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Interview mit den Familiengesellschaftern

Dr. h.c. Isolde Liebherr, Vizepräsidentin des Verwaltungsrates der Liebherr-International AG bis zum 31.3.2023, Dr. h.c. Willi Liebherr, Präsident des Verwaltungsrates der Liebherr-International AG bis zum 31.3.2023 sowie Patricia Rüf, Mitglied des Verwaltungsrates der Liebherr-International AG, und Jan Liebherr, neuer Präsident des Verwaltungsrates der Liebherr-International AG ab dem 1.4.2023, im Gespräch.

Frau Dr. Liebherr, Herr Dr. Liebherr, Sie haben Ende März 2023 Ihre Funktionen als Vizepräsidentin und Präsident des Verwaltungsrates der Liebherr-International AG niedergelegt. Bedeutet dies, dass Sie nun aus der Firmengruppe Liebherr ausscheiden und Ihren Ruhestand antreten werden?

Willi Liebherr: Meine Schwester und ich werden auch weiterhin Mitglieder des Verwaltungsrates sein und nicht aus dem Unternehmen ausscheiden. Dennoch haben wir mit der Neubesetzung des Präsidiums durch meinen Sohn Jan und meine Nichte Stéfanie einen weiteren Schritt in Richtung Generationswechsel in der Unternehmensleitung gemacht.

Isolde Liebherr: Alle Vertreter der dritten Unternehmergeneration verfügen als langjährige Mitglieder des Verwaltungsrates über sehr viel Erfahrung in der Führung unserer Firmengruppe. Wir haben ihnen bereits im Jahr 2012 Aktienanteile der Liebherr-International AG übertragen. Seitdem führen sie verschiedene Unternehmensbereiche gemeinsam mit uns. Das Präsidium des Verwaltungsrates wird alle drei Jahre gewählt. Die diesjährige Wahl erschien uns als der richtige Zeitpunkt, um das Präsidium neu zu besetzen.

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Herr Liebherr, was bedeutet diese Änderung für die Firmengruppe Liebherr und für ihre Kunden und Partner?

Jan Liebherr: Wir haben einfach nur einen weiteren Schritt im Rahmen des sukzessiven Überganges der Verantwortung von der zweiten auf die dritte Unternehmergeneration getan. Dieser Prozess läuft bereits seit mehreren Jahren. Mit meiner Cousine und mir als Präsidium des Verwaltungsrates sowie den weiteren Vertretern der dritten Unternehmergeneration gewährleisten wir Kontinuität in der Unternehmensleitung. Wir werden unsere Firmengruppe auch in Zukunft als unabhängiges Familienunternehmen auf Basis von Werten führen. Eine langfristige Orientierung, verantwortungsvolles Handeln und solides Wirtschaften, ausgeprägte Kundennähe sowie enorme Technologiekompetenz sind für uns auch weiterhin wichtige Erfolgsfaktoren. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Lassen Sie uns auf das Jahr 2022 zurückblicken. Wie bewerten Sie das abgelaufene Geschäftsjahr?

Willi Liebherr: Hinter uns liegt ein sehr ereignisreiches Jahr, das sowohl von den Auswirkungen der Corona-Pandemie als auch vom Krieg in der Ukraine geprägt war. Nach wie vor sind wir von der dortigen Situation tief betroffen. Unsere ursprüngliche Hoffnung auf ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen und einen Rückzug von Russland aus der Ukraine wurde leider enttäuscht. Unser tiefes Mitgefühl gilt auch weiterhin den Menschen in der Ukraine und den vielen Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten. Diese Krise hat nicht nur zahlreiche Leben gekostet und massive humanitäre Hilfe erfordert, sondern auch deutliche Spuren in der Weltwirtschaft hinterlassen. Die bereits bestehenden Engpässe und Unsicherheiten in den globalen Lieferketten und der Materialbeschaffung wurden durch den Krieg noch verstärkt. Hinzu kamen stark gestiegene Rohstoff- und Energiepreise, hohe Inflationsraten sowie weitere Steigerungen von Material- und Transportkosten.

Patricia Rüf: Dennoch können wir im Rückblick auch von einigen positiven Entwicklungen berichten. Wir hatten eine sehr hohe Nachfrage nach unseren Produkten zu verzeichnen und der Umsatz erreichte bis zum Jahresende ein neues Rekordniveau. Nach den vielen Einschränkungen durch die Pandemie waren Reisen und auch persönliche Treffen mit unseren Kunden wieder möglich. Darüber hinaus haben wir 2022 enorme Fortschritte bei unseren Technologien und Lösungen gemacht und wieder erheblich investiert.

