5 Minuten | Magazin 02/2022
Schneesturm am Nordkap
In N-Berlevåg, auf Höhe des Nordkaps, liegt der norwegische Windpark Raggovidda. Er ist der nördlichste Windpark der Welt und aufgrund des konstant starken Windes einer der effizientesten.
Auf Ketten - Raupenfahrzeuge bringen die Männer sicher zum Einsatzort.
Liebherr-Service packt an
Seit 2014 arbeiten dort 15 Windkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 45 MW. Aktuell wird der Windpark um zwölf Windräder erweitert. Auch Liebherr-Krane sind dort im Einsatz. Bereits im November 2021 war das Wetter in N-Berlevåg eine Herausforderung mit Winterstürmen und Schnee. Ein Monteur unseres norwegischen Liebherr-Vertriebs- und Servicepartners Ing. Hans P. Øen AS machte sich trotz der widrigen Umstände auf den Weg, um vor Ort bei einem LTM 1090-4.1, der nicht mehr starten konnte, eine Fehlersuche durchzuführen und die entsprechenden Ersatzteile zu bestellen.
Sturmerprobt - Service-Monteur Björnar Flowers ist im Norden Norwegens aufgewachsen.
Extreme Wetterbedingungen überschütten Liebherr-Krane mit Schnee
Im Januar 2022 hat sich die Wetterlage vor Ort im Windpark Raggovidda noch deutlich verschärft. Unser Kunde Windhoist bat um Unterstützung: Drei seiner Liebherr-Krane, ein LTM 1090-4.1, ein LTM 1130-5.1 und ein LTM 1200-5.1, waren komplett eingeschneit und durch die extremen Wetterbedingungen beschädigt. Häufige Stürme in Kombination mit Schnee machten den Einsatz für unseren Service dort sehr anspruchsvoll. Service-Monteur Björnar Flowers, der ursprünglich aus dem Norden Norwegens stammt und mit dem herausfordernden Wetter der Region vertraut ist, machte sich dennoch auf den Weg.
Um Flowers gemeinsam mit weiteren Personen zu den Geräten zu transportieren, waren aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse Raupenfahrzeuge erforderlich. Später erhielt der Monteur auch einen Schneescooter, um vor Ort mobil zu sein. Das Wetter im Windpark Raggovidda zeigte sich so extrem, dass nicht an allen Tagen ganztägig gearbeitet werden konnte.
Eingefroren - Mit Heißluft und Eisen werden die Abstützteller vom Eis befreit.
Schnee in jedem Hohlraum
Der erste Einsatz zur Befreiung der drei Liebherr-Krane von den Schneemassen war am LTM 1200-5.1. Der Schnee war durch den starken Sturm in jeden Hohlraum des Krans gelangt, sogar in die Schiebeholme und den Motorraum. Flowers berichtet: „Mit meinen bloßen Händen habe ich über vier Stunden den Motor vom Schnee befreit. Dann konnte ich den Keilriemen wechseln und das Gerät, dessen Batterie entladen war, über externen Strom starten.“ Genauso ging Flowers am Oberwagen gegen die Schneemassen vor. Auch dort hatte der Schneesturm Spuren hinterlassen und Schäden angerichtet: Der Neigungssensor war defekt und eine Verkabelung abgerissen.
Als das Gerät wieder in Gang gebracht war, zeigte sich die nächste Herausforderung: Um den LTM 1200-5.1 in Bewegung bringen zu können, musste er vom umliegenden Schnee befreit werden. Hierfür wurden sogar Bagger eingesetzt. „Nahe am Kran mussten wir jedoch manuell mit der Schaufel arbeiten, um den Kran nicht zu beschädigen“, erklärt Flowers. Gemeinsam mit fünf Mitarbeitern der Firma Windhoist packte er an. Die Männer schaufelten in stundenlanger Arbeit den Kran frei. Danach musste der Schnee aus den Hohlräumen geholt werden. Hierfür wurden ein großes Heißluftaggregat und eine kleine Wärmepistole verwendet.
Handarbeit - Mit Schaufeln arbeiten sich die Männer durch die Schneemassen.
Schneefräse macht den Weg frei
Als der Kran endlich befreit war, musste der Fahrweg für den Kran mithilfe einer Schneefräse freigelegt werden. Ganze 32 Stunden dauerte der Vorgang. Danach konnte das Gerät nach N-Berlevåg fahren, wo er in einen warmen Lagerraum kam, damit der restliche Schnee abgetaut werden konnte und der Kran bereit für weitere Reparaturen war.
Der gleiche Prozess wurde auch an den beiden anderen Kranen durchgeführt und dauerte jeweils über eine Woche. Das extrem widrige Wetter hatte bei den eingeschneiten Kranen verschiedene Schäden angerichtet. Beim LTM 1090-4.1 beispielsweise waren die Drucklufttanks leer und das Getriebe zwischen zwei Gängen blockiert. So konnte der Motor nicht gestartet werden. Aufgrund der sehr niedrigen Temperaturen war sogar der Treibstoff im Oberwagen gefroren. Auch diese Herausforderungen konnten erfolgreich bewältigt werden. Alles in allem ein anspruchsvoller Einsatz mit einer tollen Zusammenarbeit zwischen unserem Liebherr-Service und unserem Kunden Windhoist.
Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2022.