Verzahntechnik und Automationssysteme

Aus zwei mach eins

Die Liebherr-Verzahntechnik GmbH entwickelt ihre Messsoftware für Zahnräder weiter und macht aus zwei Messschritten einen einzigen: Die Fasenmessung ist jetzt in die Verzahnungsmessung integriert. Eine automatisierte Erfassung der Auswertebereiche bereits im ersten Schritt sorgt für Prozesssicherheit und höchste Genauigkeit der Messergebnisse. Darüber hinaus sorgt die vereinfachte Dateneingabe und übersichtliche Darstellung des Messprotokolls für Bedienerfreundlichkeit.

Die Messung von Verzahnungen und Fasen erfolgte bislang in zwei Schritten in unterschiedlichen Messsoftwaremodulen: Zunächst wurde der gesamte Querschnitt eines Zahns durch kontinuierliches Abtasten erfasst. Auf dieser Basis definierte anschließend der Messtechniker manuell in den Messsoftwaremodulen die Auswertegrenzen für die Fase, die dann in einem weiteren Schritt gemessen wurde.

Problematisch hierbei war zum einen, dass spezifische Bereiche nur ungenau definiert werden konnten: Die Auswertegrenzen sowie die Anzahl der erfassten Punkte für die Fase innerhalb dieser vorgegebenen Grenzen wurden lediglich berechnet und nicht real ermittelt. Potenzielle Lageabweichungen der realen Fase konnten nicht immer genau erfasst werden. Zum anderen war die manuelle, benutzerabhängige Dateneingabe zeitaufwendig und konnte die Messergebnisse verfälschen.

Neu: Automatisierte Fasenmessung

Übersichtliches Messprotokoll (rechts) im Vergleich zu vorher (links)

Dem Verzahntechnik-Spezialisten Liebherr ist es nun gelungen, mit einer Erweiterung seiner Messsoftware die Fasenmessung in die Verzahnungsmessung zu integrieren. Die Ermittlung der Auswertebereiche und die Definition der zu erfassenden Punkte laufen jetzt automatisiert ab. Das heißt, die Mess- und Auswerteparameter müssen eingangs nur einmal eingegeben werden, die Ermittlung der Auswertebereiche für die Fase und die Definition der zu erfassenden Punkte erfolgen automatisch. „Die Software erkennt, wo die Fase anfängt und misst diese real“, erklärt Matthias Brüderle, Produktmanager für Verzahnungsmessgeräte bei Liebherr. „Dies führt zu einer hohen Wiederholgenauigkeit und damit zu noch präziseren Messergebnissen.“

Einfach und übersichtlich

Die Messsoftware von Liebherr zeichnet sich seit jeher durch ihre einfache Bedienbarkeit aus. Mit der aktuellen Weiterentwicklung wurde die Datenein- und -ausgabe speziell für die Fasenmessung optimiert und vereinfacht: Mit der numerischen Eingabe der Auswertegrenzen kann jede Fase exakt definiert werden. Sowohl für eine einzelne Fase als auch für alle vier Fasen an einem Zahn lassen sich so bereits im Zuge der ersten Messung die Nominalwerte für Fasenbreite, -tiefe und -winkel eingeben und erfassen.

Darüber hinaus kann der Bediener oder die Bedienerin auch Parameter wie das Schleifaufmaß oder die Anzahl der Prüfzähne berücksichtigen und einstellen. Die Ausgabe der Messergebnisse, die bislang nur eine Teilfunktionalität des Messprogramms war, ist jetzt speziell auf die Fasenmessung zugeschnitten. Das Messprotokoll liest sich übersichtlich und wird grafisch und tabellarisch ausgegeben (siehe Abbildung oben).

Steigende Anforderungen an die Messtechnik

Die Anforderungen an Verzahnungen hinsichtlich Leistungsdichte, Wirkungsgrad, Lebensdauer und Geräuschentwicklung steigen stetig und in allen Anwendungsbereichen von Getrieben an. Insbesondere bei Applikationen der E-Mobilität ist die Verzahnungsmesstechnik ein wichtiger Bestandteil der Qualitätssicherung und Steuerung des Produktionsprozesses. Mit der Automatisierung der Fasenmessung geht Liebherr insofern einen folgerichtigen Schritt, der für höchste Genauigkeit und hohe Prozesssicherheit bei vereinfachter und zeitsparender Bedienung sorgt.

Hat der Kunde weitergehende Wünsche oder Bedarfe, kann die Software individuell angepasst und aktualisiert werden

Matthias Brüderle, Produktmanager für Verzahnungsmessgeräte bei Liebherr

Separat erhältlich und nachrüstbar

Die Software, die Liebherr in exklusiver Zusammenarbeit mit der Metrotek GmbH entwickelt hat, ist standardmäßig auf den hochpräzisen WGT-Messgeräten von Liebherr installiert, die mit Renishaw-Tastsystemen, Granitführungen und Luftlagertechnik ausgestattet sind. Die Software kann aber auch separat als Basispaket mit individuellen Erweiterungen – je nach Werkstück – erworben und jederzeit nachgerüstet werden. Sie misst Zahnräder ab einem Modul von > 0,12. Die Auswertungen erfolgen nach den gängigen Ver-zahnungsnormen.

Dank einer herstellerneutralen GDE-Schnittstelle zum Austausch von Geometrie-und Messdaten können die Einstelldaten an den Verzahnmaschinen automatisch korrigiert werden. Sind Lösungen gefordert, die über den Standard hinausgehen, steht Liebherr als erfahrener Entwicklungspartner zur Verfügung. „Hat der Kunde weitergehende Wünsche oder Bedarfe, kann die Software individuell angepasst und aktualisiert werden“, so Matthias Brüderle.

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