8 Minuten | Magazin 02/2019
V-Frame bewährt sich in der Praxis
Unser LR 11000 hat mit dem innovativen und hochflexiblen Ballastführungssystem „V-Frame“ erste Einsätze erfolgreich ausgeführt. Der 1.000-Tonnen-Kran des schweizerischen Kranlogistikers Emil Egger AG absolvierte einen spektakulären Brückenhub bei Lausanne und holte in Basel ein altes Feuerschiff aus dem Rhein.
Brückenbaustelle in Moudon
Fast am Ziel: Beim Absetzen der Eisenbahnbrücke schoben die beiden großen Hydraulikzylinder den Derrick-Ballast auf 28,5 Meter Radius. Im Maximum sind 30 Meter möglich.
Mittendrin: Geschäftsführer Michael Egger beim Befestigen der Anschlagmittel.
Die Brückenbaustelle in Moudon in der Westschweiz hatte es in sich: Extrem eingeschränkte Platzverhältnisse, geschützte Bäume und eine schwere Brücke, die mit einem 180-Grad-Schwenk des Krans bei großer Ausladung und folglich mit großem Radius des Schwebeballasts über einen Fluss gesetzt werden musste. Die hohen Anforderungen vor Ort lieferten also gleich beim Ersteinsatz des neuen V-Frame am LR 11000 die Parameter für einen anspruchsvollen Praxistest. „Ohne den hydraulisch verstellbaren Ballastradius wäre dieser Brückenhub deutlich kostspieliger geworden“, erläutert Geschäftsführer und Kran-Enthusiast Michael Egger die Vorzüge der von ihm hier angebotenen Lösung. „Einerseits hätte es sehr aufwändiger und teurer Maßnahmen im Böschungsbereich bedurft, um mit einem Raupenkran näher an die Widerlager fahren zu können. Andererseits wäre eine viel längere Kranpiste für eine Fertigung der Brücke direkt vor dem Widerlager erforderlich gewesen.“
Vorteil VarioTray: Mit ausgedocktem Ballast-Mittelteil am Derrick- Ausleger kann der Raupenkran die Palette seines Schwebeballasts ohne Hilfskran versetzen.
Variabler Ballast-Radius von 13 bis 30 Metern schafft Flexibilität
Der V-Frame machte auf dieser Baustelle jedoch solch teuren Mehraufwand überflüssig. Die Neuentwicklung aus dem Liebherr-Werk in Ehingen ermöglichte es, den Radius des Schwebeballasts nach Aufnahme der 380 Tonnen schweren Last auf 13 Meter zu reduzieren. Durch diesen geringen Abstand konnte die Ballast-Palette beim Schwenkvorgang an einer kleinen Reihe geschützter Bäume vorbeigeführt werden. Beim Absetzen der Eisenbahnbrücke auf ihre Widerlager bei einer Ausladung von 38 Metern drückte die hydraulische Ballastführung die 440 Tonnen schwere Derrick-Palette dann auf 28,5 Meter Distanz. „Ein weiterer Vorteil von Einsätzen mit V-Frame besteht darin“, so Egger, „dass die Palette des Derrick-Ballasts dank integrierter Lastverteilerplatten einen Bodendruck von maximal 150 Kilonewton pro Quadratmeter aufweist. Beim Ballastwagen ist der Bodendruck mindestens dreimal höher und erfordert dann oft kostspielige Maßnahmen bei der Vorbereitung des Untergrunds.“
Clemens Norz
Michael Egger ist schon lange vom Vorteil eines hydraulisch verstellbaren Klapprahmens für den Schwebeballast überzeugt. Daher diskutierte er so eine Lösung bereits bei der Bestellung seines LR 11000 Anfang 2017 mit Liebherr. Die Konstruktion des V-Frame für den LR 1800-1.0 war zu diesem Zeitpunkt bereits in vollem Gange und Liebherr präsentierte ihn bei den Kundentagen 2018. Aufgrund der Anforderungen von Egger entschied man sich, so ein System auch beim 1.000-Tonnen-Kran zeitnah zu realisieren. Clemens Norz, Konstrukteur im Bereich Raupenkrane bei Liebherr, erinnert sich: „Herr Egger hatte klare Vorstellungen und wir konnten dann auch Detailwünsche umsetzen. Ihm war dabei ein großer Verstellbereich des Ballastradius und die Nachrüstbarkeit seines LR 11000 sehr wichtig, also einem Kran der schon seit Jahren im Programm ist. Das war eine Herausforderung für uns. Um die aufballastierte Palette ohne Last am Haken in der Luft halten zu können, muss der Schwebeballastradius stark reduziert werden. Damit die gesamte Tragfähigkeit des Krans genutzt werden kann, muss andererseits der maximale Ballastradius von 30 Metern erreicht werden. Um diesen riesigen Verstellbereich von 13 bis 30 Metern zu realisieren, hat der V-Frame beim LR 11000 zwei Gelenke.“
Um den riesigen Verstellbereich von 13 bis 30 Metern zu realisieren, hat der V-Frame beim LR 11000 zwei Gelenke.
