Mobil- und Raupenkrane

6 Minuten - Magazin 01 | 2023

Vier Schritte für ein besseres Morgen

Die Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel sind in aller Munde. Wichtiger denn je sind umweltfreundlichere Antriebskonzepte für Fahrzeuge, um beispielsweise CO₂-Emissionen zu reduzieren.

Was können wir von Liebherr für nachhaltigeres und umweltschonenderes Arbeiten mit unseren Liebherr-Raupenkranen tun? Wie können wir Sprit einsparen, den CO₂-Ausstoß senken – und dabei zudem noch Kosten reduzieren? Daran arbeiten wir in Ehingen und kooperieren unter anderem mit unserem konzerneigenen Motorenhersteller in Bulle. Gemeinsam versuchen wir Stück für Stück Innovationen zu entwickeln und Optimierungen vorzunehmen, um zu einem klimafreundlichen und zudem kostengünstigen Arbeiten beizutragen. Bei unseren gigantischen Raupenkranen mit bis zu 3.000 Tonnen Tragkraft ist dies eine ganz besondere Herausforderung. Energieeffizienz setzt neues Denken voraus. Der Ansatz des elektrischen Antriebs ist aus heutiger Sicht auf unsere großen Schwerlast-Raupenkrane unter Beachtung aller relevanten Aspekte nicht sinnvoll übertragbar. Deshalb haben wir andere Stellschrauben gefunden, mit denen wir dank verschiedener Maßnahmen bei Raupenkranen bereits circa 20 % Kraftstoff einsparen und zudem den CO₂-Ausstoß um rund 90 % im Kranbetrieb reduzieren. Wie das funktioniert, erklären wir Ihnen nun genauer.

1: FFE 30-Hydrauliköl

Wir haben für unsere Krane ein spezielles Hydrauliköl entwickeln lassen, das über ganz besondere Eigenschaften verfügt – das FFE 30-Hydrauliköl. Dank seiner geringen Viskosität ist es gegenüber herkömmlichen Hydraulikölen dünnflüssiger. Dadurch erzeugt es weniger Widerstand in den Leitungen im Kranbetrieb, was den Energieverbrauch senkt. Dennoch weist es hervorragende Schmiereigenschaften auf. Die Menge des eingesparten Sprits ist abhängig von mehreren Faktoren wie beispielsweise der Kühlersteuerung und der Temperatur. Je wärmer es ist, umso weniger Kraftstoff wird benötigt. Generell kann von einer Einsparung von circa 5 % bei durchschnittlichem Kranbetrieb im Vergleich zu alternativen Hydraulikölen ausgegangen werden.

Seit circa zehn Jahren verwenden wir dieses hervorragende Hydrauliköl, von dem 1.000 bis 1.500 Liter in den Tank passen, standardmäßig in unseren Raupenkranen ab 500 Tonnen. So unterstützen wir mit diesem „guten Stoff“ unsere Kunden bei der Einsparung von Sprit – gut für die Umwelt und für den Geldbeutel.

2: APU (Additional Power Unit)

Eine sinnvolle Investition ist die von uns entwickelte APU (Additional Power Unit), denn mit diesem Zusatzaggregat für unsere Raupenkrane der neuesten Generation kann neben dem Klimakompressor auch die Hydrauliköl-Vorwärmung mit der notwendigen Energie versorgt werden, ohne dass der große Kranmotor in Betrieb ist. Außerdem kann die LICCON-Steuerung eingeschaltet bleiben, da die Lichtmaschine des Zusatzaggregats für die Ladungserhaltung der Kranbatterie sorgt. Steht das Zündschloss der APU auf Betriebsbereitschaft, springt das Zusatzaggregat mit lediglich 11 kW automatisch an, sobald die Motor-StoppTaste des Kranmotors betätigt wird. Dadurch werden bei üblichem Baustellenbetrieb bis zu 15 % Kraftstoff eingespart und Abgase reduziert.