Wie haben sich die einzelnen Produktsegmente im Geschäftsjahr 2022 entwickelt?

Isolde Liebherr: Wir haben in fast allen Produktsegmenten ein Umsatzplus erzielt. Diese Entwicklung wäre mit einer stabilen Lieferkette sicherlich noch positiver ausgefallen. Der Auftragseingang bewegte sich auf einem sehr hohen Niveau. Sehr erfreulich ist, dass sich der Bereich Aerospace schneller erholt hat als ursprünglich prognostiziert.

Gab es besondere Entwicklungen in einzelnen Absatzmärkten?

Patricia Rüf: Außergewöhnlich gut entwickelt haben sich unsere Geschäfte in den Regionen Nordamerika, Mittel- und Südamerika sowie Afrika / Naher und Mittlerer Osten. Einzelne Märkte, die sich besonders gut entwickelt haben, waren Italien, die Niederlande, die Schweiz, die Türkei und das Vereinigte Königreich. Eine besondere Situation hatten wir natürlich in Russland.

Warum hat sich Liebherr bisher nicht gänzlich aus dem russischen Markt zurückgezogen?

Willi Liebherr: Zunächst möchte ich nochmals betonen, dass wir die russische Aggression gegen die Ukraine verurteilen und hinter den gegenüber Russland verhängten Sanktionen stehen. Wir haben im letzten Jahr sämtliche Investitionen in Russland gestoppt und unsere dortigen Produktionsaktivitäten fast vollständig eingestellt. Selbstverständlich haben wir keine sanktionierten russischen Unternehmen oder Personen mit den Produkten der Firmengruppe beliefert.

Wir haben uns jedoch nicht komplett aus Russland zurückgezogen, weil wir es unverändert für richtig halten, zwischen den Verantwortlichen dieses Krieges auf russischer Seite und den anderen Bürgerinnen und Bürgern Russlands zu unterscheiden. Weder unsere dortigen Kunden noch unsere Beschäftigten tragen eine persönliche Verantwortung für den Krieg in der Ukraine. Wir haben diese Entscheidung getroffen, weil wir auf diese Weise bestehenden Verträgen im Rahmen der Sanktionen nachkommen und Schadensersatzforderungen auf der Grundlage bestehender Lieferverpflichtungen vermeiden konnten. Außerdem sind wir so unserer Fürsorgepflicht gegenüber unseren russischen Kolleginnen und Kollegen gerecht geworden und haben mögliche repressive Maßnahmen gegen diese in Russland verhindert. Mit Veröffentlichung des 10. Sanktionspaketes der EU gegen Russland Ende Februar 2023 hat sich die Situation nochmals deutlich geändert. Wir haben die Lieferungen der von den erweiterten Sanktionen betroffenen Produkte nach Russland eingestellt.

Das Betriebsergebnis ist zurückgegangen. Worauf ist das zurückzuführen?

Jan Liebherr: Einerseits hat der Materialmangel im Jahresverlauf die Fertigstellung von unseren Produkten erschwert. Andererseits sind die Beschaffungskosten deutlich gestiegen. Beides hatte einen Einfluss auf unser Betriebsergebnis. Diese Entwicklung hat sich bereits Anfang 2022 abgezeichnet, weshalb wir von dem Rückgang auch nicht überrascht waren.

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Wie wirken Sie den gestiegenen Kosten entgegen?

Isolde Liebherr: Die extremen Turbulenzen in den vergangenen zwei bis drei Jahren haben die Märkte und die Marktteilnehmer verunsichert. Das Marktgleichgewicht ist aus den Fugen geraten. Nur so sind die extremen Preisschwankungen der letzten Jahre zu verstehen. Wir werden gemeinsam mit unseren langjährigen Partnern – dazu gehören Kunden wie auch Lieferanten – versuchen, wieder eine gewisse Normalität herbeizuführen. Dies beinhaltet auch, dass die zum Teil überproportional gestiegenen Materialkosten wieder auf ein vernünftiges Niveau zurückgeführt werden müssen.

Wie reagiert die Firmengruppe auf die steigenden Zinsen und den schwachen Euro?

