5 Minuten | Magazin 01/2019
Auftakt vor Alpenkulisse
Die Ära eines der erfolgreichsten Krantypen, die im Ehinger Liebherr-Werk jemals produziert wurden, geht langsam zu Ende. Vor Kurzem rollte der tausendste Mobilkran LTM 1200-5.1 aus den Hallen dieser Kranfabrik. Doch sein Nachfolger erobert bereits die Baustellen der Welt: der Liebherr LTM 1230-5.1.
Alle happy: Übergabe des ersten Serien-Exemplars des LTM 1230-5.1 in Ehingen. Von links: Marc Bollinger (Liebherr-Baumaschinen AG), Angela Hess-Christen (Christen Holding AG), Christian Betschart, Adrian Christen (Christen Logistik AG), Thomas Fanger (Liebherr-Baumaschinen AG).
In grün und gelb durch Berg und Tal
„Vorhang auf!“, hieß es vor etwa einem Jahr, als Liebherr den neuen Fahrzeugkran bei den Kundentagen seinen in großer Zahl angereisten Gästen vorgestellt hat. Und der mit mehr Power und zahlreichen modernen Features ausgestattete Neuling kam auf Anhieb gut an beim Fachpublikum. Auch Angela Hess-Christen und ihr Bruder Adrian Christen waren im Juni vorigen Jahres aus der Schweiz nach Ehingen gekommen und live dabei, als dort der schwarz lackierte Prototyp stolz präsentiert wurde. „Weil wir für die vielen Baukranmontagen diesen Mobilkran mit seinem 75 Meter langen Teleskopausleger optimal einsetzen können, haben wir uns direkt entschieden, dieses innovative Gerät zu bestellen,“ erzählt Hess-Christen, die als Verwaltungsratspräsidentin der Christen Holding AG im schweizerischen Küssnacht vorsteht.
So war es nur konsequent, dass das erste Exemplar dieser neuen Kran-Serie im Rahmen einer kleinen Feier im April an die Firma Christen übergeben wurde. Adrian Christen, der als Präsident die Logistik-Sparte des Unternehmens leitet, kam gemeinsam mit seiner Schwester und Christian Betschart, dem künftigen Fahrer des Krans, nach Ehingen, um den in Firmenfarben lackierten LTM 1230-5.1 in Empfang zu nehmen. Für Adrian Christen war die Beschaffung dieses Krans eine schnell beschlossene Sache: „Er ersetzt bei uns einen nur sechs Jahre alten LTM 1200-5.1. Zwar tauschen wir normalerweise unsere Krane erst nach etwa zehn Jahren aus, aber in diesem Fall haben Leistungssteigerung und neue Technologien den Ausschlag gegeben.“ Die variable Abstützbasis Vario-Base®, zwanzig Prozent mehr Traglast und der um drei Meter längere Teleskopausleger sind nur einige der Vorzüge dieser Neuentwicklung. Zudem erreicht der LTM 1230-5.1 mit einer 43 Meter langen Spitze eine Hakenhöhe von 111 Metern – bemerkenswert für einen Kran dieser Traglastklasse.
Außerdem ist der Kran absolut angenehm zu fahren.
