Mobil- und Raupenkrane

6 Minuten | Magazin 02/2022

Katie Cranes

Katie Kelleher hinterlässt in London starke Spuren.

Kranführerin mit Literatur-Studium.

Die Kranführerin und Hebetechnikerin war an Europas größter Baustelle „Crossrail“ genauso beteiligt wie am Abwasserkanal „Tideway“ und an der Eisenbahnschnellfahrstrecke „High Speed 2“. Dabei ließ sie sich erst mit 30 zur Hebetechnikerin und Kranfahrerin ausbilden – um ihr Leben zu ändern und herauszufinden, ob sie in diesem bis dahin unvorstellbaren Beruf „really good or really terrible“ sein würde. Seitdem treibt sie mit Erfolg und Leidenschaft Projektabwicklung und die großen Berufschancen in der Branche voran – ganz besonders für Frauen und junge Erwachsene.

Alles, was ich tue, hat einen Grund!

Katie Kelleher - Kranführerin und Hebetechnikerin

Wer in Großbritannien in der Bauindustrie tätig ist, wird es kennen: das Unternehmen Select Plant Hire. Als einer der größten und vielseitigsten Anbieter für die Branche hat es eine Unmenge an Ausrüstung, Unterkünften und Dienstleistungen im Portfolio – bis zum Einstieg von Katie Kelleher allerdings keine Frau am Kran. Und deutlich weniger Sichtbarkeit auf sozialen Medien, an Schulen und Hochschulen, auf Veranstaltungen und in branchenweiten Arbeitsgruppen. Denn Katie Kelleher möchte nicht nur Krane bewegen, sondern die ganze Branche. „Mein Ziel ist, die nächste Generation für die Hebetechnik begeistern zu können. Daher spreche ich auf allen Kanälen über meine Erfahrungen, unsere Projekte, unser Gewerbe – in der Hoffnung, zu inspirieren, aufzuklären oder die Branche zu verändern.“

Die junge Londonerin, die in den sozialen Medien als „Katie Cranes“ viele Follower hat, hatte eine Tätigkeit als Kranführerin nie im Visier. Einem Literatur-Studium folgten Jobs in Verkauf, Werbung, Autohandel und Personalvermittlung mit Schwerpunkt Handel und Arbeit. „Ich suchte verzweifelt nach einem Ausweg aus dem Verkauf. Da alle von mir in die Baubranche vermittelten Personen mehr Geld verdienten als ich, liebäugelte ich mit einer Bewerbung. Aber als was?“

Die Ausbildung zur Hebetechnikerin war dann nur der Anfang. Es folgten Lizenzen zum Führen von u. a. Turmdreh-, Raupen- und Mobilkranen. Mittlerweile mischt sie seit siebeneinhalb Jahren in der Branche mit, und mischt die Branche auf. „Meine Aufgaben sind sehr vielfältig: Ich rekrutiere Auszubildende, helfe bei dem Betrieb unserer LinkedIn-Seite, halte Vorlesungen und Vorträge, habe eine Arbeitsgruppe für die weibliche Belegschaft ins Leben gerufen, moderiere die Gruppe „Women on the tools“ und vieles mehr.“

Katie Kelleher betreibt damit auf ihre Art Zukunftssicherung. Die nächste Generation soll wissen und erleben, dass Frauen in der Bedienung von Kranen erfolgreich sein können, dass es für sie Foren und Vereinigungen gibt und eine starke Verbindung innerhalb der Branche. Und dass alle Bauarbeiter ein Vermächtnis hinterlassen, die die Infrastruktur prägt und das Leben vieler Menschen verbessert. „Ich habe beim Bau eines Bahnhofs geholfen, der Millionen von Menschen beim Reisen helfen wird. Und ich war Teil des Teams beim Bau eines Abwasserkanals, der ganz London sauber machen wird. Diese Projekte und ihre Auswirkungen werden mich überleben und immer im Zentrum Londons bleiben.“

Um die Jugendlichen fürs Baugewerbe zu begeistern, müsse sich allerdings noch einiges verändern, „obwohl die Teams vor Ort schon jetzt fantastisch sind, die Projekte großartig und mein Unternehmen zukunftsorientiert und fortschrittlich.“ Dennoch sei der Weg noch lang: „Ich sage immer, dass junge Leute nicht von 60-70 Stunden beeindruckt sind. Und obwohl die Branche gut bezahlt, müssen wir für die Work-Life-Balance sorgen, die Neueinsteiger suchen. Als Branche müssen wir flexibler werden in unseren Angeboten, mehr Verständnis für unsere Mitarbeiter aufbringen und bereit sein, Dinge besser zu machen. Die nächste Generation junger Männer und Frauen will nicht unbedingt so arbeiten, wie wir es in der Vergangenheit getan haben.“

Den Willen zur Veränderung sieht Katie Kelleher durchaus, allerdings in einigen Bereichen auch immer noch den Kampf der Frauen, akzeptiert zu werden. Sie selbst komme gut zurecht: „Vielleicht, weil ich mich in der Lage fühle, meine Ansichten mitzuteilen.“ Sie sei so leidenschaftlich in dieser Branche und begeistert von ihrem eigenen beruflichen Fortkommen, dass sie gelernt habe, die negativen Kommentare zu ignorieren, die ihr manchmal in den sozialen Medien begegnen. „Unterm Strich hat alles, was ich tue, einen guten Grund. Ich habe einfach das Glück, für ein großartiges Unternehmen zu arbeiten, das an der Vision des Fortschritts festhält und alles tut, um das Leben von mir und meinen Kollegen zu verbessern – sei es bei der Qualifizierung oder bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Bei Select sind wir bestrebt, fortschrittliche, langfristige Karrieren und eine qualitativ hochwertige, führende Ausbildung zu bieten – das gefällt mir!“

Ihre eigene Vorstellung der Zukunft treibt Katie auch beim Fuhrpark an, wo sie für mehr Unplugged-Krane plädiert: „Ich liebe unsere 250er und 160er, sie wirken einfach so futuristisch und zukunftsorientiert. Ich bin stolz darauf, für solch ein Unternehmen zu arbeiten. Wir waren die ersten im Vereinigten Königreich mit Unplugged-Kranen und wir investieren weiter in sie. Ich denke, ihnen gehört die Zukunft der Baustellen in London…die Nachfrage beweist das bereits.“

Bei ihrem Besuch bei Liebherr in Ehingen hat sie auch der LTC 1050-3.1 als emissionsfreier Hybrid-Mobilkran sehr beeindruckt. „Die Gesellschaft und die Kunden legen immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit. Das ist alles sehr aufregend und ich kann es kaum erwarten, zu sehen, was die Zukunft der Krane bringen wird!“

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2022.

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