Willi Liebherr: Steigende Zinsen wirken sich sowohl auf die Zinsaufwands- als auch auf die Zinsertragsseite aus. Für uns ergeben sich hier ausgleichende Effekte. Gleichzeitig haben wir längerfristige Zinsfestschreibungen auf der Finanzierungsseite abgeschlossen und uns somit das Niedrigzinsniveau der letzten Jahre abgesichert.

Jan Liebherr: Mit Währungsveränderungen ist die Firmengruppe permanent konfrontiert. Die daraus resultierenden Risiken werden mittels eines etablierten Währungskursmanagements minimiert. Die aus unserer Sicht günstigen Niveaus im Euro und US-Dollar haben wir vermehrt zur Absicherung genutzt.

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Lassen Sie uns bei all den Herausforderungen nicht die erfreulichen Dinge vergessen. Können Sie uns einige Ihrer persönlichen Highlights des letzten Jahres nennen?

Jan Liebherr: Das größte Highlight war natürlich, dass die Bauma überhaupt stattfinden konnte und ein absoluter Erfolg war. Wir waren dort als größter Aussteller mit zahlreichen Innovationen und zukunftsweisenden Entwicklungen vertreten und haben so ein klares Ausrufezeichen gesetzt. In sehr vielen Bereichen konnten wir einmal mehr unsere Technologieführerschaft unter Beweis stellen.

Patricia Rüf: Die spürbar positive Energie und die Stimmung vom ersten Tag an habe ich als etwas ganz Besonderes empfunden. Und es war natürlich schön, so viele Mitarbeitende und Kunden nach dieser langen Zeit wieder persönlich zu treffen.

Willi Liebherr: Ein besonderes Highlight war für mich unser neuer Raupenbagger R 9XX H2, der mit dem Prototyp eines Wasserstoffverbrennungsmotors ausgestattet ist und dafür den Bauma Innovationspreis in der Kategorie Klimaschutz gewonnen hat. Oder die Vorstellung unseres Mining-Trucks T 274 mit Trolley-System, durch das sich Kraftstoff und CO2 einsparen lassen.

Jan Liebherr: Bleiben wir doch gleich beim Thema Mining: Mitte des Jahres haben wir eine Partnerschaft mit der Fortescue Metals Group Ltd für die Entwicklung und Lieferung von Mining-Trucks mit emissionsfreien Antriebssystemen abgeschlossen. Das ermöglicht unseren Kunden einen weiteren Schritt in Richtung Dekarbonisierung. Auch das war für mich ein besonderer Meilenstein.

Isolde Liebherr: Zu den absoluten Highlights hat für mich auch eine Weltpremiere bei unseren Kühl- und Gefriergeräten gezählt. Mit unserer neuen BluRoX-Technologie verwenden wir als einziger Hersteller zur Isolierung ein Vakuum in Verbindung mit Perlit, einem fein gemahlenen Lavagestein mit sehr geringer Wärmeleitfähigkeit.

Willi Liebherr: Einen weiteren Meilenstein konnten wir im Bereich Aerospace mit der Beauftragung für das erste komplexe Bauteil, das im 3D-Druck-Verfahren hergestellt wird, erzielen. Es handelt sich um das Ventil der unteren Frachttür für die A350-Flotte von Airbus.

Patricia Rüf: Besonders beeindruckt hat mich außerdem der erste Einsatz des Heavy Lift Crane 295000, des größten Krans, den Liebherr je gebaut hat. Wir haben hier gezeigt, was es bedeutet, wenn Menschen eng zusammenarbeiten und ein großes Ziel vor Augen haben. Unser Team hat es innerhalb kürzester Zeit mit einer außergewöhnlichen Kraftanstrengung geschafft, diesen Schwerlastkran erfolgreich auf dem Errichterschiff Orion zu installieren. Das Schöne ist, dass wir mit diesem Kran auch einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten, denn er wird vorrangig für den Aufbau von Windkraftanlagen sowie den Abbau von Ölplattformen genutzt.

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Sie haben nun bereits über einige neue Produkte und technologische Weiterentwicklungen gesprochen. Welche Fortschritte haben Sie denn im Bereich der Digitalisierung gemacht?