Doch bevor der gelb-grüne Neuzugang seine Stärken auf Schweizer Baustellen ausspielen konnte, rollte der taufrische Fahrzeugkran am Bodensee vorbei nach Reiden im Kanton Luzern. In dieser kleinen Gemeinde unterhält Liebherr seinen Vertriebs- und Servicestützpunkt für die Schweiz. Zwei Tage lang hat Matthias Oberli, Service-Techniker bei Liebherr, den künftigen Kranfahrer umfassend geschult und ihn mit seinem neuen Werkzeug bis ins kleinste Detail vertraut gemacht. Erfreut war Christian Betschart auch darüber, dass sich die Bedienbarkeit des Geräts trotz vieler technischer Neuerungen nicht grundlegend geändert hat. „Das ist sehr angenehm für uns Fahrer. Außerdem schätze ich die höhere Sicherheit, die der neue Kran unter anderem auch durch VarioBase® bietet.“
Ihre Feuertaufe hatten Betschart und sein Kran dann eine knappe Woche später zu bestehen. Es war ein kleines Wasser-Flugzeug vom Typ Cessna 185, das die Männer von Christen da an den Haken nehmen mussten – mit einer Bruttolast von gerade mal zwei Tonnen war das für den Kran eine Kleinigkeit. Doch die attraktive Location - das meistbesuchte Museum der Schweiz, das Verkehrshaus Luzern - und die vielen begeisterten Zuschauer gaben dem kleinen Moment große Wirkung. Eingerahmt von Flugzeugen, Lokomotiven und anderen hochkarätigen Exponaten wurde mit dem Einsetzen der Cessna in ein weitläufiges Bassin nicht nur die Ausstellung „Die Schweiz fliegt“ feierlich eröffnet, sondern eben auch der neue Kran würdig in Dienst gestellt.
Großes Kino: Vor zahlreichen Gästen setzt der Mobilkran im Luzerner Verkehrs-Museum die kleine Cessna ins Wasser.
Inzwischen hat „der Neue“ im Fuhrpark von Christen schon manchen Job erledigt. Die Baukranmontage am Tag nach dem Auftakt im Museum war dann schon eher repräsentativ für den Arbeitsalltag eines LTM 1230-5.1. Betschart, der in den letzten Jahren mit dem 200-Tonnen-Kran von Liebherr unterwegs war, freut sich nach den ersten Wochen mit seinem neuen Gefährt über „viele kleine Details“, die, wie er lobend erwähnt, seinen Job deutlich erleichtern. „Außerdem ist der Kran absolut angenehm zu fahren“, sagt Betschart zufrieden.
Liebherr-Service-Zentrum in Reiden
Damit diese Zufriedenheit der Geschäftspartner von Dauer ist, wird bei Liebherr bekanntlich großen Wert auf Kundenbetreuung und Service gelegt. Etwa 290 Frauen und Männer kümmern sich im Service-Zentrum in Reiden sowie in Daillens, der Niederlassung für den französisch sprechenden Teil des Landes, oder als Service-Techniker auf den Baustellen um die Anliegen von Kranen und Baumaschinen der Schweizer Kundschaft. Rund 150 Unternehmen mit ingesamt 300 Mobil- und Raupenkranen darf allein die Liebherr Ehingen GmbH zu ihren Kunden zählen. Und die wollen schließlich gut betreut sein. Die Qualität der Unterstützung kann auch Adrian Christen beurteilen: „Wir sind grundsätzlich sehr zufrieden mit Liebherr und den Mitarbeitern vom Service-Zentrum in Reiden. Als Kunde werden wir hier sehr ernst genommen und das wird auch von unseren Mechanikern überaus geschätzt.“
Über Jahrzehnte schon verbindet die Firma Christen und Liebherr eine vertrauensvolle, gedeihliche Partnerschaft. Im Jahr 1952, drei Jahre, nachdem der schwäbische Maschinenbau-Pionier und Firmengründer Hans Liebherr in Kirchdorf an der Iller seinen ersten auf Schienen fahrbaren Baukran konstruiert hatte, legte Alois Christen-Reichmuth senior am Fuße des Berges Rigi den Grundstein für die heutige Firmengruppe. Geschäftliche Beziehungen gab es schon sehr früh, Bagger und Baukrane hat der Schweizer Unternehmer immer wieder auch bei Liebherr eingekauft. Mitte der Siebzigerjahre kamen dann Mobilkrane hinzu. Nach knapp 70 Jahren ist aus dem Einzelunternehmen „Alois Christen, Baugeschäft“ in Küssnacht am Vierwaldstätter See eine Firmengruppe mit vier Geschäftszweigen und fast 300 Mitarbeitern geworden. Die in der Schweiz und im angrenzenden Ausland tätige Logistik-Sparte mit allein 45 Beschäftigten betreibt heute unter anderem neun Mobilkrane mit Traglasten bis 400 Tonnen.
Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 01 | 2019.