Brasilien
Renata Azevedo
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Ich bin mit Liebherr groß geworden, deswegen war für mich der Weg in mein eigenes Berufsleben wohl schon vorgezeichnet.
„Ach, das ist ja die Tochter von Regina!“ Als Renata Azevedo im Juni 2024 beim Familientag anlässlich des 50. Jubiläums von Liebherr-Brasilien mit ihrer Mutter im Werk in Guaratinguetá im Bundesstaat São Paulo ihre Runden drehte, wurden sie sehr herzlich von allen Seiten begrüßt. Ihre Mutter hatte 37 Jahre in der Materialbeschaffung und im Einkauf gearbeitet, da kennt und schätzt man sich. „Ich bin mit Liebherr groß geworden, deswegen war für mich der Weg in mein eigenes Berufsleben wohl schon vorgezeichnet“, sagt Renata Azevedo.
2013 stieg sie ins Unternehmen ein – als Ingenieurstrainee im Stahlbau für Offshore-Krane. „Kein typischer Frauenberuf“, räumt sie ein. „Aber mich hatten die Technik und die Produktionsverfahren schon immer sehr interessiert. Da habe ich mich richtig reingekniet und bin dann schon sehr bald nicht mehr ‚nur‘ als Reginas Tochter wahrgenommen worden, sondern konnte mir meinen eigenen Namen machen.“ Kurz zuvor hatte Liebherr in Guaratinguetá eine Stelle beim Schweißen zu vergeben. „Da habe ich mich einfach mal beworben. Es hat gleich geklappt.“ Heute ist Renata Azevedo bei der Liebherr Brasil LDTA Produktions- und Schweißfachingenieurin für den Stahlbau in den Produktsegmenten Erdbewegungsmaschinen und Mining.
Dass Frauen fürs Schweißen brennen, ist in Brasilien – wie wohl auch in anderen Teilen der Welt – noch immer eher eine Ausnahme. Für sie aber kein Grund, sich nicht erst recht tief in die Materie reinzustürzen: Gleich nach ihrem Einstieg ins Unternehmen begann sie parallel 2014 am renommierten Mauá Technology Institute ein Postgraduiertenstudium der Schweißtechnik. „Ein spannendes Lernfeld“, erinnert sie sich. „Es ging um aktuelle Schweißspezifikationen und Qualifikationen gemäß internationalen Normen – also um Basiskompetenzen, um im weltweiten Wettbewerb Schritt zu halten.“ 2016 war es so weit: Renata Azevedo erhielt ihr Diplom als Internationale Schweißfachingenieurin und eine von zwei eigens geschaffenen Stellen. „Damit war ich vermutlich eine der ersten Schweißfachingenieurinnen in der Firmengruppe Liebherr“, sagt sie stolz.
Sich in einer sehr männlich geprägten industriellen Umgebung durchzusetzen und zu beweisen, was sie kann, sei ihr ein echtes Anliegen. Nicht nur für sie selbst. „Es würde mich sehr freuen, wenn ich damit auch ein Vorbild für andere junge Frauen sein könnte, sich technische Berufe zuzutrauen und in diesem Bereich zu arbeiten .“
Ihr Vorbild hat, trotz ihrer jungen Jahre, mittlerweile ein großes Format angenommen. „Ich habe als Produktionsingenieurin bereits an mehreren ganz unterschiedlichen Liebherr-Projekten für den industriellen Bereich gearbeitet. In meiner Funktion befasse ich mich mit Investitionen und neuen Technologien, die in der Produktion implementiert werden, wie z.B. eine automatische Strahlanlage, neuesten CNC-Bearbeitungsmaschinen und der ersten Roboterschweißzelle in unseren Werken.“
Auf gegenseitiges Vertrauen bauen, Bewährtes bewahren und gemeinsam Neues wagen, ist für mich genau der Kern, der Liebherr groß gemacht hat.
Dass ihr Aufgabenspektrum groß und vielfältig ist, gefällt ihr sehr. „Da muss ich nicht ein Berufsleben lang nur auf einen Bereich spezialisiert sein, sondern kann immer wieder neue, spannende Perspektiven für mich finden.“ Dazu gehören insbesondere auch die neuesten Entwicklungen in Robotik und Automatisierung. „Die Optimierung von Produktionsprozessen ist gerade in Zeiten eines zunehmenden Fachkräftemangels von großer Bedeutung “, sagt sie. Dabei ginge es aber nicht nur darum, dass ein Schweißroboter nun bei Liebherr in der Radlader-Produktion sehr präzise und verlässlich sich immer wiederholende Aufgaben erfüllt und so die Produktivität schlagartig erhöht und die Produktionskosten senkt. „Wir stehen damit auch vor einem kulturellen Wandel, der den Blick auf die Produktion und den Einsatz von Menschen verändert. Diesen Wandel mitgestalten zu können, finde ich großartig“, sagt sie. Großartig sei auch, wie viel Unterstützung und Rückhalt ihr Team auf diesem Weg aus der Führung und von erfahrenen Experten aus dem weltweiten Liebherr-Netzwerk erfahre. „Gemeinsam schreiben wir Zukunft“, ist sie überzeugt.
Renata Azevedo dreht ein kurzes Video für den Artikel zum 75-jährigen Liebherr-Jubiläum neben einem Radlader L 550.
Dazu fördere sie in ihren Projekten interdisziplinäres Arbeiten über Bereiche hinweg, um so unterschiedliche Kompetenzen aus Produktion und Industrial Engineering effektiv miteinander zu vernetzen. „Wenn’s um Prozess-Innovationen geht, weiß keiner besser darüber Bescheid als die, die täglich damit zu tun haben. Dieses Potenzial gilt es zu nutzen.“
Sie sieht es dabei auch als ihre ureigene Aufgabe an, ihre Begeisterung für Technik und Fortschritt mit anderen zu teilen und dazu den Funken überspringen zu lassen. „Das ist kein Selbstläufer“, räumt sie ein. „Den Roboter in den Schweißbetrieb zu integrieren, kommt bei den Mitarbeitenden ganz unterschiedlich an. Auf der einen Seite gibt es Skepsis, ob Roboter das ‚Handwerk‘ wirklich so gut wie behauptet beherrschen. Und dann ist da natürlich die Sorge, dass sie Arbeitsplätze gefährden“, berichtet die Produktionsingenieurin.
Auf der anderen Seite stelle sie aber zugleich auch ein großes Interesse in der Belegschaft fest, von immer gleichen, sich wiederholenden Tätigkeiten entlastet zu werden und so mehr Freiraum für anspruchsvollere, weniger langweilige Aufgaben zu bekommen. „Wir wollen auf diesem Weg alle mitnehmen“, verspricht sie. Wer gleich zu Beginn ins Robotikprojekt miteinsteigen wollte, habe dies auch tun können. Die Resonanz sei durchweg positiv gewesen. „Auf gegenseitiges Vertrauen bauen, Bewährtes bewahren und gemeinsam Neues wagen, ist für mich genau der Kern, der Liebherr groß gemacht hat“, stellt Renata Azevedo fest. Diese Einschätzung hat zweifellos Gewicht, schließlich ist ihr eigenes Großwerden und ihre eigene Familiengeschichte auch eine der vielen generationenübergreifenden Liebherr-Geschichten – nicht nur in Brasilien.