Neuseeland
Michael Gantner
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Michael Gantner
Ich wollte immer raus in die große, weite Welt. Ich spürte einfach eine unbändige Lust auf das unbekannte Neue, auf das Abenteuer.
Die Welt als Abenteuer
Mit über 300 Pistenkilometern ist das Skigebiet am Arlberg nicht nur das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs, es zählt zu den fünf Größten der Welt. Schneesichere 1.500 Höhenmeter bis zum Vallugagipfel als höchstem Punkt auf fast 3.000 Metern. Da schnalzen Skifahrerinnen und Skifahrer weltweit mit der Zunge. Michael Gantner ist gebürtiger Vorarlberger und mit 27 Jahren ein begeisterter Skifahrer im besten Alter. Wenn man wie er mit Schnee in der DNA geboren wurde, geht man von hier eigentlich nicht fort. Eigentlich.
Vielleicht gerade weil er so viel zum Powdern und Carven auf die höchsten Gipfel gestiegen war, reifte bei ihm schon früh der Wunsch zu erfahren, was hinter diesen schneebedeckten Gipfeln noch los ist. „Ich wollte immer raus in die große, weite Welt“, erinnert er sich bei dem Gespräch, für das er via Teams von Neuseeland zugeschaltet ist. In seinem ansteckenden Lachen schwingt dabei immer auch ein bisschen Ungläubigkeit mit, dass ihm die Weltentdeckung tatsächlich auch umfassend gelungen ist. Doch der Reihe nach.
Michael Gantner im letzten Lehrjahr am Prüfstand bei der Liebherr-Werk Nenzing GmbH (Österreich) im März 2016.
2012 hatte Michael Gantner nach einem ersten Schulpraktikum im Liebherr-Werk Nenzing (Österreich) eine Ausbildung zum Elektrotechniker begonnen. Schon beim Vorstellungsgespräch habe einmal er vorsichtig nachgefragt: „Ähm, kann ich von hier aus vielleicht auch mal ins Ausland gehen?“ „Das geht grundsätzlich schon, aber …“ hätten der Ausbilder gesagt. Mehr habe er da gar nicht wissen wollen. „Ich spürte einfach eine unbändige Lust auf das unbekannte Neue, auf das Abenteuer.“
In der Ausbildung musste er Eindruck auf seine Ausbilder gemacht haben. Sie trauten ihm nach erfolgreichem Abschluss 2016 einen ersten eigenständigen Auslandseinsatz als Service-Monteur für maritime Krane zu. Zuerst eine Baustelle in der Türkei, in einem Hafen in der Nähe von Istanbul, dann gleich anschließend in Trabzon am Schwarzen Meer. „Der Zufall wollte es, dass ich meinen Einsatz in Trabzon nicht wie sonst üblich im Team hatte, sondern auf mich allein gestellt war. Mit 19 hatte ich da ganz schönen Respekt vor der Aufgabe, erst recht weil der Kunde anfangs skeptisch auf mich und mein junges Alter geschaut hatte.“
Für ihn selbst sei dies wie der berühmte Sprung ins kalte Wasser gewesen. „Ich war mir anfangs nicht sicher, ob ich das schaffe, wollte mich dann aber durchbeißen. Und das war auch gut so. Ich habe da unheimlich viel gelernt – über mich und die vielen verschiedenen Menschen, mit denen ich jeden Tag zu tun hatte“, erinnert er sich. Trotzdem war er froh, als es wieder nach Hause ging.
Um die Eindrücke sacken zu lassen, traf es sich, dass er nach seiner Rückkehr in Österreich zunächst erst einmal neun Monate Zivildienst als Sanitäter beim Roten Kreuz ableisten musste. „Eine gute Zeit“, sagt er. „Aber da wurde mir auch schnell klar: Ich will wieder zu Liebherr. Ich will wieder auf Montage, zu den Kranen und Hafenanlagen, zu den Menschen aus aller Welt, die hier zusammenarbeiten.“
Anschließend konnte es für Michael Gantner gar nicht weit genug weggehen. Je unbekannter und „exotischer“ desto besser. 2017 führte ihn der Weg nach Turkmenistan – ein Riesenprojekt mit 42 Liebherr-Kranen, die dort fachkundig aufgebaut und in Betrieb genommen werden sollten. „Wo Turkmenistan liegt, musste ich erst einmal googlen: in Zentralasien gelegene ehemalige Sowjetrepublik, grenzt an das Kaspische Meer, Iran, Afghanistan, Usbekistan und Kasachstan. Die Hauptstadt ist Aşgabat.“ In Türkmenbaşy wurde in dieser Zeit ein neuer, 1,5 Quadratkilometer großer Hafen in Betrieb genommen mit weiten Umschlagflächen für Stückgut und Massengütern sowie einem eigenen Container-Terminal. Ein großes Arbeitsfeld für neue Liebherr-Krane. „Die Montage und Inbetriebnahme war total spannend und auch ein bisschen abenteuerlich. Alles hätte immer schnell gehen sollen, was aber nicht immer klappte “, sagt er.
„Wenn es um Probleme ging, waren die oft ganz woanders angesiedelt als vom Kunden angenommen. Da muss man immer sehr genau hinschauen, woran es gerade hapert. Und so ging es auf der Baustelle in Turkmenistan eben nicht nur um Technik, sondern oft auch um Überzeugungsarbeit, etwa im Umgang mit Fehlteilen, die auf unergründlichen Wegen abhanden gekommen sind und deren Neubeschaffung.“
Austausch des Wippwerkblocks am Hafenmobilkran LHM 550 in Bluff, Neuseeland, im Februar 2024.
