Arbeitnehmer vor allem auf ihre Problemlösungskompetenz und Kreativität zurückgreifen müssen. „Die Fachkräfte von morgen müssen flexibel und unkonventionell Denken und Handeln können – denn das wird uns keine Maschine jemals abnehmen können“, weiß der Akademie-Leiter. Um Lehrlinge darauf optimal vorbereiten zu können, plant die Akademie in Kooperation mit den Berufsschulen ein Pilotprojekt, das eine flexiblere Ausbildung durch ortsunabhängiges Lernen und projektbezogene Arbeit ermöglicht. Eine Entwicklung, die auch Teamkoordinator Lars Pröhl begrüßt: „Ich baue vielleicht keine Maschinen mehr, aber ich baue hier jeden Tag an der Zukunft vieler junger Menschen – der Fachkräfte von morgen.“

* Aufgrund besserer Lesbarkeit verwenden wir ausschließlich die männliche Form. Diese steht hier repräsentativ für eine geschlechtsneutrale Bezeichnung. Gemeint sind grundsätzlich alle Geschlechtsidentitäten (m/w/d).