Zusätzlich läuft der Kranmotor seltener im Leerlaufbetrieb, was die Häufigkeit notwendiger Abgasreinigungen reduziert. Diese Prozedur erfordert eine bestimmte Betriebstemperatur und hierfür entsprechend Sprit. Außerdem hat der Kran so weniger Motorstunden, was die Häufigkeit der Wartung reduziert und zudem den Wiederverkaufswert des Krans steigert.

Eine weitere Verbesserung stellt der sich gerade im Test befindliche ECOmode dar. Bei aktiviertem ECOmode und Erfüllung zusätzlicher Bedingungen wird der Kranmotor bei längeren Unterbrechungen der Kranarbeit automatisch abgeschaltet, woraus sich eine weitere Einsparung von Kraftstoff ergibt.

Durch all diese finanziellen und umweltschonenden Vorteile stellt die optionale APU eine sehr lohnenswerte Anschaffung dar. Sie ist bestellbar für die Typen LR 1500, LR 1700-1.0, LR 1800-1.0 und LR 11000. Bei unseren größeren Raupenkranen ist sie sogar serienmäßig. Übrigens, sie kann auch nachgerüstet werden. Bitte wenden Sie sich hierfür an Ihren Liebherr-Servicepartner.

3: HVO-ready

Natürlich sind auch alle unsere Raupenkrane HVO-ready und ab Werk mit HVO betankt. HVO (Hydrogenated Vegetable Oils) steht für hydriertes Pflanzenöl. Es ist ein Kraftstoff, der wie Diesel funktioniert, dabei aber nicht fossile, sondern rein pflanzliche Energie aus Speiseresten, Pflanzenfetten oder pflanzlichen Abfällen nutzt. HVO ist sowohl in der Herstellung als auch der Benutzung weitgehend klimaneutral, wenn ausschließlich auf regenerative Energiequellen zurückgegriffen wird. Dies bei den HVOProduzenten und -Lieferanten sicherzustellen und die Verwendung von Lebensmitteln auszuschließen, ist Liebherr besonders wichtig.

Bei der Herstellung wird das gewonnene Pflanzenöl in einer katalytischen Reaktion unter Zugabe von Wasserstoff in Kohlenwasserstoffe umgewandelt, die als Energieträger einen Verbrennungsmotor antreiben können und dabei die CO₂-Emissionen im Kranbetrieb um bis zu 90 % reduzieren. Der große Vorteil: Der Dieselmotor funktioniert weiter wie gehabt – nur eben umweltfreundlicher.

HVO kann flexibel als Reinkraftstoff oder in jedem Verhältnis mit fossilem Diesel gemischt in konventionellen Verbrennungsmotoren verwendet werden. So können auch ältere Liebherr-Maschinen weitgehend klimaneutral betrieben werden. Am Kran selbst sind hierfür keine Anpassungen nötig. Neben der Reduktion von CO₂ werden auch Rußpartikelemissionen speziell bei Fahrzeugen ohne Dieselpartikelfilter sowie der Ausstoß von Stickoxiden verringert. Außerdem punktet HVO mit einer guten Verträglichkeit mit allen Motorkomponenten, einer sehr guten Tieftemperaturbeständigkeit und einem Minderverbrauch von AdBlue.

4: Optimiertes Last-Senken im geschlossenen Kreislauf

Und wir sind weiterhin dran, den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren: mit einem optimierten Last-Senken im geschlossenen Kreislauf.

Um ausreichende Geschwindigkeiten beim Last-Senken zu ermöglichen, werden bislang automatisch zusätzliche Bremspumpen aktiviert. Die dadurch anfallende Bremsenergie erwärmt das Hydrauliköl sehr stark. Um ein zulässiges Temperaturniveau halten zu können, muss deshalb aktiv gekühlt werden, wodurch ein entsprechender Kraftstoffbedarf entsteht. Ziel der Optimierung ist, die notwendige Bremsenergie ohne störende Erwärmung des Hydrauliköls zu erzeugen. Erste Versuche hiermit waren bereits sehr Erfolg versprechend. Wie das genau funktioniert und welche Effekte dadurch entstehen, werden wir in einer späteren Ausgabe unseres UpLoads genauer beschreiben.

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2023.

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