6 Minuten | Magazin 02/2021
Big in Japan
Rund 30 Kilometer vom Stadtzentrum der japanischen Hauptstadt Tokyo entfernt befindet sich eine ganze Armada von Raupenkranen. Ein Wald von Auslegern. Aber – was genau ist eigentlich eine ganze Armada?
Kran-Armada für Logistikzentrum
Wir sprechen in diesem Fall von acht in Ehingen gebauten Liebherr-Kranen sowie fünf weiteren, kleineren Raupenkranen. Ein Projekt, das mit 13 Raupenkranen durchgeführt wird, ist uns eine genauere Betrachtung wert!
Im September 2019 legte das Bauunternehmen Nishimatsu den Grundstein für ein neues Logistikzentrum in Nagareyama, einer Stadt in der japanischen Präfektur Chiba. Die Bauarbeiten für das „Daiwa House Project Logistics Nagareyama IV“ sollen voraussichtlich Ende Oktober 2021 abgeschlossen sein. Nur zwei Jahre Zeit, um eines der größten Logistikzentren in Japan zu bauen – eine große Herausforderung, die Nishimatsu mit Stolz angenommen hat. Was sich dabei übrigens fast schon von selbst versteht: Das neue Logistikzentrum Nagareyama IV wird genauso wie alle neuen größeren Gebäude in Japan mit einem seismischen Isolationssystem gebaut.
Tsutomu Nishiyama, Präsident und CEO von Nishiyama Transport Machinery Co., Ltd.
Gemeinsam mit unserem Kunden, der Nishiyama Transport Machinery Co. Ltd., stattete ein Team von Ingenieuren, mehrere Monate bevor das Projekt begann, unserem Werk in Ehingen einen Besuch ab. Das Ziel: Die Ingenieure wollten mehr über Liebherr-Krane herausfinden, sie testen und sicherstellen, dass sie die richtige Wahl für das Projekt sind. Besonders die Drehgeschwindigkeit der Raupenkrane und deren Fähigkeit, die Haken selbst bei einer Entfernung von 100 Metern aus der Krankabine millimetergenau zu bewegen, waren entscheidend für diesen Auftrag.
Es stand von Beginn an außer Frage, dass viele Krane nötig sind, um diesen riesigen Logistikkomplex mit einer Front von 400 Metern und einer Breite von über 200 Metern in so kurzer Zeit zu bauen. Die Krane sollten beim Bau die vorgefertigten Elemente in ihre jeweilige Position heben. Diese Positionen konnten überall in einem der vier Stockwerke des Gebäudes sein. Der Bau großer Logistikgebäude ist aufgrund des steigenden Handelsvolumens weltweit derzeit von hoher Bedeutung, auch in Japan. Neue Logistikzentren werden hier oft mit bis zu vier Stockwerken gebaut, die alle über Rampen für Lkw zugänglich sind.
Willi Schmidt, Vertriebsmanager Raupenkrane für Japan
„Schon bei den ersten Gesprächen war uns klar, dass wir eine große Flotte für diese Baustelle brauchen würden. Schließlich ging es um ein umfangreiches Projekt beim Bau dieses gewaltigen Komplexes“, so Willi Schmidt, Liebherr Vertriebsmanager Raupenkrane für Japan. „Wir wussten, dass Lasten von bis zu 20 Tonnen mit einem Radius von bis zu 128 Metern in allen vier Stockwerken des neuen Gebäudes platziert werden sollten. Daher war es wichtig, hier auf unserem Testgelände in Ehingen die Lasten, die Geschwindigkeiten und auch den Heckschwenkradius der Krane zu simulieren.“
Tsutomu Nishiyama, Präsident und CEO von Nishiyama Transport Machinery Co. Ltd., erklärt: „Bei früheren Projekten haben wir immer einen 350- oder 500-Tonnen-Raupenkran in der Mitte des Gebäudes platziert und dann von dort aus alle Kranarbeiten durchgeführt. Nach Abschluss der Arbeiten wurde der Kran aus der Mitte herausgehoben. Dies war lange Zeit die einzige Möglichkeit für uns, weil es auf dem Markt nicht genug große Krane für eine andere Bauweise gab.“
Masanori Kanazashi, Geschäftsführer der Liebherr-Japan Co. Ltd.
Für dieses Projekt war das aber keine Option, erklärt Nishiyama weiter: „Das seismische Isolationssystem ist hier im Zentrum des Gebäudes platziert. Daher gibt es keine andere Möglichkeit, als die Krane um das Gebäude herum zu positionieren. Weil die Arbeitsumgebung außerdem sehr eng und begrenzt ist, sind kompakte und leistungsstarke Krane wie der LR 1750 und der LR 1600/2 erforderlich. Um diesen Auftrag unter den sehr besonderen Bedingungen umzusetzen, haben wir die Liebherr-Ingenieure in Ehingen im Vorfeld beauftragt, jedes einzelne Problem zu untersuchen und Schritt für Schritt zu beheben.“
Die Herausforderungen für die Kranführer sind nach wie vor gewaltig: Sie müssen die empfindlichen, vorgefertigten Betonelemente sehr vorsichtig heben und justieren, um sie an der korrekten Stelle zu platzieren – oft in über 100 Meter Entfernung. In der Regel beträgt die Toleranz weniger als einen Zentimeter. Der Betrieb einiger Krane, die aufgrund der Fahrstrecken und Transportwege mit Ballastwagen ausgestattet sind, erfordert sogar noch mehr Agilität und Sorgfalt. „Mit einer optimalen Kombination leistungsstarker Raupenkrane und effizienter Prozesse sind wir auf dem besten Weg, dieses Projekt abzuschließen. Bisher sind wir hier komplett unfallfrei – und wir konzentrieren uns weiterhin darauf, alle Arbeiten ohne Unfälle fertigzustellen“, erklärt Nishiyama.
Schnelles Umsetzen der Krane auf der Baustelle dank Ballastwagen
Masanori Kanazashi, Geschäftsführer der Liebherr-Japan Co. Ltd., fügt an: „Einige unserer Spezialisten haben Nishiyama vor Ort unterstützt. Darüber hinaus gab es für die Kranführer sowohl im Voraus als auch hier vor Ort Schulungen, um zu gewährleisten, dass jeder Hubvorgang mit maximaler Sicherheit, Sachkenntnis und Zuverlässigkeit durchgeführt wird. Nishiyama wurde schon früh auf unsere großen Raupenkrane aufmerksam, die sich aufgrund ihrer Wendigkeit und Präzision perfekt für den japanischen Markt eignen, und beschloss, diese hier einzusetzen. So nimmt Nishiyama hier im Markt auch eine Vorreiterrolle ein. Wir freuen uns schon sehr auf die Eröffnung des Gebäudes am Ende dieses Jahres.“
Dieser Artikel erschien im UpLoad Magazin 02 | 2021.