Pressemitteilungen | 21.07.2020
LR 1800-1.0: „Zu hundert Prozent variabel einsetzbar“
- Colonia Spezialfahrzeuge bestreitet mit LR 1800-1.0 ersten Einsatz im Windpark
- „Kaufentscheidend für uns war unter anderem der V-Frame“
- Kran baut 4,2-MW-Windkraftanlage mit 160 Meter Nabenhöhe
Der neue Liebherr-Raupenkran LR 1800-1.0 kommt in Fahrt: Die ersten zehn Geräte dieses hochflexiblen, für viele Einsatzbereiche modifizierbaren Raupenkrans, konnten bereits an Geschäftspartner in Spanien, den USA und Asien übergeben werden. Nun wurde ein Exemplar dieses leistungsstarken Industriekrans an Colonia Spezialfahrzeuge geliefert. Das Unternehmen aus Köln wollte ihren Neuerwerb hauptsächlich im Industrie- und Anlagenbau sowie für Brückenhübe einsetzen. Seine Feuerprobe musste der moderne Raupenkran allerdings im Windpark bestehen.
Mit dem LR 1800-1.0 hat Liebherr die konsequente Weiterentwicklung seiner erfolgreichen Raupenkrantechnologie vor zwei Jahren bei den Kundentagen in Ehingen erstmals vorgestellt und auf der Bauma 2019 der Öffentlichkeit präsentiert. „Auf der Messe in München haben wir uns nach einem Raupenkran umgesehen, weil wir uns als großer, aber bisher reiner Telekran-Vermieter, für die Zukunft breiter aufstellen und dazu in die Großkranraupentechnik einsteigen wollten“, erzählt Thomas Reuther, Vertriebsleiter bei Colonia Spezialfahrzeuge. „Auf der Bauma war der LR 1800-1.0 zwar als Industriekran beworben worden, aber die Versicherung der Liebherr-Leute, dass es auch eine Windausrüstung dafür geben wird, hat uns dazu bewogen, uns für diesen 800-Tonner zu entscheiden. Wir glauben, aktuell ist ein Raupenkran ein bisschen auch von den Aufträgen aus der Windkraft abhängig.“
Und tatsächlich wartete der erste Job für den fabrikneuen Kran in einem großen Windpark im Nordrhein-Westfalen: etwa 120 Kilometer östlich der Ruhrgebietsmetropole Essen. Knapp 70 Transportfahrzeuge schafften die Komponenten für die Windkraft-Variante der Maschine auf die Baustelle. Vier Türme des Anlagenbauers Enercon waren bereits von einem Liebherr Mobilkran LTM 11200-9.1 bis zu einer Höhe von 88 Metern errichtet worden und mussten nun fertiggestellt werden.
Beim ersten Aufbau seines neuen Arbeitsgeräts wurde das Colonia-Team durch drei Service-Mitarbeiter aus Ehingen und dem Liebherr-Reparaturzentrum in Oberhausen tatkräftig unterstützt. Nach knapp sechs Tagen ragte der LR 1800-1.0 dann mit einem 171 Meter langen Hauptausleger und einer 12-Meter-Spitze fertig aufgebaut in den Himmel. „Sobald wir die Maschine besser kennen, ist unser Ziel, den Kran künftig in vier Tagen zu rüsten“, skizziert Reuther. Damit das klappt, hat Liebherr zur ohnehin bedienfreundlichen Montage der einzelnen Komponenten diesen Krantyp mit einigen weiteren wertvollen Features ausgestattet. So kann zum Beispiel die hydraulische Montage-Abstützung, die das Raupenmittelteil vor dem Aufsetzen des Oberwagens über die Abstützzylinder nivelliert, von der Drehbühne aus hydraulisch angesteuert werden. Ein bisher eigens dafür erforderliches Aggregat entfällt. Neu ist auch die sogenannte „Quick-Connection“: sie erlaubt ein zügiges und sicheres Verbolzen des Oberwagens mit dem Raupenmittelteil.