Dass es auf Baustellen, gerade in ärmeren Ländern, nicht immer nach Plan zugeht, bedeutet für ihn, dass neben einem sehr guten Technikverständnis stets auch Organisations- und Kommunikationsfähigkeiten von den Monteuren im Service gefragt sind. Das sei zwar manchmal anstrengend, mache für Michael Gantner aber zugleich den besonderen Reiz aus. „Ich habe nie Nein gesagt zu einer Baustelle“, sagt er und strahlt dabei vergnügt. Natürlich würden am liebsten alle zum Einsatz auf die Bahamas oder nach Kalifornien entsandt werden wollen. „Mir taugen aber auch die Baustellen ohne Urlaubsflair, auf denen nicht alles bis ins letzte Detail perfekt durchorganisiert ist .“ Für ihn sei es am wichtigsten, mit netten Leuten aus unterschiedlichen Kulturen und Mentalitäten zusammenzuarbeiten und Spaß daran zu haben, gemeinsam eine Technik ins Laufen zu bringen und am Laufen zu halten, die die Liebherr-Kunden rundum zufrieden macht. „Na klar, das ist ein hoher Anspruch. Umso mehr freut es mich jedes Mal, wenn wir ihn wieder eingelöst haben.“
Davon erzählen auch die zahllosen Fotos, die er auf seinem Laptop hat. Fotografieren ist neben dem Skifahren und Bergsteigen ein Hobby des 27-Jährigen. Seine Bilder sind dabei zugleich Ausdruck seines Blicks auf die Welt. Voller Staunen, Neugier und Faszination über das Fremde und Unentdeckte. Das kommt auch in der Liebherr-Community gut an. Michael Gantners Motive haben es schon mehrfach zum „Bild des Monats“ geschafft, wurden über die Liebherr-Social Media-Kanäle ausgespielt und zigfach geteilt.
Jetzt bin ich noch keine 30 und schon 12 Jahre bei Liebherr.
„Jetzt bin ich noch keine 30 und schon 12 Jahre bei Liebherr“, sagt Michael Gantner und staunt dabei ein bisschen über sich selbst. Hätte ihm vor dem Ausbildungsantritt jemand gesagt, was er in dieser Zeit alles bei Liebherr erlebt und welche Länder er mittlerweile bereist hat, hätte er vermutlich abgewunken. Bei der Aufzählung muss er sich schon konzentrieren, kein Land und keinen Einsatz zu vergessen: Den Auftakt machte die Türkei, nach einem europäischen Intermezzo in Antwerpen ging es für ihn weiter nach Turkmenistan, Australien Neukaledonien, Neuseeland, in die Vereinigten Arabischen Emirate, den Oman und zwischendurch in den Wiener Hafen … „Nichts vergessen?“. Mittlerweile ist er im Liebherr-Kundenservice in Neuseeland angekommen. „Die weitestmögliche Entfernung von Zuhause“, stellt der Globetrotter zufrieden fest. „Davon hatte ich immer geträumt.“
Michael Gantner auf seiner letzten Baustelle in Al Jubail Island, Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) im September 2022, mit dem HS 895 HD Duty Cycle Raupenkran im Hintergrund.
Das klingt für Außenstehende nach all den Abenteuern nun doch ein bisschen nach Urlaub und Fernwehromantik. „Stimmt“, sagt Michael Gantner und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Um dann aber gleich zu relativieren. „Es gab ja auch komplizierte Herausforderungen, bei denen man sich wünscht, sie mögen schnell vorübergehen.“ Dazu gehörte ein Service- und Wartungseinsatz von mehreren Hafenkranen in Somalia. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm Temperaturen, die bis an 50°C heranreichten. „Das hat geschlaucht.“ Eigentlich sind solche Wartungsaufgaben für ihn eine vielfach durchgeführt Routine, die aber diesmal für ihn wegen der ihm dort zur Seite gestellten Helfern zur echten Herausforderung wurde. „Die waren unheimlich nett und freundlich, mussten aber erst einmal komplett angelernt werden, bevor wir überhaupt loslegen konnten. In den 45 Tagen vor Ort habe ich oft Schweißperlen nicht nur wegen der Hitze auf der Stirn gehabt “, bekennt er. „Meine Mutter sagt, ich hätte bei unseren Telefonaten in dieser Zeit schon etwas angestrengt geklungen. Aber der Kunde war zufrieden. Das ist für mich das Wichtigste.“
Ganz gleich wo Michael Gantner gerade in der Welt unterwegs ist, hält er immer engen Kontakt mit seiner Familie in Vorarlberg. „Ich bin ein Familienmensch. Meine Eltern sind selbst immer gerne gereist, sie haben mich auf meinem Weg in die Welt deswegen auch unterstützt.“ Auch wenn er sie nur selten sehe, seien ihm auch die engsten Jugendfreunde geblieben. „Wenn wir uns treffen, ist es wie früher. Wir können direkt an Gespräche und Erlebnisse aus der Vergangenheit anknüpfen. Das finde ich großartig.“ Für seinen Jahresurlaub muss er deshalb auch nicht in der Weltgeschichte herumtingeln. Den verbringt er am liebsten zuhause. In Vorarlberg – beim Skifahren und Bergsteigen. Für ihn kann’s dann nichts Größeres geben.