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Mit den Großen spielen

LEGO Steine, Bauklötze, Metallbaukästen: Kinder haben schon immer mit ihnen gespielt und Häuser, Autos und Krane gebaut. Für viele ist aus ihrer Faszination aus Kinderzeiten eine Karriere im Ingenieurs- und Bauwesen geworden; auch bei Liebherr.

Los geht's

George Barturen strahlt, als der riesige R 9800 Mining Bagger vom Montageplatz zu seinem künftigen Einsatzort fährt. „Wissen Sie“, sagt George mit einem stolzen Lächeln, „wir haben viel Zeit mit dieser Maschine verbracht, vom Bau bis zur Inbetriebnahme. Ihr dabei zuzusehen, wie sie ihren ersten Muldenkipper belädt, ist unsere Belohnung“. Der heutige Senior Produktmanager von Liebherr-Australia Pty. Ltd. weiß wovon er spricht. Er arbeitet schon seit fast 30 Jahren bei Liebherr und hat auf der ganzen Welt zahlreiche Miningbagger montiert. 200 bis 600 Tonnen können diese Maschinen schon einmal wiegen. Aber der 810 Tonnen schwere Ultraclass Bagger ist sein persönliches Meisterstück. „Ich war für die Planung, die Montage und die Inbetriebnahme des ersten R 9800 der Welt verantwortlich. Das war im November 2009 und seitdem arbeitet der Bagger an der Ostküste von Australien in Queensland. Damals dauerte es neun Monate vom ersten Planungsmeeting bis wir mit der Montage beginnen konnten". Heute, zehn Jahre später, benötigt ein Team von bis zu zwölf Experten nur noch zwölf Wochen bis zur Inbetriebnahme.

Der beste Teil ist der Moment, in dem die Motoren zum ersten Mal angelassen werden.

George Barturen

Wie ein kolossaler Baukasten

Aber womit fängt man überhaupt an, wenn man einen der größten Bagger der Welt aufbauen will? Wie der LEGO® Technic™ Liebherr R 9800 Bagger braucht auch das echte Gerät eine Bauanleitung. „Und die planen wir im Voraus gemeinsam mit unserem Auftraggeber. Während die einzelnen Komponenten von unserem Werk in Colmar (Frankreich) unterwegs sind, organisieren wir alles, was wir vor Ort für den Aufbau brauchen.“ Und dabei geht es längst nicht nur darum, die 13 Hauptmodule – wie Tieflöffel, Stiel, Ausleger, Ballastgewicht, Kabine, Hydrauliktank, Kraftstofftank, Powerpack, Unterwagen, Längsträger und Mittelstück – auf Schwertransporte zu verladen und zum Montageplatz zu bringen. „Wir arbeiten auch im Detail aus, an welcher Stelle wir welche Komponente zu welchem Zeitpunkt benötigen. Denn je mehr Teile wir bewegen können, ohne unsere Krane umzustellen, desto besser.“

Am Ende dieser akribischen Planung steht dann ein sicherer und reibungsloser Montageprozess. Jede Komponente hat ihren Platz, jeder Bolzen steht bereit für den größten Meilenstein: die Hochzeit des Unterwagens mit dem Oberwagen. „Das ist der Schlüsselmoment. Die Krane heben den 200 Tonnen schweren Oberwagen an, dann steuern wir den Unterwagen in Position und verbinden die beiden Maschinenteile mit 120 Bolzen.“

An der Montage eines R 9800 beteiligt zu sein, ist für alle im Team eine aufregende Zeit. „Aber der beste Teil“, sagt George, „ist der Moment, in dem die beiden 1500 kW Motoren zum ersten Mal angelassen werden.“ Wenn sich ihr rauer Sound mit dem Brummen der perfekt eingestellten Hydraulik mischt, dann wissen alle: Unser Projekt war ein Erfolg.