„Der teilbare Ballast spart uns richtig viel Zeit“
„Wir haben nur etwa sieben Stunden für den ersten Aufbau des Grundgeräts benötigt“, berichtet Wolfgang Winkler zufrieden von den Rüstarbeiten. Handling und Aufbaulogik des neuen Raupenkrans überzeugten den Kranfahrer von Anfang an, der zusammen mit seinem Kollegen Peter Severin die neue Maschine für Colonia steuert. „Es ist super, dass bei der Montage sämtliche Verbindungen hydraulisch verbolzt werden. Die Mastpakete, die teilweise dreifach ineinandergeschoben werden können, bringen uns Zeitgewinn und eine ganze Menge an eingesparter Transportkapazität. Aber vor allem die teilbare Ballast-Palette erspart uns enorm viel Arbeit“, freut sich Winkler. „Die 400 Tonnen Derrick-Ballast brauchen wir ja nur zum Aufrichten des Hauptmasts. Danach bolzen wir die mittlere Palette einfach aus und kommen mit den verbleibenden 80 Tonnen Schwebeballast plus Zentral- und Drehbühnenballast für die Hübe locker aus. Kein Umstapeln, kein Auf- oder Abballastieren mehr – das spart uns richtig viel Zeit.“
Reichlich Zeit benötigten die beiden Kranfahrer hingegen beim Aufbau der Windkraftanlage selbst. Wind und Wetter sowie die bei einer Prototyp-Montage wie dieser nicht ungewöhnlichen Verzögerungen stellten die Geduld der Kranfahrer doch immer mal wieder auf die Probe. Die Hübe selbst aber klappten tadellos. Bei den schwersten Bauteilen der mit 160 Meter Nabenhöhe imposanten „Windmühle“ musste der Kran Bruttolasten von immerhin 89 Tonnen in schwindelnder Höhe punktgenau platzieren. Höchste Konzentration und reichlich Fingerspitzengefühl der Fahrer waren da gefordert. Und beides wurde von den Colonia-Männern in der komfortabel ausgerüsteten Führerkabine auch geliefert. „Bisher habe ich immer nur Telekrane gefahren und so eine Raupe bedeutet natürlich schon eine Umstellung und auch eine große Herausforderung“, erklärt Wolfgang Winkler. „Das Bedienen des Krans und das Steuerungsverhalten sind meiner Meinung nach aber wirklich sehr angenehm. Selbst das Fahren unter Last geht völlig reibungslos und so ruhig, dass ich manchmal zweimal hinschauen muss, ob da überhaupt was passiert.“
Insgesamt vier Anlagen desselben Typs bauen Winkler, Kollege Peter Severin und ihr neuer Raupenkran in dem weitläufigen Windpark auf. Was danach kommt? Vertriebsleiter Thomas Reuther blickt da ganz optimistisch in die Zukunft: „Wir haben die Vollversion des Krans gekauft und neben der Windkraft-Ausstattung verschiedene Hauptausleger-Varianten sowie eine Rüstkonfiguration mit Wippe zur Verfügung. Das bedeutet, wir können große Industrieeinsätze fahren oder Brücken damit heben. Der Kran ist für uns zu hundert Prozent variabel und in vielen Bereichen einsetzbar.“ Das Kölner Traditionsunternehmen mit seinen rund 250 Beschäftigten mit den Bereichen Abschleppdienst, Schwergutlogistik und Industriemontagen ist auch häufig bei Kunden in der petrochemischen Industrie zu Gange. Dort soll der neue Raupenkran das bisherige Leistungsspektrum des Krandienstleisters künftig stark erweitern.
Recht zufrieden mit dem Einkauf seines Arbeitgebers ist offenkundig Wolfgang Winkler, der sich sofort als Fahrer für den neuen LR 1800-1.0 gemeldet hatte. „Nun bin ich schon sehr lange Kranfahrer und hab‘ früher ja auf die Krane eines Wettbewerbers geschworen“, verrät er. „Aber seitdem ich Liebherr fahre, gibt´s für mich nichts Anderes mehr. Ich bin von der Liebherr-Technik wirklich begeistert und sehr angetan.“