Mit der Konstruktion und der statischen Berechnung des V-Frame betrat Liebherr Neuland. Norz erklärt: „Wir mussten das komplette Montagekonzept und die neuen Belastungen des Krans ermitteln. Wichtig war natürlich auch, dass die Kransteuerung LICCON das automatische Verstellen des V-Frames im Kranbetrieb ermöglicht, damit sich der Kranfahrer auf die Last konzentrieren kann. Wir haben uns auch einige pfiffige Detaillösungen überlegt. Zum Beispiel wird die verfügbare Ölmenge für die Ausschiebezylinder von der Kapazität des Öltanks begrenzt. Dafür kommt eine außergewöhnliche Zylinderkonstruktion zum Einsatz, bei der das Stangenvolumen des Zylinders als Zusatztank genutzt wird.“
Der verstellbare Ballast ermöglichte das Schwenken vorbei an Gebäuden und Hindernissen.
VarioTray macht Hilfskran zum Ballastieren überflüssig
Eine weitere clevere Ausstattung an Eggers Raupenkran sorgte auf der Brückenbaustelle in Moudon zusätzlich für Zeitgewinn: Das teilbare Ballast-System VarioTray. Die Möglichkeit, den mittleren Teil des Schwebeballasts einfach auszubolzen, ersparte einen Mobilkran zum Auf- und Abstapeln der Ballastblöcke. „Hier hätten wir aufgrund der Baustellen-Verhältnisse einen großen Kran benötigt – Zeitverlust und Platzbedarf wären enorm gewesen“, erklärt Egger. „In den meisten Fällen kann sich unser LR 11000 die Palette vom Derrick-Ballast oder den Außenteil selbst setzen, da der Ballast-Mittelteil am Kran verbleibt und somit nur rund 300 bis 350 Tonnen umgesetzt werden müssen.“
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Feuerschiff wird Event-Location
Nur wenige Wochen später konnte sich der V-Frame beim Hub eines 550 Tonnen schweren Feuerschiffs am Rheinufer in Basel an demselben Raupenkran gleich ein zweites Mal bewähren. Das verstellbare Ballastsystem kam hier zum Einsatz, weil beim Schwenken im Bereich des Derrick-Ballasts Gebäude und Hindernisse im Weg waren.
In einem Veranstaltungs- und Kulturpark im Basler Hafenviertel wird das 42 Meter lange Leuchtturmschiff „Gannet“ künftig als Event-Location für bis zu 300 Personen genutzt werden. Vor seiner Ausmusterung im Jahr 2010 hatte es nahezu 70 Jahre vor dem irischen South Rock den Seeleuten den Weg gewiesen. Im Frühsommer wurde es über den Ärmelkanal über Rotterdam den Rhein hochgeschleppt. Aufgrund von Brücken musste der Leuchtturm abgebaut werden. Am neuen Standort wird er wieder auf dem Schiff montiert und dient künftig als Radiosender.
Kundennähe im Wortsinn: Software-Entwickler Matthias Ströbele, Service-Techniker Albert Götz und Geräteprüfer Dominik Gemeinder (v.l.n.r.) haben den ersten Einsatz des V-Frame vor Ort betreut.
Unterstützung durch den Hersteller
Liebherr hat diesen Ersteinsatz der innovativen V-Frame-Technik von Anfang an eng begleitet und betreut. Beim Hub vor Ort waren drei Mitarbeiter aus der Ehinger Kranfabrik zugegen, um im Falle eines Falles unterstützend tätig werden zu können. Ein Servicetechniker, ein Geräteprüfer und der Programmierer der Software für den hydraulisch verstellbaren Klapprahmen waren vom Rüsten des Krans bis zum Setzen der Brücke in Moudon mit dabei. Doch damit nicht genug: „Wir hatten vorab auf unserem Prüfplatz in Ehingen mit einem identischen Kran, derselben Rüstkonfiguration, den Parametern der Schweizer Baustelle und natürlich einer gleich schweren Last diesen Hub simuliert“, erzählt Dominik Gemeinder, der in Ehingen auf dem Abnahmeplatz für die Raupenkrane arbeitet.
Kranbetreiber Michael Egger ist einer, der diesen Service und die Kundennähe von Liebherr zu schätzen weiß. „Wir hatten zuvor noch nie mit dem V-Frame gearbeitet und es war wirklich prima, dass Ehingen uns beim Ersteinsatz diesen guten Support geboten hat. Perfekt.“
Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2019.