Mobil- und Raupenkrane

5 Minuten | Magazin 01/2019

Produktion auf Rekordniveau

Im Jahr 2018 verzeichnete das Liebherr-Werk Ehingen sowohl im Umsatz als auch im Absatz neue Rekorde: Noch nie haben wir so viele Krane produziert wie im vergangenen Jahr! Eine Mammutaufgabe für unsere Mitarbeiter in Ehingen und in der weltweiten Vertriebs- und Serviceorganisation.

Und in diesem Jahr gehen wir sogar noch weiter.

Was bedeutet das für die Produktion, den Materialfluss im Werk und den Einkauf?

Für UpLoad sprachen wir mit Produktionsgeschäftsführer Dr. Hubert Hummel, Betriebsleiter Andreas Niesl und Einkaufsleiter Stefan Dambacher.

Was war Ihre Reaktion auf die extrem steigende Nachfrage?

Dr. Hubert Hummel: Natürlich freut man sich darüber. Das gibt ein gutes Gefühl und macht stolz. Wachstum ist aber nicht unser primäres Ziel, sondern ein Zeichen, dass wir unser Geschäft gut machen und konsequent daran arbeiten, die Wünsche unserer Kunden zu erfüllen. Das ist uns wichtig. Gleichzeitig sichert diese Entwicklung die Zukunft unseres Unternehmens und Arbeitsplätze. Sie bestätigt die Investitionen, die in der Vergangenheit getätigt wurden und für die kommenden Jahre geplant sind.

Stefan Dambacher: Ich war gespannt auf die Herausforderungen, die die steigende Nachfrage für den Einkauf bedeuten und dachte mir: ‚Lasst uns sehen, wie wir das schaffen können.‘ Für uns stellte sich die Frage, wie schnell wir unsere Einkaufsmengen steigern können.

Andreas Niesl: Für mich hatte es oberste Priorität sicherzustellen, dass wir in der Produktion die Anforderungen professionell und überlegt abarbeiten und gleichzeitig die gewohnte Qualität gewährleisten können.

Welche Herausforderungen waren für die Produktion zu bewältigen?

Andreas Niesl: Kapazität ist endlich. Es war schnell klar, dass diese Produktionssteigerung mit dem bestehenden Personal nicht zu stemmen ist. Um die Kapazitäten zu erhöhen, beschlossen wir zwei Maßnahmen: Zum einen arbeiten wir seit dem vergangenen Jahr im 2-Schicht-Betrieb, und danken unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz herzlich für ihr unermüdliches Engagement.

Zum anderen suchen wir aktiv neue Mitarbeiter, was eine besondere Herausforderung ist: In Zeiten des Fachkräftemangels sind wir bei der Suche nach neuen Mitarbeitern limitiert. Zudem müssen neue Mitarbeiter ausreichend qualifiziert und in unsere Produktionsteams integriert werden. Um für unsere Kunden einen gleichbleibend hohen Standard gewährleisten zu können, haben wir zusätzliche Maßnahmen zur Qualitätssicherung ergriffen, wie etwa digitale Qualitätschecklisten und verbesserte Rückkopplungen vom Fehlerfeststeller zum Fehlerverursacher.

Dr. Hubert Hummel

Was bedeutet die gestiegene Nachfrage für andere Abläufe im Unternehmen?

Dr. Hubert Hummel: Die Aufgabe ist es, die Balance zwischen machbaren Steigerungen, Versorgungssicherheit durch die Lieferanten und Qualität zu halten. Aufgrund der hohen Schlagzahl haben wir wenig Reserven, um auf Störungen zu reagieren. Auch wenn wir kontinuierlich versuchen, die Grenzen des Machbaren nach oben zu verschieben, müssen weitere Produktionssteigerungen mit unserem Qualitätsanspruch in Einklang gebracht werden.

Eine weitere Herausforderung des starken Wachstums ist die Optimierung unserer Prozesse und Strukturen. Diese Aufgabenstellung beschäftigt uns jetzt und in Zukunft, um die existierenden Anforderungen meistern zu können.

Stefan Dambacher

Wie kommen die Lieferanten mit den deutlich gesteigerten Einkaufsmengen klar?

Stefan Dambacher: Sie stehen vor den gleichen Herausforderungen wie wir und sind teils am Ende ihrer Kapazitäten angelangt. Für uns wird es schwieriger, die ausreichende Menge an Material zu beschaffen und gleichzeitig Fehlteile zu verhindern.

Im Einkauf gilt es jetzt, die Lieferantenbasis zu stabilisieren: vom Rohmaterial über den Verarbeiter bis hin zu den Komponenten. Bei der eher geringen Fertigungstiefe unserer Produktion in Ehingen liegt unser Fokus darauf, die Materialversorgung aufrechtzuerhalten und die Produktionskapazität nicht durch eine mangelnde Verfügbarkeit von Teilen zu gefährden.

Dr. Hubert Hummel: Hinzu kommt, dass aufgrund der guten Konjunktur auch andere Unternehmen höhere Mengen von unseren Zulieferern fordern. Mit diesen stehen wir dann zusätzlich im Wettbewerb.

Andreas Niesl

Was bedeutet das für den Materialfluss im Werk?

Andreas Niesl: Früher bauten wir fünf bis sechs Krane pro Tag, jetzt sind es acht bis neun. Pro zusätzlichem Kran sind fünfzehn- bis zwanzigtausend Teile mehr zu bewegen. Wir brauchen dafür zunehmend ausgeklügelte Materialflusssysteme sowie weitere Flächen. Wir haben zudem ein deutlich erhöhtes Verkehrsaufkommen im Werk: Die Anzahl der Transportvorgänge hat sich merklich erhöht.

Was waren wichtige Vorrausetzungen, um die geforderten Produktionssteigerungen umsetzen zu können?

Dr. Hubert Hummel: Das ist nur möglich, wenn alle Bereiche eng verzahnt zusammenarbeiten. Das haben wir gemeinsam geschafft. Wir sind auf Spur! Wir stimmen uns mit dem Vertrieb ab und realisieren Steigerungen im Rahmen des Machbaren. Das werden wir auch in der Zukunft so umsetzen, um den Wünschen unserer Kunden nachzukommen.

Andreas Niesl: Es ist hilfreich, dass die Kollegen des Vertriebs die Aufträge gemeinsam mit unseren Kunden frühzeitig abklären. So können unsere Produktionsprozesse störungsfrei laufen. Dafür müssen wir weiterhin gemeinsam an einem Strang ziehen.

Stefan Dambacher: Eine stabile Planung ist auch für unsere Lieferanten wichtig. Das ist harte Arbeit und manchmal nicht ganz einfach – aber gemeinsam in guter Partnerschaft gelingt das.

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2019.

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