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11 Minuten Lesezeit

Immer mit der Ruhe

Elektrofahrräder und E-Scooter liegen im Trend. Weil sie spielend leichten Fahrgenuss ohne Ruckeln und lästige Nebengeräusche versprechen. Feinste Zahnradtechnik auf kleinstem Raum macht’s möglich.

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Präzision auf engstem Raum

Norbert Ambros bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Auch wenn er zu Testzwecken mit einem futuristischen Elektrogefährt, das optisch zwischen einem Roller und einem Fahrrad rangiert, durch die Werkshalle der Liebherr-Verzahntechnik GmbH in Kempten saust und dabei die verwunderten Blicke der Kollegen auf sich zieht. „Der Roller ist für den Einsatz auf Messen gedacht, wo unsere Leute immer wieder lange Wege durch die Hallen vor sich haben“, erklärt der erfahrene Hobby-E-Biker Ambros. „Zahnradtechnik im Motor entscheidet darüber, wie komfortabel die Fahrt verläuft – bestenfalls kraftvoll im Anzug und mit möglichst wenigen Motorgeräuschen.“

Dass dies möglich wird, dafür sorgen Wälzfräs- und Wälzschleifmaschinen, die Liebherr für Kunden in aller Welt produziert. „Das ist Hightech vom Feinsten, hoch präzise Zahnradmechanik auf kleinstem Raum“, sagt Norbert Ambros. Der Maschinenbaumeister koordiniert die Maschinenabnahme, die Testläufe und Feinabstimmungen, bevor die Geräte für ihren Produktionseinsatz ausgeliefert werden.

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Mikrogeometrie macht den Unterschied

Aber hieß es nicht, dass E-Mobilität den Antriebsstrang neu definiert und Zahnräder zunehmend überflüssig macht? „Mit der E-Mobilität kommen niedrigere Stückzahlen auf uns zu“, so Norbert Ambros. „Weil aber zugleich ein geräuschloser und sauberer Getriebelauf immer wichtiger wird, müssen die dafür erforderlichen Zahnräder extrem hochwertig sein.“

Umso wichtiger, sagt Ambros, würden daher innovative Maschinen für hohe Oberflächengüten, höchste Genauigkeit, gute Rundlaufeigenschaften und perfekte Zahnflankengeometrien. Gerade auf die Mikrogeometrie für den idealen Eingriff unter Belastung kommt es an. Und darauf, dass die Zahnräder speziell auf die Eigenfrequenzen des Antriebsstranges ausgelegt werden und die Antriebsstrangschwingungen dämpfen.

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Stunde der Wahrheit am Eschacher Weiher

Norbert Ambros ist ein Biker und Naturliebhaber mit Leib und Seele. Und ein Technik-Freak. Um in seiner Freizeit mit seiner Frau möglichst viele und ausgiebige Touren machen zu können, ist er schon vor Jahren aufs Biken mit Elektromotorunterstützung umgestiegen. Dabei hilft ihm künftig möglicherweise auch die gute Verbindung von Liebherr mit Morat Swoboda Motion.

Der 58-jährige Maschinenbaumeister ist seit 43 Jahren bei der Liebherr-Verzahntechnik GmbH beschäftigt. Dass er die Zahnradtechnologie, die ihn ein ganzes Berufsleben lang beschäftigt hat, nun auch mit seinem Hobby ganz hautnah erleben könne, freut ihn sehr. „So erfahre ich jeden Tag aufs Neue, wie wichtig unsere Arbeit ist.“ Zum Beispiel beim Anstieg oberhalb des Eschacher Weihers. Da würden die kleinen Hightech-Zahnräder ihre ganze Klasse ausspielen und für ein richtig starkes Drehmoment sorgen. Der Motor sei dann allenfalls durch ein leises Summen wahrzunehmen.

Wenn ich mit meinem E-Bike in der Natur unterwegs bin, will ich keine störenden Motor- und Getriebegeräusche hören.

Norbert Ambros, Koordination Maschinenabnahme Schleifen bei der Liebherr-Verzahntechnik GmbH

Lieber unterwegs als in der Fahrradwerkstatt

„In der Natur will ich die Landschaft genießen, den Fahrtwind spüren und die Vögel zwitschern hören, nichts anderes“, sagt er entschieden. Mikroskopisch genau geschliffene Zahnräder seien dafür der Schlüssel. „Sie bedeuten Fahrkomfort, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit. Auf ständige Wartung und Werkstattbesuche kann ich dabei gut verzichten.“

Aus eigener Raderfahrung steht für den Maschinenbaumeister Norbert Ambros fest: „In der E-Mobilität steckt richtig viel Potenzial. Nicht nur bei E-Bikes und E-Scootern. Ich will mit Liebherr Teil dieses Aufbruchs sein. Allein schon, weil solcher Fortschritt hier draußen in der Allgäuer Natur einfach unglaublich viel Spaß macht.“

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Eine kleine Kulturgeschichte der Verzahnung

Schon die alten Ägypter kannten Zahnräder. Im 3. Jahrhundert vor Christus bestückten sie Räder mit Pflöcken und betrieben mit über Rollen laufenden Zugseilen Flaschenzüge zur Arbeitserleichterung.

Filigraner war der Mechanismus von Antikythera, dem antiken Vorläufer einer astronomischen Uhr. Um 100 vor Christus zeigte er mit Hilfe vieler Zahnräder und Zifferblätter verschiedene astronomisch-kalendarische Zusammenhänge an.

In Europa kamen die Zahnräder im 9. Jahrhundert an. Sie taten ihren Dienst erst in Wassermühlen, später dann auch in Windmühlen. Ein echter Zahnrad-Fan war Leonardo da Vinci. Forscher zählten in seinen Manuskripten rund 1.500 Zahnräder in den unterschiedlichsten Anwendungen.

Den endgültigen Siegeszug der Zahnräder leitete im 18. Jahrhundert die Dampfmaschine ein. Mit ihr stiegen die zu übertragende Leistung und der Anspruch ans Zahnradmaterial. Statt Holz kam nun überwiegend Metall zum Einsatz. Mit der Schräg- und Doppelschrägverzahnung kehrte eine neue, höhere Präzision der Verarbeitung ein. Sie ermöglichte die Erfindung des Differenzialgetriebes und neuer Maschinengenerationen, insbesondere auch im Werkzeugbau.

Dass Zahnräder Zukunft haben, beweist die „Uhr des langen Jetzt“. Ein 150 Meter hohes mechanisches Meisterwerk aus vielen Zahnrädern, das den Zeitraum zwischen einem Tick und Tack auf ein Jahr ausdehnt. So soll die Uhr auch noch in 10.000 Jahren laufen. An der Idee hat eine Gruppe von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Designern und Philosophen über 20 Jahre gearbeitet, bevor sie unlängst im Innern des Sierra-Diablo-Gebirges in West-Texas in Gang gesetzt wurde.

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