1915Canakkale Bridge in der Türkei - Demontage der HC-L Krane
Die 1915Çanakkale Brücke ist ein beeindruckendes Bauwerk: Fast fünf Kilometer lang spannt sie sich über die Dardanellen. Sie verbindet die türkischen Städte Gelibolu auf der europäischen Seite und Lapseki auf der asiatischen Seite miteinander. Sie ist die weltweit längste Hängebrücke in Bezug auf die mittlere Spannweite mit 2.023 Metern. Die sechsspurige Brücke, deren Eröffnung im März 2022 stattfand, ist für Autofahrer eine wichtige Verbindung und Alternative zur überlasteten Route durch Istanbul. Die Bauzeit betrug insgesamt fünf Jahre.
Maßgeblich daran beteiligt waren zwei Liebherr-Verstellausleger 357 HC-L auf einem 355 IC Turmsystem. Wir lieferten das Rundum-Sorglos-Paket als Lösungsanbieter – von der Planung des Kraneinsatzes über die Montage, Wartung und Demontage der beiden Krane bis hin zu begleitenden Beratungsgesprächen.
Der Kunde, ein Joint Venture von zwei koreanischen (DL E&C, SK Ecoplant) und zwei türkischen (Limak, Yapı Merkezi) Unternehmen (kurz DLSY), suchte nach einer passgenauen Lösung. Denn Canakkale ist eines der größten Erdbebengebiete in der Türkei und eine sehr windige Region.
Wie kommen die HC-L-Krane wieder runter? Beim Betrachten des Bilds der 1915Çanakkale Brücke in der Türkei drängt sich diese Frage geradezu auf. Mittlerweile sind die Krane abgebaut worden – eine spektakuläre Demontage, bei der Mensch und Technik an ihre Grenzen und darüber hinaus gegangen sind.
Nachdem der 357 HC-L die ersten Turmstücke von einem der beiden Pylonen der 1915Çanakkale Brücke abgelassen hat, nimmt der Derrick-Kran 200 DR 5/10 seine Arbeit auf. Die Servicetechniker hängen als erstes die Auslegerspitze an. Über Wochen haben sie und unsere Abteilung Tower Crane Solutions die Demontage mit dem Kunden akribisch geplant. Zwei moderne Verstellauslegerkrane – auf jedem Pylonen einer – müssen zurück auf den Boden.
Der Derrick ist speziell auf einem Podium montiert worden, um die Bauteile des HC-L erreichen zu können. Wie verhält es sich mit dem Wind? „Jede Demontage ist anders“, erklärt Servicetechniker Frank Nebe, der diese Demontage geleitet hat. Er begleitete schon diverse Demontagen auf der Welt, wie zum Beispiel in Seattle, Dubai oder London. „Unsere größte Herausforderung in der Türkei ist der Wind“, sagt er. Durch die Dardanellen, eine Meerenge im Mittelmeer zwischen der Ägäis und dem Marmarameer, pfeifen immer wieder heftige Böen.
Wie schon der Bau der Brücke sucht auch die Demontage ihresgleichen. „Dafür gab es keine Blaupause. Gemeinsam mit dem Kunden haben wir ein maßgeschneidertes Konzept entwickelt, das dem wenigen Platz, der logistischen Herausforderung und den geografischen Gegebenheiten gerecht wurde. Unsere langjährige Erfahrung hat uns sehr geholfen“, sagt Robert Strohmaier von der Projektabteilung Tower Crane Solutions. Eine solche Demontage der HC-L-Krane war alles andere als alltäglich und jeder Schritt musste genau geprüft werden, damit später keine Probleme auftreten.
Das Konzept sah folgendermaßen aus: Zunächst wurden die Derrick-Krane am Boden vormontiert und anschließend von den HC-L-Kranen auf die Pylonen gehoben. Dann übernahmen die Derrick- Krane und demontierten die HC-LKrane mit all ihren Bauteilen. Lastwagen transportierten die Kranteile ab. Anschließend bauten sich die Derrick-Krane überwiegend selbst ab; einzig der Unterbau und Turm wurden mit einem weiteren kleinen Hilfskran von den Pylonen abgelassen. Eigentlich ist unser Derrick-Kran so kompakt konstruiert, dass er über einen Aufzug final nach unten gelangen kann. Diese Demontage erforderte allerdings eine Sonderlösung, weil der Zugang zum Aufzug zu eng war.