Jan Liebherr: Wir haben unser digitales Produktportfolio ausgebaut und die zentrale Entwicklungskompetenz weiter gestärkt. Wir wollen unseren Kunden exakt auf sie zugeschnittene digitale Dienstleistungen anbieten. Ein Beispiel ist unser neuer Produktkonfigurator für Erdbewegungs- und Materialumschlagmaschinen, der in diesen Produktsegmenten den Weg in Richtung digitalisierte Vertriebsprozesse ebnet.

Patricia Rüf: Parallel dazu haben wir einige Assistenzsysteme vorgestellt – im Bereich Mining zum Beispiel die Lösungen Trolley Guidance und Crusher Guidance. Diese Systeme ermöglichen unter anderem eine halbautonome Lenkung der Muldenkipper, verbessern die Effizienz der fahrenden Person, erhöhen die Betriebssicherheit und verringern den Kraftstoffverbrauch sowie das Risiko von Maschinenschäden.

Bei unseren Mobilkranen hat die LICCON3-Steuerung den Grundstein für eine neue, digitalisierte Krangeneration gelegt. Die optimierte Steuerung wird allen Anforderungen der Zukunft gerecht, und LICCON3-Krane sind standardmäßig für Telemetrie und Flottenmanagement vorbereitet.

Darüber hinaus hat das Kundenportal MyLiebherr neben einem Design-Update auch neue Features erhalten. Die Nutzungsfreundlichkeit und userspezifische Funktionalitäten, wie beispielsweise Flottenübersichtsfunktionen, wurden konsequent weiterentwickelt.

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Alternative Antriebe sind bei Liebherr ein weiterer Forschungsschwerpunkt. Dabei verfolgen Sie einen technologieoffenen Ansatz. Welche Meilensteine haben Sie diesbezüglich erreicht?

Patricia Rüf: „Technologieoffener Ansatz“ ist das richtige Stichwort. Wir setzen auch weiterhin auf unterschiedlichste Technologien, wie Elektromotoren, Brennstoffzellen, Batterien, Verbrennungsmotoren oder auch auf die Kombination in Form von Hybridantrieben. Wir haben im letzten Jahr bei der Entwicklung von emissionsarmen und -freien Technologien erhebliche Fortschritte erzielt und unsere Produktpalette nochmals deutlich vergrößert.

Willi Liebherr: Unseren neuen Raupenbagger R 9XX H2, der den Bauma Innovationspreis in der Kategorie Klimaschutz gewonnen hat, habe ich ja bereits erwähnt. Neu ist auch der hybride Kompaktkran LTC 1050-3.1E, der zusätzlich zum konventionellen Antrieb mit einem Elektromotor ausgestattet ist. Ein weiteres Beispiel ist unsere batteriebetriebene „Unplugged-Serie“, die wir um sechs neue Modelle in den Bereichen Raupenkrane und Ramm- sowie Bohrgeräte ergänzt haben. Zu nennen ist auch der Liduro Power Port, der als mobiles Energiespeichersystem ein lokal emissionsfreies Betreiben oder Laden von Baumaschinen und Anlagen mit hybridem sowie vollelektrischem Antrieb ermöglicht.

Jan Liebherr: Weitere Meilensteine konnten wir mit unserem ersten batterieelektrischen Radlader sowie mit unseren batterieelektrischen und hybridelektrischen Teleskopladern erreichen. Hierbei ist ganz grundsätzlich zu erwähnen, dass das heterogene Einsatzspektrum unserer Produkte, verschiedene Infrastrukturen und lokal spezifische Umweltauflagen einen emissionsarmen Einheitsantrieb unmöglich machen. Ebenso spielen die Größe der Maschine oder ihre Laufzeit eine Rolle. Wir sind davon überzeugt, dass die Antriebstechnik einer Maschine optimal auf Einsatzbereich und -region abgestimmt sein muss, um den größtmöglichen Beitrag zur Wertschöpfung bei unseren Kunden und gleichzeitig zur Klimaneutralität zu gewährleisten. Dies verdeutlicht einmal mehr die Notwendigkeit verschiedener Antriebstechniken.

All diese Technologieinitiativen kann man nur mit sehr qualifizierten Mitarbeitenden umsetzen. Wie gehen Sie mit dem aktuellen Fachkräftemangel um?

