Aus Leidenschaft für die Liebherr-Radlader
Knapp 60 Jahre nach seiner Premiere restauriert Liebherr den Schaufellader LSL 1500, einen der ersten Radlader-Prototypen aus den Anfangsjahren der Firmengruppe. Das Exemplar ist der älteste erhaltene Liebherr-Radlader überhaupt!
Von links nach rechts: Simon Schaidreiter, Andreas Scharler, Christian Reiter, Martin Gschwend und Johann Stickler
Ein Stück Radlader Zeitgeschichte
„In der Radlader-Entwicklung beschäftigen wir uns täglich mit den neuesten Technologien und Trends. Doch wir wissen auch, wo unsere Wurzeln liegen. Und dieser Radlader hier beweist, dass Liebherr schon vor sechs Jahrzehnten innovative Maschinenkonzepte auf den Weg gebracht hat“, erzählt Martin Gschwend, der als Geschäftsführer im Liebherr-Werk Bischofshofen für den weltweiten Vertrieb der Liebherr-Radlader verantwortlich ist.
Dabei begutachtet er am Werksgelände in Bischofshofen eine besondere Rarität: Einen Liebherr-Schaufellader LSL 1500 aus den frühen 1960er Jahren, den die Radlader-Spezialisten in Bischofshofen in den letzten Monaten mit viel Leidenschaft komplett restauriert haben. Der Radlader ist das einzige verbliebene Exemplar aus einer Nullserie mit nur fünf Maschinen und damit der älteste erhaltene Liebherr-Radlader überhaupt. Liebherr zeigte den Schaufellader erstmals im Jahr 1962 auf der Industrie-Messe in Hannover. Danach starteten die fünf Prototypen in ihr Arbeitsleben und lieferten über die Jahre hinweg wertvolle Erfahrungswerte.
Der LSL 1500 im Einsatz bei Fried-Sped in den 90ern
So blickt auch der in Bischofshofen restaurierte LSL 1500 auf eine bewegte Geschichte zurück. Nach einigen Jahren in einem Kieswerk im Großraum Biberach erreichte die Maschine um das Jahr 1980 die Fried-Sped Unternehmensgruppe in Ummendorf. Beim Logistik-Spezialisten verrichtete der LSL 1500 rund 20 Jahre lang zuverlässig seinen Dienst. Zu den Hauptaufgaben gehörte das Verladen schwerer Pakete mit Stahlwinkeln, wofür der Radlader mit einem Gabelträger und zusätzlichem Heckballast ausgestattet wurde.
Anfang der 2000er Jahre, der Schaufellader war zu dieser Zeit bereits rund 40 Jahre alt, nahm Markus Liebherr den Prototypen zu sich auf die Heinrichsburg in Eberhardzell. Ab dem Jahr 2011 verwahrte Liebherr den mittlerweile stillgelegten Radlader-Prototyp im Werk in Kirchdorf an der Iller. Dieser Lagerplatz sollte jedoch nicht die letzte Ruhestätte für das Radlader-Urgestein sein. Denn im Jahr 2019 entschied sich die Geschäftsführung der Liebherr-Werk Bischofshofen GmbH, den letzten verbliebenen LSL 1500 vollumfänglich zu restaurieren.
Die Restaurierung
Vom Alteisen zum Ausstellungsstück
Liebherr investierte rund 650 Arbeitsstunden in die Aufbereitung des Oldtimers
Der Weg zum restaurierten Schmuckstück war nicht einfach. Der knapp 60 Jahre alte Radlader erreichte das Liebherr-Werk in Bischofshofen in mehreren Einzelteilen. Und mittlerweile hatte der Zahn der Zeit, vor allem in Form von Rost und Frostschäden, intensiv am Schaufellader genagt. „Zunächst haben wir die Maschine komplett zerlegt, um zu prüfen, ob alle Teile vorhanden sind. Erst danach konnten wir damit beginnen, Baugruppe für Baugruppe schrittweise aufzubereiten“, beschreibt Andreas Scharler, langjähriger Leiter des Reparaturzentrums.
So startete man im Frühjahr 2020 mit dem Projekt. Dabei haben die Radlader-Experten bis auf die letzte Schraube jedes Einzelteil des LSL 1500 mindestens einmal in der Hand gehabt und saniert. Für das Team war die Aufbereitung viel mehr als bloße Nostalgie: „Bei der Aufbereitung haben mehrere Lehrlinge mitgearbeitet. Für sie bot sich die seltene Möglichkeit, die Technik von früher in der Praxis anzugreifen und zu verstehen“, erklärt Scharler.
An vielen Stellen war technisches Können und Improvisationstalent gefragt. „Beim Startvorgang des Dieselmotors wechselt die Betriebsspannung kurzfristig von 12 auf 24 Volt. Diesen Vorgang mussten wir zuerst richtig analysieren, um den Radlader erfolgreich starten zu können. Es war ein schöner Moment, den kraftvollen Sechszylinder-Dieselmotor zum ersten Mal laufen zu hören“, so Scharler, der mit seinem Team über 650 Arbeitsstunden in den Oldtimer investiert hat. Der nun wieder komplett funktionstüchtige LSL 1500 soll im Liebherr-Werk Bischofshofen zukünftig als Ausstellungsstück für Kundenbesuche dienen.