Die Challenge

Während George Barturen und sein Team in Australien ihren frisch montierten R 9800 im Einsatz beobachten, öffnet auf der anderen Seite der Welt in Deutschland der LEGO Fan Tobias Branig einen großen Karton. Sein Inhalt: der LEGO Technic Liebherr R 9800 Bagger. “Ich habe mich so darauf gefreut, ich konnte fast nicht schlafen!” Wenn es um das Bauen von LEGO Modellen geht, ist Tobias ein Profi. Als er fünf Jahre alt war, bekam er den ersten LEGO Technic Bausatz von seinen Eltern. Seine Begeisterung hat er bis heute nicht verloren. Er arbeitet als Industriemeister Metall, doch wann immer er Zeit findet, geht er in seine Werkstatt mit den über 125.000 LEGO Steinen. Sie liegen fein sortiert in kleinen Schubladen, die die ganze Wand einnehmen, vom Boden bis zur Decke. Nur für seine Werkbank und den Computer hat er Platz gelassen. Hier entwirft und baut Tobias seine eigenen Modelle von Baumaschinen. Das kann schon einmal zwei bis sechs Monate dauern. Bei diesen Modellen unterstützt ihn oft seine Freundin Franziska, die selbst das eine oder andere über das LEGO Bauen weiß. Aber heute haben wir Tobias vor eine neue Herausforderung gestellt: Den LEGO Technic Liebherr R 9800 Bagger in weniger als zehn Stunden zu bauen. Und das ohne Hilfe.

Zehn-Finger-Blind bauen

Um 08:37 geht es los. Tobias öffnet die ersten nummerierten Tüten mit den insgesamt 4.108 LEGO Steinen, Smart Hubs und Motoren und sortiert die Teile nach Farbe und Form in Plastikschalen. Diese verteilt er strategisch auf seiner Arbeitsfläche – bereit für den Einsatz. Dann blättert er die erste der beiden Bauanleitungen auf. Mit einem Auge auf den Bauzeichnungen, fügt er die ersten Teile zusammen. Und dann schon die nächsten. Seine Hände arbeiten wie ein Uhrwerk. Stein um Stein nimmt das Fahrgestell Gestalt an. Das Interessante dabei: Er schaut kaum auf die Teile – nur auf die Anleitung. „Ich kenne jedes LEGO Teil auswendig“, sagt er. „Ich kenne ihre Form und weiß genau, wie sie passen. Es ist ein bisschen, wie das Tippen auf einer Tastatur. Wenn man erst einmal weiß, wo die Buchstaben sind, geht das fast blind.“ Er verbindet zwei graue L Beams mit einem schwarzen Pin und fügt dann mit einem Augenzwinkern hinzu: „Manchmal kann ich das selbst kaum glauben."

Ich genieße das Bauerlebnis. Das Gefühl ist unbeschreiblich.

Tobias Branig

Richtig im Groove

Zwei Stunden später und Tobias baut noch immer. Der schwarze Ring aus LEGO Steinen, der den Drehkranz für den Oberwagen bildet, ist schon fertig. „Jetzt komme ich in den Groove. Ich weiß fast automatisch, was als nächstes kommt und kann das Bauerlebnis so richtig genießen. Das Gefühl ist unbeschreiblich. Ich weiß jetzt schon, dass ich das Bauen vermissen werde, sobald ich das letzte Stück verbaut habe.“

Der LEGO Technic Bagger wächst, Minute um Minute. Die Motoren, die Hydraulikteile, der Oberwagen, sind bereits an ihrem Platz. Der Industriemeister ist entspannt. Während er den Ausleger montiert, hat er sogar Zeit, einen LEGO Bau-Trick zu verraten: „Wenn man mal ein kleines Teil wie dieses hier an einer Stelle einzubauen hat, an die man nicht gut drankommt“, er hält einen kleinen blauen Technic Pin hoch, „muss man das nicht lange mit den Fingern probieren. Man nimmt einfach eine dünne Platte als Hebel und schon geht es.“

Nach vier Stunden Bauzeit ist es Zeit für die Feinarbeit – die Geländer, die Leiter, die Kabine und die roten Feuerlöschflaschen. „Diese kleinen Teile brauchen Zeit aber nur durch sie wirkt das Modell später echt“, sagt Tobias und fädelt die Hydraulikleitungen durch LEGO Röhren. „Ich finde es toll, dass man sich so viel Mühe mit den Details gegeben hat. Sie sind das i-Tüpfelchen.“

Dann, nach sechs Stunden und 48 Minuten, ist Tobias auf der letzten Seite der Bauanleitung angekommen. Nur noch ein Teil. Er verbindet die Schaufel mit dem Stiel und füllt sie mit grauen LEGO Steinen. Challenge gemeistert!

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