Mobil- und Raupenkrane

3 Minuten | Magazin 02/2019

Neuer Riese spart tausende Kilometer

Seit dem Sommer steht im Industriehafen von Neuf-Brisach ein neuer Rekordträger: Der LR 11000 ist der stärkste Raupenkran in Frankreich. Mit dem 1.000-Tonnen-Schwerlastkran wird der Umschlag von Industriegütern wie Gasturbinen und Miningbaggern an der französisch-deutschen Grenze möglich – und spart mehrere tausend Kilometer Straßentransport.

Eine Gasturbine kann bis zu 450 t wiegen – daher wurde der LR 11000 dauerhaft im Hafen installiert.

Aus 500 mach 1

Imposant thront der grün-weiß-rote LR 11000 seit einigen Monaten am Kai der Hafenanlage von Neuf-Brisach. Offiziell in Betrieb genommen wurde der neue Kraftprotz, den der Transport- und Schwerlastlogistiker Scales betreibt, im September. Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie nahm die Handelskammer von Colmar im Rheinhafen Colmar / Neuf-Brisach ihre Geschäftstätigkeit im Bereich „Schwergüter“ auf. Zur feierlichen Einweihung war auch Sophie Albrecht, Familiengesellschafterin der Liebherr-International AG, vor Ort.

LR 11000 ermöglicht Nutzung des Rheins

Der Standort des Rheinhafens ermöglicht mit dem neuen Raupenkran den Umschlag von großen Gasturbinen, die im Werk von General Electric (GE) in Belfort, Frankreich gefertigt werden. Die gewaltigen, bis zu 450 Tonnen schweren Gasturbinen sollen hier künftig zum Weitertransport auf Lastschiffe verladen werden. Der über 100 Meter lange, von zwei Zugmaschinen bewegte und auf 28 Achsen fahrende Spezialtrailer von Scales, der die großdimensionierten Turbinen transportiert, musste bisher eine fast doppelt so lange Strecke bis nach Straßburg bewältigen. Dort steht zwar ein Portalkran mit einer imposanten Traglast von 460 Tonnen zur Verfügung, allerdings besteht dieser aus zwei paritätischen Hubwerken. Wenn, wie bei der jüngst verladenen Turbine, ein Bauteil mit einer Bruttolast von 450 Tonnen und stark dezentraler Schwerpunktlage umgeschlagen werden muss, würde eines der Straßburger Hubwerke in Überlast geraten.

Für den neuen Liebherr-Raupenkran in Neuf-Brisach dagegen stellen diese gigantischen Turbinen keine Schwierigkeit dar. Mit unterschiedlich langen Anschlagmitteln werden asymmetrische Lasten in gewünschter Lage im Schiffsbauch versenkt. Der LR 11000 soll am Rheinkanal nun permanent mit einem 66 Meter langen Hauptmast sowie mit Derrick-Ausleger zum Verladen von besonders schwerem Stückgut bereitstehen. Unterstützt wird der neue Raupenkran von einem bestehenden LHM 280. Dieser Hafenmobilkran ist, mit einer maximalen Ausladung von 40 Metern und einer Kapazität von 84 Tonnen, in vielen Binnenhäfen als Umschlagskran für Schiffe bis zur Handymax-Klasse im Einsatz.

Der Weg über den Rhein direkt von Colmar aus erspart uns bis zu 500 Straßenkilometer – wir umgehen dadurch den Transport durch Frankreich, Deutschland und Belgien bis zu den Atlantik-Tiefseehäfen.

Marc Lagarde, External Logistics Manager, Liebherr-Mining Equipment Colmar SAS

Neue Transportalternative für Liebherr in Colmar

Komponenten für Windkraft-Anlagen werden künftig ebenso vom neuen Scales-Raupenkran umgeschlagen wie schwere Maschinenteile von Mininggeräten oder Hydraulikbaggern aus den Liebherr-Werken im elsässischen Colmar. Seit Juni 2019 hat alleine die Liebherr-Mining Equipment Colmar SAS Lasten von mehr als 6.000 Tonnen, was 34 Maschinen auf 11 Schiffen entspricht, über den neuen Transportweg ausgeliefert. Bei der Mining-Division in Colmar werden große Hydraulikbagger mit bis zu 800 t Einsatzgewicht und kleinere Trucks mit rund 180 Tonnen Gesamtgewicht produziert.

Marc Lagarde

Einige Komponenten dieser Mininggeräte sind bis zu 19 m lang, 5 m breit und über 4 m hoch – und das bei Einzelgewichten von bis zu 100 t. Diese Geräte werden in Teilen vormontiert und von Colmar über die europäischen Tiefseehäfen bis in die großen Minen in Australien, Afrika und Asien transportiert. Anschließend findet vor Ort die komplette Montage der Geräte statt.

Die Auswirkungen auf die Umwelt sind dabei enorm positiv. Durch die Nutzung des Rheins konnte Liebherr in Colmar bereits rund 100.000 Straßenkilometer und bis zu 160 Tonnen CO² einsparen. Die Boote verbrauchen weniger Energie als der Straßentransport und die CO²-Emissionen der Schiffe sind im Schnitt viermal niedriger als die der Straße. Zusätzlich ist der Fluss mit einer Unfallrate von beinahe Null ein extrem sicherer Transportweg.

Komponenten eines Miningbaggers vom Typ R 9800 auf dem Weg von Colmar nach Zeebrugge.

Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2019.

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