„Alles hat reibungslos funktioniert, genauso wie wir es geplant hatten“, zieht Frank Nebe Bilanz, nachdem die Krane in drei Blöcken zwischen Februar und April dieses Jahres abgebaut worden waren. Die gute Vorplanung ebnete dafür genauso den Weg wie das Engagement jedes einzelnen vor Ort. Insgesamt arbeiteten 13 erfahrene Servicetechniker aus sechs Nationen und vier Liebherr-Gesellschaften perfekt zusammen.
Dieser Teamgeist ließ sie die Herausforderungen meistern. Die Temperaturen bewegten sich zwischen -5 Grad und +20 Grad und auf den Pylonen standen nur rund 100 Quadratmeter zur Verfügung. „Bei Demontagen auf Hochhäusern haben wir mehr Platz. Das war schon sehr eng, gerade mit dem vielen Werkzeug und Material“,erläutert Frank Nebe. „Teilweise erreichte der Wind 40 Kilometer pro Stunde. Da haben die Pylonen sehr geschwankt.“
„Es war harte Arbeit, aber wir haben es geschafft! Ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben“, sagt Servicetechniker Zeeshan Ahmed von Liebherr in Saudi-Arabien. Gefragt nach seinen persönlichen Highlights, antwortet er: „Die konstruktive Zusammenarbeit, die sehr gute Organisation und die große Erfahrung der Kollegen haben mich besonders beeindruckt.“
Der Erfolg dieses Projekts ist natürlich das Ergebnis der hervorragenden Zusammenarbeit und der harten Anstrengungen aller Kollegen, die über den Zeitraum von dreieinhalb Jahren beteiligt waren. Selbst die kleinsten Beiträge haben einen großen Unterschied gemacht und wir hatten von Anfang bis Ende eine überzeugende Leistung
„Der Erfolg dieses Projekts ist natürlich das Ergebnis der hervorragenden Zusammenarbeit und der harten Anstrengungen aller Kollegen, die über den Zeitraum von dreieinhalb Jahren beteiligt waren. Selbst die kleinsten Beiträge haben einen großen Unterschied gemacht und wir hatten von Anfang bis Ende eine überzeugende Leistung“, sagt Bugra Secgin, Head of Division Tower Cranes bei Liebherr in der Türkei. „Ich hatte gemischte Gefühle, als das letzte Stück des Derricks vom Pylonen herunterkam: Ich war sehr erleichtert, aber auch ein wenig traurig. Ich habe sehr gute Erinnerungen und werde mich immer mit einem Lächeln an dieses Projekt erinnern.“
Trotz seiner mehrjährigen Berufserfahrung war die Demontage auch für Frank Nebe spektakulär: „Es war beeindruckend, dort oben zu stehen; auf einem Bauwerk, das ich bis dahin nur von Bildern und dem Papier kannte.“ Das Team sei unschlagbar gewesen und der Enthusiasmus während der gesamten Zeit ungebrochen: „Das Projekt war absolut einmalig und so etwas habe ich in meinem Leben auch noch nie gemacht.“ Die erfolgreiche Demontage war der krönende Schlusspunkt für ein imposantes Infrastrukturprojekt, das Menschen näher zusammenbringt.
Eine Brücke die Kontinente verbindet
Lange Zeit markierten die beiden Turmdrehkrane vom Typ 357 HC-L auf 318 Metern den höchsten Punkt des Brückenbauprojekts „1915Canakkale Bridge“. Die längste Hängebrücke der Welt, die die europäische Seite mit der asiatischen Seite der Türkei verbindet, war für unseren Servicetechniker Engin Dalman einerseits ein ganz besonderer Einsatz, andererseits aber auch so routiniert wie immer.