5 Minuten | Magazin 02/2021
Liebherr-Kran reinigt Fassade des Kanzleramts
Wer kennt das nicht: Da hat man die Fassade seines Häuschens gefühlt erst vor Kurzem frisch verputzt, schon finden sich Stellen, die bereits wieder eine kleine oder größere Auffrischung vertragen könnten. Selbst der Amtssitz der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit Problemen dieser Art zu kämpfen.
Hausputz bei der Kanzlerin
Letztes Jahr stand die Reinigung des empfindlichen, weil feinkörnigen Sandsteins der Außenfassade am Kanzleramt an. Eine große Waschmaschine musste her. Und ein kräftiger Fahrzeugkran, der mit seinem langen Teleskopmast die gewaltige Putzvorrichtung an jede Stelle der Gebäudewand heben konnte. Und wissen Sie was? Auch dafür haben wir bei Liebherr den passenden Kran.
Es war beileibe nicht die erste Putzaktion an der Außenhaut des Bundeskanzleramts in Berlin. Schon wenige Jahre nach Fertigstellung und dem Bezug des Neubaus duch den damaligen Kanzler Gerhard Schröder war eine erste Schönheitskur für den sensiblen Sandstein fällig geworden. Eine unerwartet starke Besiedelung durch Algen und Moos hatte die hellen Wände stellenweise schwarz-grau eingefärbt. Erste Versuche, den Glanz des monumentalen Gebäudes zu sichern, erwiesen sich als nicht sonderlich nachhaltig. Die lästigen Invasoren setzten der Außenhaut des Regierungssitzes extrem hartnäckig zu. „Kanzleramt im Gammel-Look“ spottete damals die Boulevard-Presse. 2013 dann rückte erstmals das Warburger Unternehmen Hartinger mit Kran und einer Art Fassaden-Waschmaschine, von der noch die Rede sein wird, auf dem bestens gesicherten Gelände im Berliner Regierungsviertel an. Die üblicherweise mit Hubarbeiten, Montagen und Schwertransporten beschäftigten Experten überzeugten das Amt von ihrem Konzept, ohne störende und aufwendige Baugerüste die ungebetenen Organismen zu bekämpfen. Seither sorgt das Unternehmen immer wieder mal für ein Facelifting an einer der zahlreichen Außenwände des Kanzleramts.
Das Ding stammt komplett aus unserer Feder.
Im vergangenen Sommer machte sich erneut ein Hartinger-Team auf den Weg nach Berlin. Die Nordfassde des neungeschossigen Leitungsbaus, dem zentralen Kubus des Ensembles, war diesmal an der Reihe. Senior-Chef Karl Hartinger – im Familienunternehmen neben anderem zuständig für die Kontakte in die deutsche Machtzentrale – schickte einen seiner zahlreichen rot lackierten Krane zum Putzdienst in die Bundeshauptstadt. Mit im Gepäck: der tonnenschwere Reinigungsroboter.
Bürsten schaffen 2.000 Quadratmeter täglich
Die beeindruckende und 4,50 Meter breite Maschine ist laut Hartinger in der Lage, täglich bis zu 2.000 Quadratmeter einer Fassade mittels rotierender Bürstenrollen mechanisch und schonend zu reinigen und die Fläche anschließend zu beschichten. „Das Ding stammt komplett aus unserer Feder“, erzählt Burkhardt Hartinger. Sein Vater ergänzt: „Vor etwa fünfzehn Jahren haben wir uns nach neuen Betätigungsfeldern umgesehen. Wir waren mit unseren Kranen immer wieder auch bei Kunden mit großen Wandflächen, die gesäubert werden mussten. Da haben wir diesen Reinigungsroboter konzipiert, entwickelt und schließlich selber bei uns im Haus gefertigt.“
Einblick: Deutlich sind hier unter anderem die beiden mächtigen Bürstenrollen zu erkennen, die rotierend die Fassaden von Moos und Algen befreien.
Die Wahl für den passenden Kran aus Hartingers Fuhrpark fürs Kanzleramt fiel auf den Liebherr LTM 1250-5.1. „Den haben wir aufgrund der starken Auslegerkonfiguration und seiner geringen Stützlasten ausgewählt“, so Hartinger. Größer und somit schwerer durfte das eingesetzte Gerät nicht sein, denn die Aufstellfläche der Maschine lag direkt über einer Tiefgarage. Ausreichend Power und somit Tragkraft für seine Arbeit brachte der Liebherr-Kran dennoch mit. Kein Wunder, denn dieser Typ ist aktuell der weltweit stärkste Mobilkran auf fünf Achsen. Gerüstet mit einer 22 Meter langen, hydraulisch wippbaren Gitterspitze und 63 Tonnen Ballast konnte von nur zwei Standorten aus die gesamte Nordfassade des zentral platzierten Würfelbaus auf voller Länge und bis zur Traufhöhe in 36 Metern mit dem Reinigungsroboter angefahren werden. Ausladungen von bis zu 48 Metern waren dafür erforderlich. Die Putzmaschine musste über den davor liegenden Büroflügel gehoben werden.
Rund drei Wochen dauerte der Job der Warburger KranSpezialisten auf dem Gelände der Kanzlerin. Während der Mobilkran die rote Putzmaschine in vertikaler Richtung die Steinfassade entlanggleiten ließ, wurde per Fernbedienung das Reinigungssystem darin bedient. Gearbeitet werden durfte allerdings nur zu Zeiten außerhalb des Regelbetriebs der Regierungszentrale. Daher schrubbten die Bürsten der leistungsstarken Putzhilfe vor allem am Wochenende, wenn die Kanzlerin und die meisten der über 700 Beschäftigten nicht im Hause waren.
Zum Schluss noch ein Wort: Großes Lob gebührt dem Sicherheitsapparat des Bundeskanzleramts. Unser Fotograf, der die Kranarbeiten nur von außerhalb dokumentieren durfte und unter Zuhilfenahme einer hohen Leiter seinen Fotoapparat über den massiven Stahlzaun halten musste, blieb den Streifen und Überwachungskameras des Kanzleramts freilich nicht lange verborgen. Sämtliche Kontrollen wurden kompetent und höflich durchgeführt. Auch dem Wunsch der Beamten, das „Hohe Haus“ im Text doch bitte möglichst nicht als „Waschmaschine“ zu bezeichnen (aufgrund seiner Quaderform und Fensterkreise sein Spitzname in Berlin) kommen wir gerne nach. Obwohl die Überschrift „Putzdienst an der Waschmaschine“ stilistisch durchaus verlockend war.
Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2021.