Isolde Liebherr: Wir setzen in der Firmengruppe traditionell sehr stark auf die eigene Ausbildung und auf fundierte Weiterbildungsmaßnahmen. Dies hat bisher immer sehr gut funktioniert. Darüber hinaus bauen wir unser firmengruppenweites Talentmanagement ständig aus, um Mitarbeitende mit Potenzial für Experten- und Führungskarrieren zu fördern. Im Übrigen arbeiten wir permanent daran, unsere Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern und unseren Mitarbeitenden ein modernes Arbeitsumfeld zu bieten. Gleichzeitig sind wir auch immer mehr gefordert, die Personalsuche auf Regionen außerhalb des direkten Umfeldes unserer Standorte auszuweiten.

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Wo lagen die Investitionsschwerpunkte im Jahr 2022 und was waren ihre strategischen Hintergründe?

Patricia Rüf: Wir verfolgen auch weiterhin das Ziel, technologischen Fortschritt maßgeblich mitzugestalten. Und das haben wir auch in diesem Jahr wieder unter Beweis gestellt, wenn man sich nur anschaut, was wir im Bereich der Forschung und Entwicklung geleistet haben – insbesondere auf den Gebieten der alternativen Antriebe und der Digitalisierung. Hierzu waren wieder enorme Investitionen notwendig.

Isolde Liebherr: Hinzu kommen Investitionen in die Modernisierung unserer Standorte und in unsere Marktnähe. Nur durch Präsenz vor Ort können wir unseren Kunden den besten Service bieten. Deshalb haben wir beispielsweise in unsere Vertriebs- und Serviceorganisationen in Frankreich und Österreich investiert. Derzeit spielt für uns auch die Erweiterung von Kapazitäten an einigen Standorten eine Rolle. So haben wir mit den Baumaßnahmen für ein neues Hydraulikzylinder-Werk in Oberopfingen (Deutschland) begonnen und es sind Erweiterungen an den Standorten Toulouse (Frankreich) und Pune (Indien) geplant. Nicht zuletzt haben wir uns auch zu umfangreichen Bauarbeiten im Löwen Hotel Montafon im österreichischen Schruns entschlossen, das unseren Gästen nun noch mehr Platz und Komfort bietet.

Jan Liebherr: Auch die Optimierung unserer Produktionsabläufe war im letzten Jahr ein wichtiges Thema. Am Standort Ehingen (Deutschland) haben wir die Werksentwicklung Logistik vorangetrieben und in die Neustrukturierung der Materialflüsse investiert. Außerdem verbessert ein neues Reparaturzentrum bereits jetzt unsere Serviceangebote und bietet neue Kapazitäten. Darüber hinaus planen wir in Ehingen weitere Maßnahmen bis 2024.

Des Weiteren konnten wir uns über den Baustart eines neuen Logistikzentrums im Liebherr-Werk Telfs in Österreich freuen. Bei Fertigstellung Mitte 2023 werden wir dort den größten Teil der Produktionsmaterialien unterbringen, was die Logistik maßgeblich erleichtert.

Abschließend möchten wir gerne noch einen Blick auf das laufende Geschäftsjahr werfen: Wie sehen Ihre Prognosen für 2023 aus?

Jan Liebherr: Noch immer führen die bereits erwähnten Rahmenbedingungen zu Unsicherheiten und belasten die Wirtschaft auf globaler Ebene. Klare Prognosen sind zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu treffen und hängen stark von den weltpolitischen Entwicklungen im Jahresverlauf ab. Dennoch sind wir mit einem hohen Auftragsbestand ins Jahr 2023 gestartet und gehen von einem weiteren Umsatzwachstum aus.

Patricia Rüf: Uns bieten sich ja generell viele Chancen. Denken Sie nur an die Energiewende und daran, wie viele neue Möglichkeiten und Geschäftsfelder durch sie entstehen. Dieser Thematik widmen wir uns auch im laufenden Geschäftsjahr durch kontinuierliche Forschung an alternativen Antrieben und durch die Weiterentwicklung bereits bestehender Technologien. Mit Blick auf künftige Generationen haben wir hier den richtigen Weg eingeschlagen und sind schon ein gutes Stück vorwärtsgekommen. Und wir sind überzeugt, dass wir auch in diesem Jahr wieder viele Meilensteine erreichen werden. Wir sind für den weiteren Jahresverlauf optimistisch und freuen uns bereits jetzt auf das anstehende Jubiläum 2024.

Vielen Dank für das Gespräch.

Dieses Interview wurde im März 2023 geführt

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