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Am laufenden Band

Konfigurationen, teilweise auch während der laufenden Montage, sind ein Service, den Kunden bei Liebherr-Mobilkranen schätzen. Doch wer kümmert sich darum, dass die Krane wie geplant ausgeliefert werden? Ein Besuch im Liebherr-Werk Ehingen, wo Isabell Blaser und ihr Team in der Endmontage der Oberwagen alles im Blick haben.

Ein Morgen am Band N

Es ist 7 Uhr: Abteilungsmeister Andreas Oßwald hat seine neun Teamleiter aus der Mobilkran-Endmontage der Bereiche Oberwagen und Komplettierung zusammengerufen. Jeden Montag und Dienstag checken die Verantwortlichen der Oberwagenmontage die Lage und tauschen sich über anstehende Aufgaben oder mögliche Änderungen und Umstellungen aus. Sie sorgen dafür, dass täglich bis zu acht Mobilkrane die Montagelinien verlassen und an Kunden ausgeliefert werden.

Hier im Leitstand wird deswegen immer Klartext gesprochen – auf Schwäbisch. Man kennt und versteht sich gut. Hinten auf dem Regal stehen dicht gedrängt Skipokale, an der Wand hängt ein über die Jahre etwas verblasster Adventskalender mit einem Bild des jungen Diego Maradonna – mit Heiligenschein. Die Türchen hat noch nie jemand aufgemacht. Typisch Männer, könnte man meinen.

Wäre da nicht Isabell Blaser. Die 27-Jährige steuert Band N mit 25 Mitarbeitern in der Vormontage der Oberwagen. Hier werden Hubwerke, Hydraulikkomponenten, Motoren, Pumpenverteilergetriebe, Öltanks, Kraftstoffbehälter, Staukasten und Batteriekästen montiert. „Alles läuft nach Plan“, berichtet sie in die Runde. „Es gab zwei Krankmeldungen wegen Grippe, da helfen uns heute Springer aus.“

Zwischen Palmen und Ersatzteilen

Als Teamleiterin hat Isabell umfangreiche Organisations- und Personalführungsaufgaben und bildet zudem die Schnittstelle zum Vertrieb. „Wir bekommen immer wieder ad-hoc Kundenwünsche“, erzählt sie. „Am häufigsten bestellen Kunden das Hubwerk II, Zusatzölkühler und Klappspitze mit dazu.“ Für Isabell sind solche Umkonfigurationen während die Montage eines Geräts im vollen Gange ist nicht ungewöhnlich. Doch wenn sie hereinkommen, gibt es einiges zu erledigen. Bedeuten die Änderungen des Kunden, dass ein bereits fertig gestelltes Hubwerk noch einmal umgebaut werden muss? Und ist das mit der Bestellung der Ersatzteile in ein paar Stunden zu schaffen? „Wir müssen natürlich sicherstellen, dass der Kran wie gewünscht geliefert wird.“

Noch während sie spricht, geht die erste E-Mail des Tages von der Kommissionierung ein. Durch einen Zahlendreher wurde ein falscher Filter-Typ geliefert. Dabei muss Isabells Team genau diesen Filter vormontieren, damit ihn anschließend das Band in den Oberwagen bauen kann. „Jetzt muss es schnell gehen. Das Band darf nicht stillstehen.“ Aber wo ist der Filter? Im Computersystem sucht Isabell nach der Liefer- und Kommissionierungsnummer, schreibt die Zahlen heraus und macht sich auf die Suche. Sie hat Glück, der Filter wurde noch nicht verbaut und liegt auf einem Kommissionierwagen. Isabell zieht ihn direkt aus dem Verkehr und bestellt den Ersatz über das System.

Danach heißt es auf zur Montagestation, für die der Filter bestimmt war. Diese gleicht einem kleinen Urwald inmitten von Stahlstreben und Schrauben, den die Mitarbeiter vom Band N mit Hingabe pflegen. Zwischen Yucca-Palmen und einer Monstera besprechen Isabell und ihr Mitarbeiter Matthias Zinke die nächsten Schritte. Wird sich das Warten auf den richtigen Filter auf den Arbeitsablauf auswirken? Nein, versichert er, alles ist im Lot.

In der Produktion zuhause

Isabell weiß, dass sie sich auf ihre Mitarbeiter und deren Erfahrung in der Vormontage verlassen kann. Denn sie hat selbst in der angrenzenden Abteilung Komplettierung in der Endmontage gearbeitet. „Große Maschinen und Technik haben mich immer schon begeistert“. Nach der Mittleren Reife hat sie im Liebherr-Werk Ehingen ihre Ausbildung zur Mechatronikerin gemacht. Dass sie damals die einzige Auszubildende in ihrem Lehrjahr war, hat sie nie gestört. „Im Alltag ist man immer aufeinander angewiesen – da spielt der Unterschied zwischen Mann und Frau keine Rolle.“ 2014, ein Jahr nach ihrem Ausbildungsabschluss, meldete Isabell sich für eine berufsbegleitende Ausbildung zum staatlichen geprüften Techniker an. Vier Jahre lang drückte sie dreimal pro Woche neben ihrem Beruf die Schulbank. Auch an Samstagen. „Als ich meinem Vorgesetzten davon erzählte, löste das ein rundum positives Echo aus. Ich bekam alle Unterstützung für meinen Weg von der Werkbank zur Führungskraft.“

Ihr Wissen und ihre Begeisterung für die Produktion gibt sie heute an ihre Mitarbeiter weiter. Auch an Carina Glanz, die diese Woche eingelernt wird. Unter dem Blick ihres Ausbilders schraubt die junge Frau hoch konzentriert an einem Pumpenverteilergetriebe. Dass sich die Chefin Zeit für ein Gespräch nimmt und ihr Tipps gibt, findet sie großartig.

Qualität bis zur kleinsten Sechskantmutter

Das Band läuft, die Mitarbeiter sind zufrieden. Die ersten fertigen Oberwagen schweben an Kranen durch die Werkshalle auf ihrem Weg zur Hochzeit mit den Unterwagen. Jetzt hat Isabell Zeit für ihre nächste Aufgabe. Alle zwei Wochen wird in der Endmontage zusätzlich zu den ständig laufenden Qualitätschecks ein fertig montierter Mobilkran stichprobenartig ausgewählt und auf seine Qualität überprüft. Die Teamleiter wechseln sich untereinander ab. Gemeinsam mit dem Facharbeiter Andreas Seifert macht Isabell sich ans Werk. Jedes Kabel wird gecheckt, jede Schraube überprüft, die Hydraulikschläuche inspiziert. Sitzt alles? Ist alles nach Vorschrift eingebaut? Muss irgendwo nachgearbeitet werden? Isabell hält alle Ergebnisse auf einer Checkliste fest, die an die von Flugzeugpiloten vor dem Abflug erinnert. Fast eine Stunde dauert diese freiwillige Selbstkontrolle. Dann kommt das Daumen-hoch. Der Mobilkran ist bereit für seine erste Fahrt aus der Halle hinaus, weiter zum TÜV, dann zur Lackiererei und anschließend zu seinem Besitzer irgendwo auf der Welt.

„Das ist mein persönliches Highlight, wenn unsere Kunden zufrieden mit ihrem Mobilkran sind“, sagt Isabell. „Das gelingt uns, weil wir eine eingespielte Mannschaft, gut aufgestellt und sehr flexibel sind.“ Für sie ist deswegen jeder Tag auf seine Weise besonders.

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